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Banken weiter im Rückwärtsgang, Öl gibt die Hoffnung auf und RHI schafft das Double

Nach einer freundlichen Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten tauchte der ATX ebenso wie die übrigen Handelsplätze im Verlauf immer tiefer in die Verlustzone - die Erleichterung nach dem großen TV-Duell der US-Präsidentschaftsbewerber verpuffte, in dem Hillary Clinton gegen Donald Trumpf für viele überraschend gut abschnitt. Keinen wesentlichen Impuls lieferten EZB-Zahlen zur Geldmenge im Euroraum, die ein stabiles Wachstum der Kreditvergabe zeigten. Ein echter Dämpfer für die Aussichten auf die Gesamtlage gab es trotzdem von der Konjunkturseite: Die Welthandelsorganisation hat ihre Prognosen für den globalen Warenaustausch deutlich zurückgenommen - dieser dürfte in diesem Jahr nur um 1,7 Prozent statt der bisher erwarteten 2,8 Prozent zulegen, erklärte die WTO - siehe related stories. Damit dürfte der Welthandel erstmals seit 2001 langsamer wachsen als das globale Bruttoinlandsprodukt. Aus den USA selbst kamen hingegen positive News: Die Stimmung unter den US-Verbrauchern hat sich im September wider den Erwartungen spürbar aufgehellt. Wie das Forschungsinstitut Conference Board berichtete, stieg der Index des Verbrauchervertrauens auf 104,1 Punkte. Das ist der höchste Wert seit der Rezession - Analysten hatten einen Rückgang auf 98,7 gerechnet. Und - der robuste Anstieg der US-Häuserpreise hält an. Wie Standard & Poor's mitteilte, stiegen die Preise gemessen am Case-Shiller-Index für die 20 größten Städte der USA im Juli um 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit nicht genug: denn die US-Dienstleister sind im September wieder in Schwung gekommen. Der vom IHS Markit Institut erhobene Einkaufsmanagerindex stieg von 51,0 auf 51,9 Punkte - der erste Anstieg seit drei Monaten.

Unternehmensseitig standen europaweit einmal mehr die Banken unter Druck. Nachdem am Vortag die Deutschen Bank auf ein Allzeit-Tief gesunken war, und in der Folge auch Erst und Co nach unten beorderte, setzten sich heute beide Entwicklungen fort - die Deutschen Bank unterbot ihre historischen Tiefststände und nähert sich der 10-Euro-Marke. In Wien verbilligten sich Erste Group um 0,37 Prozent und Raiffeisen Bank International um 1,05 Prozent. Deutsche Bank fiel im Tief auf 10,18 Euro, stieg kurz nach Aussagen aus dem US-Justizministerium sogar ins Plus, nach denen Banken ihre Strafen lockern können, wenn sie die Verantwortlichen benennen - fiel dann aber doch wieder ins minus zurück, nur nicht mehr so deutlich.

Buwog legte 0,59 Prozent auf 24,525 Euro zu. Barclays hat im Vorfeld der morgigen Zahlenvorlage zum ersten Quartal das Kursziel von 22,70 auf 27,20 Euro angehoben. Die Anlageempfehlung wird mit Übergewichten bestätigt - siehe related stories, auch für einen Ausblick auf die Q1-Zahalen.

RHI setzte ebenso den defizitären Wochenstart fort und rutschte mit minus 3,56 Prozent neuerlich ans untere Ende des ATX, das auch am Vortag mit einem 4,99prozentigen Abschlag ebenfalls erobert wurde. Zum Wochenauftakt gab der Hersteller von Feuerfestprodukten bekannt, dass der frühere CEO des Schweizer Lonza-Konzerns, Stefan Borgas, ab 1. Dezember für fünf Jahre der neue Vorstandsvorsitzende sein wird.

Während auch die Ölwerte OMV mit minus 1,62 Prozent und SBO mit minus 3,21 Prozent schwach tendierten, präsentierte sich Faserhersteller Lenzing mit plus 1,98 Prozent gut gesucht und an der ATX-Spitze. Öl (Brent) verlor mehr als drei Prozent - und damit den kompletten Gewinn des Vortags. Es wäre für die Märkte mittlerweile eine Überraschung, wenn es beim Treffen der OPEC-Mitglieder in Algier zu einer Einigung über eine Begrenzung der Förderung kommen würde. Informell ist zu hören, dass den Iran und Saudi-Arabien 600.000 Barrel von einer Einigung trennen. Passend: Goldman Sachs hat die Ölpreis-Prognose für das vierte Quartal von 50 auf 43 US-Dollar je Barrel gesenkt. Für 2017 erwarten die Analysten weiter einen Durchschnitts-Preis von 52 Dollar je Barrel Nicht so besondere News gab's indirekt auch für SBO: 2017 dürften die weltweiten Investitionen des Ölsektors voraussichtlich das dritte Jahr in Folge sinken, prognostizierte Fatih Birol, Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur, der sich dadurch Sorgen um die mittelfristige Versorgungssicherheit macht.

Der Betriebsrat der Telekom Austria will Klarheit wie es mit dem teilstaatlichen Unternehmen weiter geht und hat dazu für den 7. Oktober eine außerordentlichen Aufsichtsratssitzung einberufen. Auslöser sind Spekulationen wonach das Gustostückerl, die Österreich-Tochter A1, von einer unabhängigen Aktiengesellschaft in eine weisungsgebundene GmbH umgewandelt werden soll. Die Telekom-Aktie notierte um 0,49 Prozent tiefer.