conwert: Eigentlich einmal im Kreis gedreht
So schnell kann’s gehen. Vor weniger als einem Jahr war noch die deutsche Adler Real Estate mit 22,37 Prozent der größte Einzelaktionär conwerts und verlangte „unverzüglich die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung“, bei der drei der vier Verwaltungsratsmitglieder abgewählt werden sollten. Adler Real Estate war im August 2015 mit einem knappen Viertel bei conwert eingestiegen - durch die Übernahme des conwert-Großaktionärs MountainPeak Trading Ltd. (Zypern) des israelischen Milliardärs Teddy Sagi. Daraus wurde aber nichts, der Verwaltungsrat wurde nicht wie gewünscht umgebaut - schlussendlich auch, weil wenig Monate später die Nummer 1 des deutschsprachigen Wohnimmobiliensektors auf den Plan trat - Vonovia. Dabei hätte diese das eigentlich vielleicht gar nicht mehr tun können. Denn eigentlich, so moniert Ende des Jahres dann die FMA, hätten die conwert-Großinvestoren Adler Real Estate AG, MountainPeak Trading, Cevdet Caner, Westgrund AG und Petrus Advisers schon längst ein Pflichtangebot an die anderen Aktionäre stellen müssen.
Doch so kam Vonovia zum Zug - mit dem bis dahin besten Angebot an die Aktionäre: Offeriert wurden 74 Vonovia-Aktien für jeweils 149 conwert-Titel. Das entsprach einem Gegenwert von 17,58 Euro je conwert-Aktie Und entsprach, bezogen auf den durchschnittlichen volumengewichteten Börsenkurs der sechs Monate zuvor, einer Prämie von 23,8 Prozent. Alternativ bot Vonovia den conwert-Aktionären eine in Österreich verpflichtende Barzahlung von 16,16 Euro je Aktie. Adler Real Estate war eine der ersten Wortmeldungen zu dem Angebot - es wurde angenommen.
Vor Vonovia hatte bereits die Nummer 2 am Wohnimmobilienmarkt - Deutsche Wohnen - versucht, sich den österreichischen Konkurrenten einzuverleiben. Doch die Deutsche Wohnen AG scheiterte vor rund zwei Jahren an demselben Vorhaben. Das Angebot lag bei 11,50 Euro je Aktie. Das in Summe mehr als 1 Mrd. Euro schwere Offert wurde damals von den conwert-Aktionären nicht in ausreichendem Maße angenommen. Der Deal kam nicht zustande. Vonovia lässt sich den Deal nun bis zu 2,9 Milliarden Euro kosten lassen. Was nicht zuletzt Adlers Kassen füllte: Die Transaktion brachte dem damaligen conwert-Aktionär einen Nettogewinn von 101 Mio. Euro.
conwert-Aktionäre hatten bis zum 19. Dezember Zeit, ihre Anteilsscheine im Rahmen des freiwilligen Übernahmeangebots Vonovia anzudienen. Damit der Deal zustande kommt, mussten dies mehr als die Hälfte aller conwert-Aktien tun. Dann gibt es noch eine Nachfrist bis 23. März für all jene Aktionäre gedacht, die das Angebot noch nicht angenommen haben. Der Deal kam jedenfalls zustande, denn Vonovia hielt bereits mit Ablauf der erste Frist mit 71,54 Prozent mehr als die geforderten 50 Prozent. Dabei wurden 70,87 Prozent der Anteilsscheine in das Barangebot eingeliefert, für 0,67 Prozent der conwert-Aktien wurde die Tauschalternative gewählt.
conwert soll jedenfalls weiter die Zentrale in Wien haben und hier an der Börse gelistet bleiben.
Die meisten der 24.500 conwert-Wohnungen liegen in Deutschland. Die Integration in die 340.000 Vonovia-Wohnungen soll Synergien von mindestens 7 Mio. Euro im Jahr bringen, zur Gänze realisiert bis 2018. Dann gibt es noch rund 2400 conwert-Wohnungen in Wien. Vonovia ist deutlich größer: Der deutsche Immobilienriese verwaltet rund 400.000 Wohnungen - eigene und für Dritte.
Womit wir den Kreis sich schließen lassen und an den Beginn zurückkehren - der Wahl in den Verwaltungsrat. Dieser wird im Zuge einer außerordentlichen Hauptversammlung am 27. Jänner neu besetzt, sämtliche bisherige Verwaltungsratsmitglieder haben ihre Mandate mit Wirkung des Ablaufs der Hauptversammlung niedergelegt. Zur Wiederwahl stellen sich Alexander Proschofsky, Peter Hohlbein und Andreas Lehner. Neu in das Gremium gewählt werden sollen Rolf Buch, Stefan Kirsten, Fabian Heß und Sabine Gleiß.
Die ao HV findet am Freitag, 27. Jänner,
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