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Das Projekt Raiffeisen Bank neu erreicht die Weichenstellung

Die Umgestaltung des Raiffeisen-Bankensektors mit der Fusion des Spitzeninstituts Raiffeisen Zentralbank (RZB) und der börsennotierten Osteuropatochter Raiffeisenbank International (RBI) rückt näher. Der Schritt wurde im Mai des Vorjahres eingeleitet und nähert sich mit der dieswöchigen Hauptversammlungs ihrem vorläufigen Höhepunkt. 75 Prozent der (anwesenden) Aktionäre müssen jeweils zustimmen - was aber mehr als pro-forma-Abstimmung denn echter Härtetest gilt - zu groß ist der jeweilige Einfluss der Großaktionäre aus dem Raiffeisen-Bankensektor als da etwas schief gehen könnte - und die Raiffeisen-Banken unterstützen den Plan. Bis längstens 31. März 2017 muss alles fertig sein für die Eintragung der Fusion, die rückwirkend zum 30. Juni 2016 wirksam werden soll. Der Großteil der Vorarbeiten ist mittlerweile erledigt. So wurde die R-Landesbanken-Beteiligung, die die Anteile der RBI hielt, per 30.9.2016 auf die Raiffeisen-Landesbanken-Holding GmbH verschmolzen, die Eigentümerholding über der RZB.

Die RBI hat in Wien derzeit rund 1.800 Beschäftigte, in der Gruppe mit dem Osteuropa-Netzwerk sind es mehr als 51.700 Leute. Die RZB (als Holding) beschäftigt selber nur 235. Sie hält dafür ein milliardenschweres Beteiligungsportfolio, neben der größten Tochter (RBI) ist sie u.a. an der UNIQA beteiligt. Dazu kommt eine Vielzahl kleinerer Beteiligungen im heimischen Finanzwesen. In der Pro-Forma-Ergebnisrechnung hätte die Fusionsbank Ende September 2016 eine Bilanzsumme von 137,3 Milliarden Euro. Die RBI steuerte 113,8 Milliarden bei. Wäre die RZB jetzt schon in der RBI aufgegangen, wäre in der Fusionsbank per Ende September ein Rückgang des Nettogewinns um 23 Prozent auf 433 Mio. Euro in den Büchern gestanden. Davon stammten 9 Prozent von der RZB - die RBI selbst meldete für die ersten neun Monate einen Rückgang des Nettogewinns um 14,7 Prozent auf 394 Mio. Euro.

Das neue Institut, das wie die RBI an der Börse notieren wird, hätte rechnerisch am 30. Juni 11,3 Prozent Kernkapital gehabt und soll Ende 2017 über 12 Prozent kommen.

Bei der Fusion bringen die Eigentümer der RZB nicht nur ihre Anteile am Spitzeninstitut des Raiffeisen-Bankensektors ein, sondern auch die damit verbundenen Beteiligungen, von der Raiffeisen KAG über Leipnik-Lundenburger bis zur Bausparkasse. Das ergibt eine technische Kapitalerhöhung bei der RBI, an der die Streubesitz-Aktionäre nicht teilnehmen. Der Streubesitz wird daher von 39,2 Prozent auf 34,9 Prozent fallen. Anders ausgedrückt: Die RZB hält jetzt 60,8 Prozent an der RBI, in Zukunft werden die derzeitigen RZB-Eigentümer dann 65,1 Prozent an der fusionierten RBI halten.

RZB braucht’s mehr. Derzeit hat die RBI mit 12,2 Prozent einen als komfortablen geltenden Kapitalpolster, die RZB aber mit 10,6 Prozent zu wenig - darum im Endeffekt auch der Wunsch zur Fusion. Das neue fusionierte Institut hat rechnerisch ein Kernkapital von 11,3 Prozent und soll bis Ende 2017 wieder über 12 Prozent kommen - der große Vorteil der Fusion: Die RZB kann sich derzeit einen Teil des RBI-Kapitals nicht anrechnen lassen, weil ihre voll konsolidierte Tochter RBI mit knapp 40 Prozent an der Börse notiert - die Minderheitenanteile des Streubesitzes. Der RZB werden dadurch etwa 0,8 Prozentpunkte an Kapital nicht angerechnet. Durch die Fusion entfällt dieser Minderheiten-Abzug - die fusionierte Bank hat somit alleine aus diesem Titel um 0,8 Prozentpunkte mehr Kernkapital als die RZB Holding zuvor.

Für das fusionierte Institut gelten die Finanzziele der RBI: Das Kernkapital (CET1 Ratio fully loaded) von mindestens 12 Prozent und eine Eigenmittelquote (fully loaded) von mindestens 16 Prozent bis Ende 2017. Die Rendite (Return on Equity vor Steuern) soll mittelfristig rund 14 Prozent und der Konzern-Return-on-Equity rund 11 Prozent betragen, für die Cost/Income Ratio werden 50 bis 55 Prozent angestrebt.

