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OMV, Verbund, voestalpine, Wienerberger: Die Guidance scheint nicht überall in Stein gemeiselt

Konkurrenz und Rohstoffmärkte im Auge behaltend, lassen gewisse Tendenzen in der Gewinnentwicklung von Unternehmen durchaus abschätzbar erscheinen. Bei der OMV etwa ist klar, dass der Ölpreis (Brent) im Quartalsvergleich von im Schnitt 51,48 US-Dollar je Barrel auf auf 47,03 Dollar gefallen ist. Da geht sich dann eine Ergebnissteigerung nur durch ein Mehr an Förderung aus - ist aber nicht, wie wir aus dem bereits veröffentlichten Trading Statement wissen. Es waren 5 Prozent weniger, vor allem aufgrund von Wartungsarbeiten in den norwegischen Ölfeldern Gullfaks und Gudrun. Dafür wurde mehr verkauft, da Teile der Produktion aus dem 2. Quartal eben erst im 3. verkauft wurden. Sollte das mit auch in der Hoffnung auf dann höhere Preise gewesen sein, ging die Rechnung (ein wenig auf) - damals lag der Durchschnittspreis bei 46,8 Euro. Ähnlich sieht es in der Raffinerie aus: verkauft wurde mehr (nach beendeten Wartungsarbeiten), dies aber zu geringeren Margen (diese fielen laut Trading Statement von 4,67 auf 3,69 US-Dollar je Barrel. Macht nichts, da sich die massiven Abwertungen im Vorjahreszeitraum nicht wiederholten, dazu kommt eine angekündigte sehr niedrige Steuerquote und schon ist unterm Strich ein klares Ergebnisplus absehbar - aber nur dort.

Auch beim Verbund ist nicht zuletzt wegen fehlender größerer Einmaleffekte mit einer deutlichen Ergebnissteigerung zu rechnen. Dies zwar an sich auch, wenn man sich die Strompreisentwicklung ansieht, wo wir seit Mitte März ein Plus von mehr als 50 Prozent haben. Das bringt in einem ersten Schritt aber nur etwas für den geringen Teil der Produktion, den der Konzern wie üblich nicht mittels Forward-Verkäufen bereits seit Ende des Vorjahres teils in den Büchern hat. Dazu kommen dieses Jahr noch positive Effekte aus dem Ende der Causa Mellach - die Gewinnprognose fürs Gesamtjahr wurde aber bereits Ende August erhöht - da wird wohl nichts nachkommen - 2017 wird aber wieder spannend, sollte sich das Strompreishoch fortsetzen.

Bei der voestalpine zeigt sich - siehe Salzgitter sowie Klöckner & Co - ein Umfeld steigender Preise - bei aber einer verhaltenen Nachfrage. Das mit den steigenden Preisen muss jedenfalls weitergehen, damit CEO Wolfgang Eder seine Guidance fürs Gesamtjahr aufrecht erhalten kann: „Insbesondere sollte das 2. Halbjahr 2016/17 in Bezug auf EBITDA und EBIT klar über dem 1. Halbjahr zu liegen kommen. Der voestalpine-Konzern strebt demnach unverändert ein operatives Ergebnis (EBITDA) und ein Betriebsergebnis (EBIT) annähernd auf Höhe des vergangenen Jahres (bereinigte Werte) an“, heißt es bis dato. Was aber mit der heutigen ArcelorMittal-Aussendung auch schon wieder Makulatur sein könnte. Der weltgrößte Stahlhersteller hat im dritten Quartal dank höherer Stahlpreise und Kosteneinsparungen verglichen mit dem Vorjahr um gut 40 Prozent mehr verdient, der Umsatz ging hingegen wegen eines niedrigeren Absatzes um sieben Prozent zurück (unter dem Strich steht ein Gewinn von 680 Mio. US-Dollar, verglichen mit einem Verlust von 711 Mio. im Vorjahreszeitraum) - spannend wird’s für die voestalpine bei diesem Absatz der Aussendung. Denn für das Jahresende ist ArcelorMittal pessimistischer als zuletzt: zum einen stehen die Stahlpreise in den USA wieder unter Druck, zum anderen zogen die Preise für Kohle kräftig an. Dies wird zu einer geringeren Profitabilität im vierten Quartal führen, heißt es.

Bei Wienerberger ist die bisherige Guidance vielleicht ebenso in Gefahr. Ein EBITDA von 395 Millionen Euro im Gesamtjahr unter Einrechnung negativer Währungeffekte stellte CEO Heimo Scheuch nach dem 2. Quartal in Aussicht. Morgen wird sich zeigen, ob da der effektive Sturz des britischen Pfund gegen den Euro diese Rechnung noch ein wenig durcheinander wirbelt - der polnische Zloty hat sich auch weiter abgeschwächt. Überhaupt mehrten sich zuletzt die Meldungen, dass der britische Immobilienmarkt nach dem Brexit-Votum etwas angeschlagen ist, was für einen Bauzulieferer auch nicht vorteilhaft ist.

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