AT&S - Immofinanz - Verbund: Jeder erzählt seine eigene Story, die den Ertragsrückgang erklären soll
Ein Blick sagt mehr als 100 Worte, heißt es. Na dann: AT&S liegt knapp eine halbe Stunde nach Handelsbeginn 1,2 Prozent im Minus, beim Verbund sind es 0,8 Prozent und bei der Immofinanz 3,3 Prozent. Da alle vor Marktstart ihre Quartalszahlen präsentierten, und der ATX als Maßstab ‘nur’ 0,4 Prozent im Minus liegt, ein Indiz auf Zielverfehlungen?
AT&S. Der Ertragsrückgang bei AT&S kommt nicht unerwartet - gilt es doch die Großinvestition IC-Substrate finanziell zu verdauen. Das so: Das EBITDA etwa wurde durch die Anlaufeffekte aus dem Projekt Chongqing mit 19,3 Mio. Euro beeinflusst, dazu kommen 7,6 Millionen an Abschreibungen auf Sachanlagen, die es ohne Chongqing nicht geben würde - und schon sind 26,9 Mio. Euro beim EBIT weg. Ohne hätten wir also ein EBIT von zumindest 17,7 Millionen (plus weniger Mitarbeiterkosten ...), was dann schon näher an den 23,8 Millionen des Vorjahres liegt. Die Differenz lässt sich dann mit dem üblicherweise saisonal schwächerem Q1 im Leiterplattenbereich für mobile Endgeräte erklären (das im Vorjahr wegen diverser Sondereffekte ‘ausgefallen’ ist). Es ist übrigens erst erst das dritte mal überhaupt, dass AT&S in einem Q1 einen EBIT-Wert größer 10 Millionen Euro schafft - vor 2014 waren eher bis zu fünf Millionen üblich.
Ein Vergleich mit den Analystenschätzungen zeigt auch keine gröberen Abweichungen, die Guidance für das Gesamtjahr wurde auch bestätigt - warum dann das Minus?
Zwei Erklärungsversuche dazu: Denn erstens kann so ein Halbsatz durchaus verunsichern: Die Optimierung der hochkomplexen Produktionsanlagen für die 1. Produktionslinie IC-Substrate verursacht derzeit einen etwas flacheren Anlauf“ - auch wenn „AT&S am Ziel der Vollauslastung der 1. Produktionslinie gegen Ende des Kalenderjahres 2016 fest hält“. Immerhin handelt es sich dabei um Chongqing. Viel mehr wiegt aber wahrscheinlich eine Gewinnwarnung des Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor, dessen Aktie mehr als 10% einbrach. Mehr zu AT&S gibt’s unter http://goo.gl/XLvPdO
Immofinanz. Auch bei Österreichs größtem Immobilienkonzern gibt es zwischen Soll und Ist eine Differenz (siehe Tabelle). Und wieder sind Bewertungsfragen mit ein Grund dafür. Primäre Ursache sind negative Effekte aus der währungsbereinigten Immobilienbewertung für das russische Portfolio im Ausmaß von 469,8 Mio. Euro, womit im Q4 rund 70 Millionen dazu kamen - und nicht alle das Unternehmen covernde Analysten ihre Schätzungen im Laufe des Q4 abgedated haben. Dazu kommen weitere knapp 80 Millionen an Einmaleffekten (Kostenüberschreitungen beim Gerling Quartier in Köln plus die Aufwendungen für den Vergleich der Anlegerverfahren) - und schon wäre die Analystenvorgabe eigentlich übererfüllt: die Rückgänge an Mieterlösen ergeben sich aus den Immobilienverkäufen der jüngeren Vergangenheit - und den in Russland angewandten Mitpreisreduktionen, um nicht an Auslastung zu verlieren. Mehr zu Immofinanz http://goo.gl/Ij4sOc
Verbund. Bei Österreichs größtem Stromkonzern hingegen klafft eine Lücke zwischen (Analysten-)Anspruch und Wirklichkeit - und das (siehe Tabelle) beginnend eigentlich beim EBIT. Da wird man beim Studium der Zahlen auch schnell fündig: Es gibt Wertminderungen in Höhe von 90,4 Mio. Euro (Windparks in Rumänien mit 57,2 Mio., die Laufwasserkraftwerke Gössendorf und Kalsdorf um 16,5 Mio. und des Gas-Kombikraftwerks Mellach mit 15,5 Mio.) durch eine nun geringere Erwartungshaltung an die künftige Strompreisentwicklung. Ohne, wären wir in etwa auf dem Schätzungsniveau der Analysten - und würden damit ganz einfach den zwischenzeitlich etwa zehn Prozent schwächeren Strompreis spüren ... Mehr zum Verbund gibt’s unter