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Kraft schielt auf die doppelt so große Unilever
Der US-amerikanische Ketchup-Hersteller Kraft Heinz versetzt die Lebensmittelbranche mit einem 143 Mrd. Dollar (134 Mrd. Euro) schweren Übernahmevorstoß für den etwa doppelt so großen Konkurrenten Unilever in Aufruhr. Ob der Mega-Deal zustande kommt, ist allerdings offen: Der britisch-niederländische Konzern wies das Angebot umgehend als zu niedrig zurück.
Eine Fusion der beiden Firmen mit Marken wie Philadelphia-Frischkäse, Weight Watchers, Knorr, Lipton und Dove wäre eine der größten Übernahmen in der Wirtschaftsgeschichte. Es entstünde ein Konsumgüter-Gigant mit einem Umsatz von gut 82 Mrd. Dollar, der nahe an den Schweizer Weltmarktführer Nestle mit 89 Mrd. Dollar heranrückt. Treibende Kraft hinter den Fusionsbestrebungen dürften Investoren sein, die die US-amerikanische Lebensmittelbranche bereits seit Jahren umpflügen: Hinter Kraft Heinz stehen der Milliardär Warren Buffett mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway sowie der Finanzinvestor 3G Capital.
Unilever will von einer Fusion mit den US-Amerikanern aber nichts wissen: Das Angebot schätze den Wert der Firma deutlich zu niedrig ein. Zudem gebe es strategische Gründe, die gegen einen Deal sprächen. Daher sehe Unilever keine Grundlage für weitere Gespräche. Doch Kraft Heinz will sich nicht so leicht abschütteln lassen: "Wir freuen uns darauf, eine Einigung über die Bedingungen einer Transaktion zu erreichen."
An der Börse sorgte der Vorstoß für ein Kursfeuerwerk: Die Unilever-Aktie schoss in London zeitweise um mehr als 14 Prozent in die Höhe und markierte ein Rekordhoch bei 3.848 Pence. Laut Unilever entspricht das Angebot von Kraft Heinz einem Aufpreis von 18 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs der Aktie vom Donnerstag. Analysten sagten, es sei nicht ausgeschlossen, dass die Amerikaner nachlegten. Auch bei den Kraft-Heinz-Aktionären kamen die Pläne gut an: Das Papier legte knapp acht Prozent zu.
Die Lebensmittelbranche ist seit Jahren im Umbruch - vor allem in den USA: Kraft Heinz war selbst erst 2015 aus der Fusion des Ketchup-Herstellers Heinz mit dem Philadelphia-Produzenten Kraft hervorgegangen. Mitgemischt hatte bereits damals der Finanzinvestor 3G - und es war nicht der erste Coup: 3G hatte zuvor bei der Fusion von Burger King und Tim Hortons und beim Bier-Zusammenschluss Anheuser-Busch Inbev seine Finger im Spiel.
Doch auch andere haben sich einen Namen gemacht: Der Investor Nelson Peltz etwa war maßgeblich an der Abspaltung der "Milka"-Firma Mondelez von Kraft Foods beteiligt. Auch bei Pepsi hatte sich Peltz eingekauft - scheiterte aber mit dem Versuch, den Getränke- und Snack-Riesen aufzuspalten.
Nestle als Nummer eins der Branche will dabei vorerst nicht mitmischen: Die Zeit für große Übernahmen sei nicht gut, weil viele Unternehmen aktuell sehr teuer seien, hatte Firmenchef Mark Schneider erst am Donnerstag erklärt. Zudem hat Schneider erst zum Jahreswechsel offiziell auf dem Chefsessel Platz genommen. Er will sich in der für ihn neuen Branche - Schneider kommt vom deutschen Gesundheitskonzern Fresenius - erst einarbeiten. Er wolle daher "nicht wild um sich schießen", sagte er in einem Interview der Zeitschrift "Finanz und Wirtschaft". Zu einem möglichen Zusammenschluss der beiden Wettbewerber wollte sich Nestle nicht äußern.
Experten sehen allerdings auch Probleme für einen Deal von Kraft Heinz und Unilever: "Wegen der schieren Größe der Transaktion werden sich auf jeden Fall Kartellbehörden einschalten", sagte Chef-Analyst Michael Hewson vom Wertpapierhändler CMC Markets. Hürden erwartet er auch von Seiten der Regierungen, in denen die Konzerne große Produktionsstätten betreiben. Vor allem in Großbritannien und den Niederlanden sei mit Widerstand zu rechnen. "Die britischen Behörden haben schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht mit gebrochenen Versprechen nach dem Kraft/Cadbury-Deal und ich gehe nicht davon aus, dass sie sich nochmals täuschen lassen."
