Nichts Genaues weiß man nicht - die Nervösität an den Märkten steigt
Wer kennt die alte Börsenweisheit nicht? „Sell in May“, heißt es da, nebst der Aufforderung die Börse zu verlassen. Und weiters: „But remember to come back in September“. Anleger erzielen also dann höhere Kursgewinne, wenn sie ihre gehaltenen Aktien im Mai verkaufen und erst im September auf das Parkett zurückkehren – so die Regel. Genauer ist es ein „come back on St. Leger’s Day.“ St. Leger ist dabei das älteste von fünf Pferderenn-Klassikern in Großbritannien - und findet heuer von 7. bis 10. September statt.
Ein Blick auf die Ergebnisse des Wiener Leitindex ATX in eben so einem Mai zeigt, dass eine Erklärung für diese Börsenregel zwar schwer fällt, diese aber nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Wobei zu einer uralten Börseregel passen die Ergebnisse nicht wirklich. Denn blicken wir auf den ATX in den vergangenen 25 Jahren zurück, hätte jeder Mai in dieser Periode einen Gewinn von im Schnitt 0,05 Prozent gebracht Das ändert sich erst, wenn wir den Betrachtungszeitraum auf 20 Jahre verkürzen (siehe Grafik) - und wird umso schlimmer, je mehr die Zeitachse reduziert wird: Auf Sicht der letzten fünf Jahre brachte jeder Mai bereits im Schnitt einen Verlust von 2,59 Prozent. Wobei der Mai nicht der schlimmste Monat des Jahres ist - dieser Titel gebührt vornehmlich den Monaten August und September (siehe Tabelle), was aber durch die Befolgung der Börsenregel umgangen werden kann.
Natürlich hat dieses ‘Phänomen’ auch die Finanzindustrie für sich entdeckt - in Form von Produkten für Anleger (diesfalls aber für den DAX, für den ATX gibt es das nicht). Diese können eines der beiden Index-Zertifikate „DAXplus Seasonal Strategy TRI Index open end (ISIN NL0000196301) der RBS (jetzt BNP Paribas) oder der HVB (ISIN DE000HV1DB66) kaufen, die es auf den DaxPlus Seasonal Strategy Performance-Index gibt. Dieser Strategie-Index der Deutschen Börse schickt den DAX im August und September quasi in den Urlaub. Heute scheinen sich Wiens Anleger an die Regel jedenfalls zu halten - es geht zumindest vorerst einmal leicht nach unten. Belastet haben die Börse-Vorgaben aus Asien (Japans Nikkei verlor mehr als 3 Prozent) und der wieder tiefere Erdölpreis, womit sich das Indexschwergewicht OMV unter den größeren Verlierern des Tages ansiedelte. Im restlichen Kontinentaleuropa merkt man von einem Mai-Effekt hingegen nichts ...
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