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voestalpine allein auf weiter Flur

Vielleicht wurde auch zu viel erwartet - aber Anleger zeigten sich nach der ersten Pressekonferenz Donald Trumps seit seiner Wahl zum US-Präsidenten enttäuscht: Infrastrukturmaßnahmen (außer dem Mauerbau zu Mexiko), Deregulierung, Steuerreform etc. - nahezu keine der vielen im Wahlkampf geäußerten Ideen zur Stimulierung der Wirtschaft fanden gestern Erwähnung. Vielmehr erneuerte Trump seine Kritik an der chinesischen Handelspolitik und drohte erneut mit Strafzöllen. Weltweit fielen die Kurse somit im Schnitt, Konjunkturdaten fielen zwar robust aus - so ist die Industrieproduktion in der Eurozone im November überraschend deutlich gestiegen - , half aber auch nichts. Doch während etwa der DAX rund einen Prozent verlor, ging der ATX mit einer schwarzen Null aus dem Tag.

SBO legte 1,4 Prozent auf 76,95 Euro zu: die RCB erhöhte das Kursziel von 60 auf 85 Euro - siehe related stories. O,21 Prozent waren es bei der OMV, nachdem auch Öl wieder höher ging.

Agrana legte nach Q3-Zahlen um 2,67 Prozent zu. Der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern hat in den ersten drei Quartalen im Geschäftsjahr 2016/17 einen Gewinn von 92,5 Mio. Euro erzielt - ein Plus von 34,5 Prozent. Daneben wurde mitgeteilt, eine Kapitalerhöhung zu erwägen. Der Streubesitz könnte von bisher rund sieben auf rund 20 Prozent erhöht werden.

Auch die voestalpine legte 0,99 Prozent auf 37,685 Euro zu - als einziger Stahlwert im entsprechenden europäischen Branchenindex, wo's teils richtig zur Sache ging. Aber bei der voestalpine hatten wir heute eine JPMorgan, die mit einem Übergewichten ein Kursziel von 42,0 Euro sieht, und gestern Baader-Helvea mit Kaufen und Kursziel 44,0 Euro. Europaweit hingegen warfen Anleger aus Furcht vor einem Preisverfall bei Edelstahl Aktien aus diesem Sektor in hohem Bogen aus ihren Depots (bei der voestalpine die zugekaufte Böhler-Uddeholm). Die Aktie von Outokumpu aus Finnland fiel zeitweise um 13 Prozent, in Madrid büßte Acerinox bis zu sieben Prozent ein, bei Aperam aus Luxemburg waren es knapp sieben Prozent. Auslöser der Verkaufswelle war ein Preisrutsch bei Nickel, das zur Stahl-Herstellung benötigt wird. Das Metall verlor bis zu 5,1 Prozent und markierte mit 9660 Dollar je Tonne ein Vier-Monats-Tief. Grund hierfür sind gelockerte Exportbeschränkungen für Nickel-Erz durch den wichtigen Lieferanten Indonesien, sagt Kim Gorschelnik, Chef-Analyst der Investmentfirma FIM. Der Preisverfall dämpfe die Stahl-Nachfrage, weil Abnehmer darauf hofften, die Produkte zu einem späteren Zeitpunkt billiger einkaufen zu können.

Auch an der Wall Street standen auch Stahlwerte unter Druck: US Steel, Steel Dynamics und AK Steel fielen vorbörslich um bis zu rund drei Prozent. Die Credit Suisse stufte die Branche von Overweight auf Market Weight zurück - wegen eines Überangebots muss mit fallenden Preisen gerechnet werden.

Unter Druck standen grosso modo auch Pharmatitel. Mit seinen skeptischen Aussagen zur Branche hatte Donald Trump den Eindruck geweckt, dass er die Medikamentenpreise deckeln könnte/will. In Wien traf das Valneva als Schlusslicht des Tages im ATXPrime. Spitzenreiter war Porr, auch wenn die sicher nichts mit dem Mauerbau zu Mexiko zu tun haben werden.