Wo das meiste Geld versenkt wurde - Warimpex als Nummer 1 - aber wie liegt Ihre Aktie?
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kürt seit mittlerweile 15 Jahren die größten Kapitalvernichter der im deutschen Prime Standard notierten Aktiengesellschaften. Die DSW-Watchlist. Der reine Performancevergleich wirkt zwar auf den ersten Blick ein wenig schlicht, doch die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Kursentwicklung nicht der schlechteste Indikator für die Einschätzung des Zustands eines Unternehmens ist.
15 mal der DSW - mehr zu den deutschen Wertvernichtern, die von Vtion Wireless Technology angeführt werden gibt’s unter http://www.dsw-info.de/uploads/media/DSW_Watchlist_2016_Performance.pdf -, zum zweiten mal der Börse Express, der das DSW-Konzept einfach auf den ATXPrime anwendet.
Kurz ein Blick nach Deutschland, um vielleicht Parallelen zu finden: An Nummer eins steht mit der Vtion Wireless Technology AG ein Neuling. Der Anbieter von Mobilfunk-Datenkarten musste Mitte 2015 einen massiven Umsatzeinbruch vermelden, was den Kurs einbrechen ließ. Das Unternehmen bescherte seinen Anteilseigner in allen drei betrachteten Zeiträumen mit minus 90,1 Prozent, minus 77,7 Prozent und minus 71 Prozent eine der schlechtesten Performances aller Unternehmen (Anm. währen der DWS die Kalender-Jahresdaten verwendet, nimmt der Börse Express die aktuell rückgerechneten Jahreswerte). Der zweite Platz auf der Kapitalvernichterliste geht an den Maschinenbauer Singulus Technologie. Die Gesellschaft ist schon ein alter Bekannter in der Watchlist. Nach Platz 32 im Jahr 2014 und Platz 6 im vergangenen Jahr ist Singulus nun der Sprung auf das wenig erstrebenswerte Verlierertreppchen gelungen.
Die Solarworld AG ist zwar – einmal mehr – auf der Liste zu finden, da die Bewertung sich aber lediglich auf die alten Aktien (WKN A1YCMM) bezieht, wurde das Unternehmen aus der Wertung genommen. Damit rückt Telegate auf den dritten Rang vor. Ein Unternehmen, das nach eigenen Angaben der zweitgrößte deutsche Anbieter für Telefonauskunft und regionale Werbung ist und jedenfalls einen beeindruckenden Kursverfall hinter sich hat.
Unter den Flop-10-Werten Deutschlands gesellt sich auch ein Wert aus dem Leitindex DAX: RWE auf Platz 8 - ein Opfer der Energiewende.
Und nun Österreich. Mit dem Verbund gibt es unter Österreichs Flop-10-Titel ebenfalls einen Versorger - und noch sieben weitere Werte aus dem Leitindex ATX (siehe Tabelle) - einzig Warimpex ‘schaffte’ es unter den kleineren Werten in die Liste der größten Kursschrecken auf einen Stockerlplatz und reiht sich dort mit minus 604 von 1000 möglichen Punkten auch auf Platz 1 ein. In Österreich ist also eine Immobilienaktie der größte Wertvernichter, während dieser Titel in Deutschland fest in Händen von Technologieunternehmen ist. An der Frankfurter Börse liegt das erste und einzige Immobilienunternehmen der Watchlist auf Platz 38 - Isaria Wohnbau. In Wien befindet sich unter den Flop-10-Werten sogar ein weiterer Immobilienkonzern - die Immofinanz, ein ATX-Mitglied. Dieser macht der Wertverfall des russischen Rubel sowie die schwache Wirtschaftsentwicklung in Russland zu schaffen, die auf die Mieterlöse drückt - und den buchhalterischen Wert der Immobilien. Ähnliche Probleme hat Warimpex etwa mit seinem Russland-Engagement.
Noch ein Unterschied zu Deutschland, der auch erklärt, warum der ATX gegen den DAX längerfristig hinterher hinkt: Die ersten fünf (an sich sind es sechs) Flop-Plätze Deutschlands sind mit Tech-Werten bestückt, die aufgrund ihrer geringen Größe nur bedingt Einfluß auf die Entwicklung des Gesamtindex haben. In Wien tauchen auf so einer Liste Index-Schwergewichte wie Raiffeisen Bank International, Uniqa sowie Vienna Insurance Group auf. Womit sich der Kreis zu den ‘floppenden’ Immobilienaktien schließt - jeweils ein starkes Emerging-Markets-Engagement in Form von zahlreichen Osteuropa-Assets. Und Emerging Markets zogen als Thema unter Anlegern im Watchlist-Betrachtungszeitraum nur wenig ... bei den Versicherern kamen noch ‘unerwartete’ Einmalkosten bei der IT hinzu - und schon gab’s einen Platz auf der Watchlist 2016.
Im Vergleich. 2015 - bei der ersten Börse Express-Watchlist fand sich kein weiteres zu den heurigen Unternehmen auf der Liste - nicht standen dafür damals drauf’ Vienna Insurance Group, RHI, Immofinanz, Zumtobel, SBO, OMV, EVN und voestalpine. Punktemäßig verbessert hat sich auf der heurigen Liste im Vorjahresvergleich einzig Raiffeisen Bank International,
Die ‘Besten’. Am besten schnitt im Vergleich übrigens Cross Industries ab, die es in der Vorjahresliste noch nicht gab, Vorjahressieger Do&Co findet sich nun auf Platz zwei wider, gefolgt von Porr, dem Flughafen Wien und der S Immo. Hier sei aber einschränkend gesagt, dass es sich bei der Watchlist um ein Ranking der Kursverlierer handelt ... - aber um die Top-10 zu vervollständigen: Wienerberger, Mayr-Melnhof, CA Immo, Strabag und die Österreichische Post haben ihren Aktionären ebenfalls Rendite gebracht.
Anmerkung. Grundsätzlich sei noch betont, dass es nicht zwingend ein Verkaufssignal sein muss, wenn eine Gesellschaft auf der Watchlist auftaucht. Ein funktionierendes Geschäftsmodell vorausgesetzt, ist es manchmal sogar genau das Gegenteil. Hier kann sich gerade der Blick auf den Einjahreszeitraum lohnen, der ja bei einigen Gesellschaften bereits wieder deutlich im Plus liegt (etwa Raiffeisen, Erste, OMV, Kapsch TrafficCom) - siehe Tabelle. Ein paar können sogar im Dreijahresvergleich auf ein positives Ergebnis verweisen (etwa Erste Group) - oder eine OMV, die überhaupt nur wegen eines verpatzten Dreijahreszeitraums auf der List steht. Trotzdem bleibt es ein Warnsignal, das man als Aktionär ernst nehmen sollte, wenn eine der Gesellschaften, die man im Depot hat, auf der DSW- oder Börse Express-Watchlist auftaucht.
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