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Bremsspuren am deutschen Gewerbeimmobilien-Markt

Nach sechs Rekordjahren zeigen sich am deutschen Markt für Gewerbeimmobilien erstmals Bremsspuren. Der Handel mit Büros, Läden, Hotels und Lager-Immobilien ist 2016 um vier Prozent auf 52,9 Mrd. Euro geschrumpft, teilte der Immobilienberater Jones Lang LaSalle (JLL) mit. Dank eines furiosen Jahres-Endspurts sei 2016 aber immer noch das drittstärkste Jahr gewesen.

Grund für den Rückgang sei vor allem, dass Investoren nicht mehr genügend Kaufobjekte finden, sagt JLL-Deutschland-Chef Frank Pörschke. "Noch immer deuten aber alle fundamentalen Marktindikatoren auf eine Fortsetzung der Hochphase auf den Immobilienmärkten hin."

Für das laufende Jahr sagt JLL ein Transaktionsvolumen von 45 bis 50 Mrd. Euro voraus. Die Zeit der Nullzinsen sei vorbei, und für die Großinvestoren würden auch andere Anlagen wieder attraktiver. "Damit wird auch der Kapitaldruck auf Immobilien etwas nachlassen", erklärte JLL-Manager Timo Tschammler.

Angesichts steigender Kaufpreise mussten sich die Investoren bei Büroimmobilien bereits mit geringeren Renditen zufriedengeben, auch wenn die Mieten weiter stiegen. In den wichtigsten sieben Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart haben die Preise 2016 laut JLL um 20 Prozent angezogen, im neuen Jahr rechnen die Experten nur noch mit 7 Prozent Preisauftrieb.

Vom Schlussspurt habe vor allem Frankfurt profitiert. Hier wurden Gewerbeimmobilien für 7,3 Mrd. Euro verkauft, 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit dem Commerzbank-Tower und dem neuen Wolkenkratzer TaunusTurm, die jeweils mehr als 600 Millionen Euro kosteten, spielten sich in der Finanz-Metropole auch die beiden teuersten Einzeltransaktionen ab. Das größte Portfolio, die IVG-Tochter OfficeFirst mit dem Büro- und Geschäftskomplex "The Squaire" am Frankfurter Flughafen, ging für 3,3 Milliarden Euro an den US-Investor Blackstone. Auf Platz zwei und drei der begehrtesten Städte liegen München (6,4 Milliarden Euro, plus elf Prozent) und Berlin (fünf Milliarden, minus 38 Prozent).

45 Prozent des Marktes entfielen auf Büros, 23 Prozent auf den Einzelhandel. Ausländische Investoren standen für 45 Prozent des Kaufvolumens. Beleg dafür, dass sich Käufer nach dem Brexit-Votum von London nach Deutschland umorientierten, gebe es aber nicht, erklärte Tschammler.

(APA/Reuters)