Vorhanden sind mittlerweile auch die Prüfberichte der Verschmelzungsprüfer. Dies (auf Basis der sich im Umlauf befindlichen Aktien): BDO bestimmte den Unternehmenswert der RBI mit 6,2 (21,3 Euro je Aktie) bis 7,1 Mrd. Euro, EY kommt auf 6,4 bis 7,0 Mrd. - demgegenüber steht ein aktueller Aktienkurs von 19,5 Euro. Den Bericht gibt’s hier.

Personelles. Die Neugestaltung spiegelt sich auch auf personeller Ebene wider: Bisher hatte die RBI sechs Vorstände, die RZB drei. Die neue RBI wird wieder sechs Vorstandsmitglieder haben. Die bisherigen RZB-Vorstände Walter Rothensteiner, Johannes Schuster und Michael Höllerer gehören dem Vorstand der Fusionsbank nicht mehr an. Schuster wird Mitte 2017 Finanzvorstand einer Tochterbank in einem Nachbarland im Osten. Höllerer soll sich als Generalbevollmächtigter ums Regulatorische, Kontakte zur Aufsicht und Digitalisierungsprojekte kümmern.

Der bisherige Vorstandschef der RBI, Karl Sevelda, legt sein Amt nieder, sobald die Fusion der beiden Banken rechtswirksam geworden ist und bleibt damit voraussichtlich bis Ende März. Dann übernimmt die neue Bankspitze: Johann Strobl wird neuer Konzernchef der neuen Bank, er war bisher Vizechef der RBI. Strobl, promovierter Betriebswirt mit 27 Jahren Bankerfahrung, war vom Vorstand der Bank Austria zu Raiffeisen gekommen, wo er ab 2007 Risikovorstand der RZB war. Seit 2010 ist er im Vorstand der RBI, seit 2013 stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

Sobald die Fusion im Firmenbuch eingetragen ist, besteht der Vorstand aus Strobl (Vorsitzender), Klemens Breuer (stellvertretender Vorstandsvorsitzender), Martin Grüll (CFO), Andreas Gschwenter, Peter Lennkh sowie Hannes Mösenbacher, der bisher dem Vorstand nicht angehört hatte.

Als Aktie ein durchschnittlicher ‘Erfolg’. Die Raiffeisen International Bank-Holding (so der ursprüngliche Name) notiert seit 28. April 2005 an der Wiener Börse. Bei einer angebotenen Preisspanne der Aktien zwischen 27,0 und 33,0 Euro je Stück, wurde nach einer 20-fachen Überzeichnung der Emissionstranche ein IPO-Preis von 32,5 Euro erzielt. Der Börsengang brachte 1,11 Milliarden Euro ein - die Marktkapitalisierung zur Emission lag bei 4,64 Milliarden Euro. Mit 70 Prozent war die Raiffeisen Zentralbank nach wie vor Hauptaktionär. Bis Ende März 2007 hatte sich der Aktienkurs um mehr als 240% auf knapp 120 Euro pro Aktie erhöht (Das Hoch war am 19. Juli mit 118,65 Euro). Die Marktkapitalisierung betrug rund 15 Milliarden Euro. Im September 2007 erfolgte an eine Kapitalerhöhung der RI mit einem Volumen von geplanten 1,2 Milliarden Euro. Insgesamt wurden 11,9 Mio. Aktien zu einem Preis von 104 Euro zugeteilt. Der Anteil der RZB sank dadurch auf 68,5 Prozent.

Im Jänner 2014 begann die nächste Kapitalerhöhung - diesmal wurden 97,5 Millionen Aktien á 28,5 Euro verkauft - das Platzierungsvolumen lag somit bei 2,78 Milliarden Euro. Heute beträgt die Marktkapitalisierung 5,72 Milliarden Euro. Wer 2005 zur Emission zeichnete, hat somit seit damals mit diesem Investment im Schnitt 1,99 Prozent pro Jahr verloren: Zum Vergleich - der ATX liegt bei plus 2,63 Prozent, Europas Branchenindex bei minus 2,79 Prozent, die Erste Group bei minus 1,11 Prozent - und die Stammaktie der Oberbank bei im Schnitt plus 8,87 Prozent.

Die ao HV findet am 24. Jänner um 10:00 Uhr statt. Ort: Austria Center Vienna (ACV), Bruno-Kreisky-Platz 1, 1220 Wien.

Eine Live-Übertragung von Teilen der Hauptversammlung steht unter folgendem Link zur Verfügung: webcast.a1.net/aohv_rbi_2017/de/

Mehr zur Raiffeisen Bank International gibt’s hier.

Aus dem Börse Express PDF vom 23. Jänner. Dort mit allen Charts und Grafiken. Zum Abo geht es unter http://bit.ly/byCn49 - Abonnenten haben Zugriff auf das komplette PDF-Archiv 

Relevante Links: Raiffeisen Bank International AG