Haas: Wenn’s laft
Gut is gangen, nix is geschehen. So könnte man die Reaktion der Investoren nach dem ersten Wahlgang in Frankreich zusammenfassen. Mit dem Einzug des „gemäßigten“ Kandidaten Macron in die Stichwahl ist das von einigen befürchtete „Worst Case“ Szenario nicht eingetroffen. Das Resultat war ein montägliches Kursfeuerwerk: Der französische CAC 40 konnte um über 4% zulegen und auch der Rest der europäischen Börsen schoss nach oben. Ob eine RBI deswegen wirklich um beinahe 10% mehr Wert ist als am Freitag kann man natürlich kritisch hinterfragen, denn in der Tortengrafik mit der die Firmen ihren Geschäftsanteil in den jeweiligen Ländern darstellen, fehlt das „Frankreich-Stückl“ wie bei so vielen anderen heimischen Unternehmen. Aber wenn man sich diese Frage im Vorfeld schon nicht gestellt hat, als die Aktie aufgrund diverser Ängste innerhalb von 2 Wochen fast 20% verlor, wieso sollte man sich jetzt auf einmal von den Fakten die gute Geschichte verderben lassen?
Eine Fülle an Fakten brachte diese Woche auch die Berichtssaison, sowohl in Übersee als auch in Europa. Würden wir hier alle durchgehen, käme wohl einer dieser 300 Seiten Berichte raus, den manche Research-Häuser mit Vorliebe veröffentlichen, denn immerhin müssen ja auch sechs verschiedene Analysten beschäftigt werden. Dieses Luxusproblem haben wir nicht, daher in aller Kürze: Alles gut! Naja fast alles. Wie auch in den USA meldeten die europäischen Großbanken vergangene Woche durchwegs solide Ergebnisse. Genauso wie in den USA gab es jedoch eine Firma, die im Vergleich zu den anderen etwas hinterher hinkte. Normalerweise würde sich die Deutsche Bank wohl über die Bezeichnung „Goldman Sachs von Europa“ freuen, aber diesmal ist das wohl nicht unbedingt als Kompliment zu sehen. Wie auch Goldman konnte die Deutsche Bank die Erwartungen der Analysten vor allem beim Handelsergebnis nicht erfüllen.
Abseits dessen lassen die guten Ergebnisse aus Europa jedoch auch für die heimischen Banken Optimismus aufkommen. Sieht man sich jedoch die Resultate genauer an, fällt auf, dass es sich bei den Treibern oftmals um Zugewinne beim Handel, der Vermögensverwaltung oder um eine Normalisierung in bisherigen Problemregionen wie der Türkei oder Brasilien handelt. Bleibt also abzuwarten, ob auch die heimischen Institute hier profitieren können, in den letzten Jahren waren die Q1-Ergebnisse ja oftmals von außerordentlich niedrigen Kreditrückstellungen geprägt…
Aber nicht nur die Banken beflügelten die Phantasie der Investoren. Auch die großen Industriewerte lieferten starke Ergebnisse, allen voran der US-Maschinenriese Caterpillar. Steigende Investitionen und vor allem ein erneutes Anspringen der Bautätigkeit in China führten zu Quartalszahlen die deutlich über den Erwartungen lagen. In dieselbe Kerbe schlug auch die heimische Palfinger, die unter anderem berichtete, dass der Auftragseingang in China derzeit bei 200-300 Kränen pro Monat liegt, im Vergleich zu knapp 100 Kränen im Jahr davor. Aufgrund der guten Nachfrage stößt die Firma mittlerweile auf eines der wenigen Probleme, die Investoren gerne mal verzeihen: Die Nachfrage ist im Moment so hoch, dass sie in einigen Regionen bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stoßt…
Eine deutlich bessere Nachfrage meldete auch der in der Schweiz notierte Sensorhersteller ams. Die für ihre Kursausschläge bekannte Aktie machte danach ihrem Ruf alle Ehre, ein Plus von beinahe 20% - innerhalb eines Tages wohlgemerkt - dürfte wohl bei so manchem Investor für Freudensprünge gesorgt haben. Dass die Aktie damit im Vergleich zu ihren Mitbewerbern beinahe unverschämt teuer ist, spielt dabei im Moment ebenso wenig eine Rolle, wie die Tatsache, dass die starke Nachfrage gleich wieder weg sein könnte im nächsten Jahr, denn die Abhängigkeit von den großen Smartphone-Herstellern ist nach wie vor hoch.
Zum Drüberstreuen gab es auch noch eine „positive Gewinnwarnung“ der OMV (aufgrund von positiven Einmaleffekten und höheren Gaspreisen sollten die Q1/17E Ergebnisse deutlich über dem aktuellen Analystenkonsensus liegen), sodass es wirklich schwierig war, diese Woche ein Haar in der Suppe zu finden. Und dabei haben wir die guten Ergebnisse der US-Riesen wie der Google-Mutter Alphabet, McDonalds oder Amazon noch gar nicht erwähnt. Umso überraschender ist die Tatsache, dass Debatten über den Steuerplan von US-Präsident Trump und andere „wichtige Themen“ noch immer Platz in diversen Börsenmedien in Anspruch nehmen. Einige Marktteilnehmer halten offenbar noch immer an ihrem Glauben fest, die gesamte Bewegung an den Börsen würde nur an der Agenda von Präsident Trump und seinen Schergen hängen. Aber vielleicht wollen sie auch einfach kein Geld verdienen?