(Von Martinne Geller/Reuters/APA)
Eine Fusion der beiden Firmen mit Marken wie Philadelphia-Frischkäse, Weight Watchers, Knorr, Lipton und Dove wäre eine der größten Übernahmen in der Wirtschaftsgeschichte. Es entstünde ein Konsumgüter-Gigant mit einem Umsatz von gut 82 Mrd. Dollar, der nahe an den Schweizer Weltmarktführer Nestle mit 89 Mrd. Dollar heranrückt. Treibende Kraft hinter den Fusionsbestrebungen dürften Investoren sein, die die US-amerikanische Lebensmittelbranche bereits seit Jahren umpflügen: Hinter Kraft Heinz stehen der Milliardär Warren Buffett mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway sowie der Finanzinvestor 3G Capital.
Unilever will von einer Fusion mit den US-Amerikanern aber nichts wissen: Das Angebot schätze den Wert der Firma deutlich zu niedrig ein. Zudem gebe es strategische Gründe, die gegen einen Deal sprächen. Daher sehe Unilever keine Grundlage für weitere Gespräche. Doch Kraft Heinz will sich nicht so leicht abschütteln lassen: "Wir freuen uns darauf, eine Einigung über die Bedingungen einer Transaktion zu erreichen."
An der Börse sorgte der Vorstoß für ein Kursfeuerwerk: Die Unilever-Aktie schoss in London zeitweise um mehr als 14 Prozent in die Höhe und markierte ein Rekordhoch bei 3.848 Pence. Laut Unilever entspricht das Angebot von Kraft Heinz einem Aufpreis von 18 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs der Aktie vom Donnerstag. Analysten sagten, es sei nicht ausgeschlossen, dass die Amerikaner nachlegten. Auch bei den Kraft-Heinz-Aktionären kamen die Pläne gut an: Das Papier legte knapp acht Prozent zu.
Die Lebensmittelbranche ist seit Jahren im Umbruch - vor allem in den USA: Kraft Heinz war selbst erst 2015 aus der Fusion des Ketchup-Herstellers Heinz mit dem Philadelphia-Produzenten Kraft hervorgegangen. Mitgemischt hatte bereits damals der Finanzinvestor 3G - und es war nicht der erste Coup: 3G hatte zuvor bei der Fusion von Burger King und Tim Hortons und beim Bier-Zusammenschluss Anheuser-Busch Inbev seine Finger im Spiel.
Doch auch andere haben sich einen Namen gemacht: Der Investor Nelson Peltz etwa war maßgeblich an der Abspaltung der "Milka"-Firma Mondelez von Kraft Foods beteiligt. Auch bei Pepsi hatte sich Peltz eingekauft - scheiterte aber mit dem Versuch, den Getränke- und Snack-Riesen aufzuspalten.
Nestle als Nummer eins der Branche will dabei vorerst nicht mitmischen: Die Zeit für große Übernahmen sei nicht gut, weil viele Unternehmen aktuell sehr teuer seien, hatte Firmenchef Mark Schneider erst am Donnerstag erklärt. Zudem hat Schneider erst zum Jahreswechsel offiziell auf dem Chefsessel Platz genommen. Er will sich in der für ihn neuen Branche - Schneider kommt vom deutschen Gesundheitskonzern Fresenius - erst einarbeiten. Er wolle daher "nicht wild um sich schießen", sagte er in einem Interview der Zeitschrift "Finanz und Wirtschaft". Zu einem möglichen Zusammenschluss der beiden Wettbewerber wollte sich Nestle nicht äußern.
Experten sehen allerdings auch Probleme für einen Deal von Kraft Heinz und Unilever: "Wegen der schieren Größe der Transaktion werden sich auf jeden Fall Kartellbehörden einschalten", sagte Chef-Analyst Michael Hewson vom Wertpapierhändler CMC Markets. Hürden erwartet er auch von Seiten der Regierungen, in denen die Konzerne große Produktionsstätten betreiben. Vor allem in Großbritannien und den Niederlanden sei mit Widerstand zu rechnen. "Die britischen Behörden haben schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht mit gebrochenen Versprechen nach dem Kraft/Cadbury-Deal und ich gehe nicht davon aus, dass sie sich nochmals täuschen lassen."
(Von Martinne Geller/Reuters/APA)