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Deutsche und niederländische Institutionelle setzen auf Wiener Aktien

Die institutionelle Eigentümerstruktur des ATX prime hat im 1. Halbjahr 2016 zum Teil deutliche Veränderungen erfahren, wie aus der aktuellen Ipreo-Studie hervorgeht. Heimische Fonds, Banken und Versicherungen bleiben die zweitgrößte institutionelle Investorengruppe bei österreichischen Aktien, von ihnen kamen im 1. Halbjahr 2016 positive Impulse. Im Gegensatz dazu gab es bei ausländischen Institutionellen relative Abflüsse, die von in den UK und den USA ansässigen Investoren ausgingen. Zu den größten ausländischen Käufern im 1. Halbjahr 2016 zählen Institutionelle aus Deutschland und den Niederlanden, die ihre relativen Anteile an österreichischen Aktien signifikant erhöhten, wie aus der Studie herovrgeht. UK- und US-basierte Investoren bleiben führend als die größten ausländischen Investmentregionen in ATX prime-Emittenten; das Brexit-Referendum und die darauf folgenden Umschichtungen in den Portfolios scheinen jedoch deutliche Spuren in der Eigentümerstruktur des ATX prime hinterlassen zu haben. Das sind die Kernaussagen der zum Stichtag 30. Juni 2016 aktualisierten Studie „Institutional Ownership of the ATX prime“, die der Informationsdienstleister Ipreo im Auftrag der Wiener Börse erstellt hat

Die größten Zukäufe im 1. Halbjahr 2016 wurden von Fidelitys US-basierten Niederlassungen vorgenommen; ihnen folgen passive Investoren wie die Vanguard Group und NNIP (früher ING). Der norwegische Staatsfonds hat zahlreiche Positionen deutlich reduziert und stellte den größten Verkäufer österreichischer Aktien; ihm folgen State Street Global Advisers und die französische BNP Paribas. Im Allgemeinen erfolgten die Zukäufe konzentriert bei ein paar Emittenten mit günstiger Bewertung, wohingegen die Verkäufe breiter gestreut waren und sowohl ATX five-Titel als auch geringer kapitalisierte Emittenten betrafen. Österreichische Anleger – institutionelle Investoren, nicht finanzielle Unternehmen sowie private Haushalte – bleiben weiterhin die größte Anlegergruppe des ATX prime.

Im 1. Halbjahr 2016 ist der Free Float österreichischer Emittenten von 38,7 Mrd. Euro auf 32,2 Mrd. Euro gesunken. Dies ist laut Studie im Wesentlichen auf eine geringere Bewertung sowie eine negative Entwicklung der Wechselkursraten zurückzuführen. Geschätzte 20,3 Mrd. Euro (63 %) werden von institutionellen Investoren gehalten. Österreichische Privatanleger bleiben mit einem Anteil von 7,2 Mrd. Euro oder 22,4 Prozent des Streubesitzes weiterhin die größte Einzel-Anlegergruppe in den ATX prime. Der Anteil nicht nanzieller Unternehmen belief sich auf geschätzte 4,7 Mrd. Euro oder 14,6 Prozent des Streubesitzes.

Insbesondere heimische Investoren sowie solche aus Deutschland und den Niederlanden stockten ihre Positionen im 1. Halbjahr 2016 auf, wohingegen Institutionelle aus den UK, USA, Norwegen, Frankreich und Kanada zu den größten Verkäufern zählten.

Von den 20,3 Mrd. Euro, die von institutionellen Anlegern gehalten werden, konnten von Ipreo 18,6 Mrd. Euro identifiziert und zugeordnet werden: 14,3 Mrd. Euro oder 76,8 Prozent davon entfallen auf inter-nationale Investoren, rund 4,3 Mrd. Euro oder 23,2 Prozent auf österreichische Institutionelle. Letztere gliedern sich in Fonds (3,1 Mrd. Euro), Banken (0,43 Mrd. Euro) und Versicherungen (0,82 Mrd. Euro).

Insgesant waren Investoren mit Abflüssen konfrontiert, einer Verschiebung der Investments von europäischen und asiatischen Märkten hin zu US-fokussierten Veranlagungen sowie einer Zunahme von passiven, fixed income und Dividenden-Strategien. All dies spiegelt sich auch in der Veränderung der Eigentümerstruktur des ATX prime wider. Die größte Investmentregion in den ATX prime, die USA, reduzierte ihre Positionen in ATX prime-Emittenten im 1. Halbjahr 2016 um 3,2 Prozent, was laut Ipreo einer deutliche Abkehr von den aktiven Zukäufen in 2. Halbjahr 2015 entspricht. Trotz der Reduzierung ihrer Positionen bleiben US-Investoren führend als die größte Investmentregion. "Bemerkenswert ist, dass die zwei größten Käufer von ATX prime-Aktien, Fidelity FMR und The Vanguard Group, aus den USA stammen, was darauf hindeutet, dass die Verkäufe innerhalb der US-Investment Community breiter gestreut waren und alle Strategien betrafen", so Ipreo. Den USA folgen wieder österreichische Institutionelle, die mit einem leichten Anstieg weiter aufholen konnten und mit 23,2 Prozent (vs. 21,9 Prozent per Ultimo 2015) aller institutionellen Positionen nur knapp auf den zweiten Platz verwiesen wurden.Mit einem Minus von 11,1 Prozent – dem größten innerhalb eines 6-Monats-Zeitraums seit Beginn der Durchführung der Shareholder-Analyse durch Ipreo – entfallen auf UK-Anleger nunmehr 13,9 Prozent (vs. 15,7 % per Ultimo 2015) aller identifizierten Positionen. Einige der größten Abflüsse stammen von den in den UK ansässigen Investment-Töchtern von State Street Global Advisors, Genesis UK, Fidelity UK, T. Rowe Price und Investec.

Innerhalb Europas zeigt die Analyse länderweise unterschiedliche Investment-Entwicklungen. Insbesondere deutsche Investoren kehren wieder aktiver auf den österreichischen Aktienmarkt zurück. Sie erhöhten ihre Positionen um 15,1 Prozent von 5 Prozent auf 5,7 Prozent durch Zukäufe von zahlreichen institutionellen Investoren wie Shareholder Value, Assenagon, DeAWM, W&W und Loys. "Dies ist ein positives Signal auch für einige der kleineren österreichischen Emittenten, denn diese Investoren legen häufig einen Fokus auf Small und Mid Caps sowie ein aktives Stock Picking", betont Ipreo. Norwegen bleibt trotz leichter Verkäufe des Staatsfonds mit 7,1 Prozent (vs. 7,2 % per Ultimo 2015) die größte europäische Investmentregion für österreichische Aktien. Auf Norwegen folgen Frankreich mit 6,4 Prozent (vs. 6,1 % per Ultimo 2015), Deutschland mit 5,7 Prozent (vs. 5 Prozent) und die Schweiz mit 2,3 Prozent (vs. 2,2 Prozent). Das Brexit-Votum und die Ölpreisentwicklung wurden als die Hauptgründe für die Marktdynamik genannt. Politische Themen wie die von Syrien ausgehende Flüchtlingskrise sowie die lockere Geld- und Zinspolitik der EZB scheinen zur Risikoaversion der Investoren beigetragen zu haben, heisst es in der Studie.