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Zu viel Öl und zu viel Trump am Markt - Anleger ergreifen die Flucht ... und wieder sind Erste und Raiffeisen Opfer der Angst

Die Verunsicherung unter Anlegern über den nächstwöchigen US-Wahlausgang hält an - jüngste Wahlumfragen zeigen, dass Börsenschreck Donald Trump gegenüber Hillary Clinton Boden gutmacht - und das sorgt für Unruhe unter den Anlegern. Von Clinton wird an den Finanzmärkten mehr Stabilität erwartet als von Trump, der als sehr unberechenbar gilt. Dazu ein Blick auf den Trump-Angstbarometer - der mexikanische Peso verliert heute den dritten Tag en suite gegen den US-Dollar. Hinzu kam, dass sich die Anleger vor der heutigen Leitzinsentscheidung der US-Notenbank mit Engagements zurückhielten. Die meisten Analysten erwarten zwar keinen Zinsschritt, mit Spannung erwartet werden aber etwaige Hinweise auf eine Zinserhöhung im Dezember.

Keine wesentlichen Impulse für den Handel in Europa lieferten die ADP-Jobdaten aus den USA. Den Daten zufolge hat sich der US-Arbeitsmarkt im Oktober schwächer entwickelt als erwartet. Die Zahl der Beschäftigten im Privatsektor stieg um 147.000, prognostiziert wurden im Schnitt 165.000. Erfreuliche Daten kamen dagegen aus der Eurozone. Die Geschäfte der Industrie sind im Währungsraum im Oktober so kräftig gewachsen wie seit gut zweieinhalb Jahren nicht mehr. Dafür setzte überraschend starker Anstieg der US-Reserven (mit 14,4 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche der stärkste Anstieg seit 34 Jahren) den Ölpreis deutlich unter Druck. Brent verbilligte sich am Mittwoch um bis zu 3,3 Prozent auf 46,56 Dollar je Barrel. Klar, dass in diesem Umfeld weder OMV noch SBO sonderlich positiv auffielen, Petro Welt Technologies in Frankfurt auch nicht.

In Wien blieb die Meldungslage dünn. Die Berichtssaison kommt erst morgen wieder mit den Zahlen von Polytec, AT&S und AMAG in Schwung - mehr dazu siehe related stories.

Im Gleichschritt mit dem schwachen Branchenumfeld gaben Finanzwerte in Wien deutlich Terrain ab, die wohl von möglichen wirren nach einen Trump-Sieg am meisten zu verlieren haben - Zykliker (wie auch Rohstoffwerte) will in dieser Phase niemand haben. Erste Group büßte 3,69 Prozent ein, Raiffeisen Bank International gab 3,22 Prozent ab. Den beiden Versicherer Vienna Insurance Group (minus 2,11 Prozent) und Uniqa (minus 2,67 Prozent) ging's nicht viel besser.

Bei der UBM ging es vergleichsweise beschauliche 0,97 Prozent bergab: Der Immobilienentwickler hat zwei in Bau befindliche Hotels in Wien schon vor der Fertigstellung an einen Fond des französischen Asset Managers Amundi Real Estate verkauft. Es wurde bereits ein Fixpreis von 85 Mio. Euro für die Übergabe der beiden Objekte nach ihrer Fertigstellung vereinbart.

conwert verkauft ein großes Gewerbeimmobilienpaket an einen Immobilien-Spezialfonds der HanseMerkur Grundvermögen. Der Verkaufspreis liegt mit 331 Mio. Euro leicht über dem Buchwert. Die Aktien ermäßigte sich um 0,37 Prozent.

Europaweit waren weiters Automobilwerte nach schwachen US-Absatzzahlen unter Druck - Zulieferer wie Polytec, Amag und voestalpine ließen sich nur bedingt anstecken - bei der voestalpine kam noch ein schwaches Quartalsergebnis des US-Konkurrenten US Steel hinzu (verlor gleich zu Handeslbeginn beinahe fünf Prozent). Vom Auto ist's nicht weit zur Straße und damit zu Kapsch TrafficCom. Dort gibt es eine Beschwerde des Konkurrenten SkyToll beim der EU-Kommission, dass die Österreicher in Tschechien zur Vertragsverlängerung kamen, ohne dass es eine Ausschreibung gegeben hätte. - die Aktie verlor zeitweise mehr als fünf Prozent - am Schluss waren es 3,12 Prozent. Gleiches gilt für D0&Co, die mit minus 4,24 Prozent aus dem Markt ging. Hier kann wohl die türkische Lira zumindest mitverantwortlich gemacht werden, die sich anschickt, die Tiefs gegen den Euro aus dem Vorjahr zu unterbieten - der zunehmende Unmut der europäischen Politik mit dem Tun von Machthaber Erdogan wirkt mehr und mehr als Stein um den Hals der Lira ...

52-Wochen-Tiefs gab es heute trotzdem keine - Hochs dafür drei: zwei davon entfallen auf die nun wieder als sichere Häfen angesehen Versorger Verbund und EVN - bei Lenzing gab es ein Upgrade auf Kaufen bei Baader-Helvea, mit einer Kurszielerhöhung von 117 auf 140 Euro - Lenzing selbst schloss nach einem Plus von 1,22 Prozent bei 120,1 Euro. Am Schluss im Plus (von 40 ATXPrime-Werten) waren 5: Amag (wo morgen mit einer Ergebnisverbesserung gerechnet wird, Verbund und Lenzing, die ebenfalls als konservativ geltende Österreichische Post - sowie die Immofinanz (obowhl der Rubel mit dem Ölpreis in die Tiefe ging und erstmals seit September die Marke von 70 je Euro ansteuerte). Ein Null-Ergebnis lieferten Wolford und Warimpex.