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Brexit-Bären paussieren - Brexit-Opfer wie Wienerberger und Zumtobel holen Luft

Nach drei siegreichen Tagen en suite gingen die Bären heute einmal auf Urlaub und überliessen den Bullen das Feld. Beruhigend wirkte etwa, dass es die US-Währungshüter nicht eilig mit einer weiteren Zinserhöhung haben dürften. Die FED will sich vor einer weiteren geldpolitischen Straffung erst Klarheit über die Auswirkungen der Brexit-Abstimmung verschaffen, geht aus den gestern Abend veröffentlichten Protokollen zur rund eine Woche vor dem Referendum abgehaltenen Zinssitzung von Mitte Juni hervor. Börsianer machen aber auch Short-Eindeckungen für die heute positive Tendenz verantwortlich

Das britsche Pfund erholte sich in der Folge von seinem 31-Jahres-Tief, auf das es Tags zuvor gerutscht war und notierte über 1,30 US-Dollar. Allianz-Chefberater und früherer Chef des Vermögensverwalters Pimco, Mohamed El-Erian, sieht aber schwarz für die britische Währung. Die Briten müssten schnellstmöglich ihre politischen Probleme in den Griff bekommen, es sei sonst nicht auszuschliessen, dass der Pfund-Kurs auf einen Dollar fallen könne, sagte er Reuters. Und in Grossbritannien ist die Industrieproduktion im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent geschrumpft - Analysten hatten mit minus 1m0 Prozent gerechnet.

Aber auch die EZB wird so schnell keinen Schritt nach oben machen: Denn die drohenden wirtschaftlichen Belastungen durch einen Brexit drücken die Inflationserwartungen weiter nach unten. Der Five-Year-Five-Year-Forward fiel heute Reuters zufolge auf ein Rekordtief von 1,249 Prozent und schürt damit Spekulationen auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank. Schwache Daten aus der deutschen Industrie konnten der positiven Stimmung nichts anhaben. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist überraschend um 1,3 Prozent gesunken. Analysten hatten einen leichten Anstieg erwartet. Dafür gibt's positive Daten aus den USA. Laut dem Arbeitsvermittler ADP schufen die US-Unternehmen im Juni 172.000 Stellen und damit 12.000 mehr als erwartet.

Stark gesucht war in Wien Wienerberger mit plus 2,81 Prozent auf 12,27 Euro. Die Berenberg Bank hat die Empfehlung von Halten auf Kaufen erhöht, und das Kursziel von 16,60 auf 13,80 Euro reduziert. Wienerberger-Aktien hatten zuletzt besonders deutlich unter dem Brexit-Votum gelitten, der der Baustoffzulieferer auf den britischen Inseln stark aktiv ist. Gefragt war auch der andere Wiener Brexit-Verlierer - Zumtobel mit plus 2,75 Prozent.

Agrana legte 2,02 Prozent auf 96,82 Euro zu (in der Spitze waren es 98,2 Euro - ein 52-Wochenhoch). Höhere Zuckerpreise ließen den Gewinn des Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzerns im ersten Quartal 2016/17 steigen. Im Vergleich zum Vorjah legte der Gewinn um 43 Prozent auf 30,8 Mio. Euro zu und der Umsatz um 8,6 Prozent auf 665,5 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr erwartet die Agrana einen moderaten Anstieg beim Betriebsergebnis und den Erlösen - mehr unter related stories.

Bleiben wir bei Rohstoffen: Der US-Rohölbestsand per 1. Juli ist um 2,22 auf 524,4 Millionen Barrel gefallen, 2,1 waren erwartet. Öl (Brent) gab trotzdem etwas ab und bleibt unter der Markt von 50 US-Dollar je Barrel. Das ist übrigens jener Preis, den die UBS nun im Q3 für den Brent-Preis erwartet. Deren Analysten hoben die Erwartungshaltung von 44 US-Dollar an - "ein signifikantes Überangebot scheint der Vergangenheit anzugehören", zitiert Bloomberg aus der Studie. OMV und SBO legten zu.

Mit nachlassenden allgemeinen Sorgen geht's in der Regel der Finanzbranche gut - so auch heute: Uniqa legte 2,43 Prozent zu, bei der Vienna Insurance Group waren es 1,14 Prozent. Die VIG hat den Kauf zweier kleiner serbischer Versicherungstöchter von der französischen Axa gemeldet. Erste Group und Raiffeisen Bank International schafften es auch ins Plus. Was aber nicht schwer war - einzig Buwog schaffte es heute im ATX ins Minus - die Telekom Austria war eine Nullnummer. Übrigens: Der italienische Börsenregulierer Consob hat heute Leerverkäufe für Aktien der angeschlagenen Banca Monte dei Paschi di Siena für drei Monate untersagt. Das Verbot gilt ab Donnerstag, berichtet die APA