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Das (Brexit-)Leiden von Erste, Raiffeisen und Co geht weiter - Immoaktien wie Buwog, conwert und Co sind hingegen die neuen 'Stars der Stunde'

Brexit, Tag 2 nach der Entscheidung: Die Aktienbörsen in Europa setzten ihre Talfahrt ebenso fort wie das britische Pfund, das auf ein 31-Jahres-Tief abstürzte. An der Wiener Börse blieben die Aktien von Wienerberger und Zumtobel die schwächsten Titel. Bereits am Freitag hatte sich Zumtobel um knapp 15 Prozent und Wienerberger um über 12 Prozent verbilligt, heute waren es für Zumtobel minus 10,16 Prozent und Wienerberger minus 16,46 Prozent.

Großbritannien ist für den Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel der wichtigste Absatzmarkt, knapp ein Fünftel der Verkäufe werden dort abgesetzt. Die Vorarlberger hatten mit dem Erwerb des britischen Beleuchtungskonzerns Thorn im Jahr 2000 und des LED-Leuchten-Herstellers acdc im September 2015 im Vereinigten Königreich investiert. Beim Baustoffhersteller Wienerberger ist die Abhängigkeit vom britischen Markt nicht derart groß. Die Analysten der Baader-Bank rechnen vor, dass der Konzern rund 9 Prozent seiner Verkäufe in Großbritannien erzielt.

Auch die Bankaktien Erste Group (minus 5,15 Prozent) und Raiffeisen Bank International (minus 5,28 Prozent) gerieten wie die gesamte Bankbranche an den europäischen Aktienmärkten unter Verkaufsdruck. An der Londoner Börse wurden Royal Bank of Scotland (RBS) und Barclays wegen hoher Volatilität zwischenzeitlich automatisch vom Handel ausgesetzt. Die beiden hatten erneut Verlaufsverluste im zweistelligen Bereich erlitten. Der Brexit drückt den britischen Bankenindex auf ein Sieben-Jahres-Tief von 2831,29 Punkten. Damit haben die dort notierten Institute binnen zwei Handelstagen insgesamt umgerechnet 53 Milliarden Euro an Börsenwert verloren. Das entspricht in etwa dem Doppelten der Marktkapitalisierung von Deutsche Bank und Commerzbank zusammengenommen. Die Deutsche Bank selbst brach zeitweise um fast zehn Prozent auf ein Rekordtief von 12,09 Euro ein.

RHI zählte mit minus 5,82 Prozent ebenso zu den deutlichen Verlierern. Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer ist per sofort interimistischer Vorstandschef des Konzerns. Grund ist der Krankenstand von RHI-Vorstandschef Franz Struzl.

OMV verlor 2,17 Prozent auf 23,91 Euro: Goldman Sachs hat das Kursziel von 21,0 Euro auf 20,2 Euro gesenkt. Die Empfehlung lautet weiter Verkaufen.

(Relative) Gewinner gab es aber auch: Spekulationen auf zusätzliche Geschäfte durch den Brexit ließen zum Beispiel die Aktien deutscher Immobilienfirmen wie Vonovia im DAX und Deutsche Wohnen im MDAX zulegen. Unternehmen könnten ihre Sitze von London auf den Kontinent verlegen, spekulierten die Anleger. Buwog und conwert führten in Wien die Performanceliste des Leitindex ATX an - einzig der Verbund hatte ein noch kleineres Minus.