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Vertrauensverlust in die Zentralbanken schürt die Goldrally

Zu dieser Einschätzung kommt Jake Klein von Evolution Mining Ltd. Ihm zufolge war der Aufwärtstrend des Edelmetalls stark genug, um selbst langjährige Pessimisten anzulocken.

“Die Leute scheinen sich auf die Nachfrage nach sicheren Häfen zu konzentrieren, und das stellt einen Vertrauensverlust in die Fähigkeit der Zentralbanken dar, diese Phase zu bewältigen", sagt Klein, Executive Chairman bei Australiens zweitgrößtem Goldproduzenten, im Telefoninterview mit Bloomberg. Gold erhalte "sicherlich mehr Aufmerksamkeit von Leuten, die in den vergangenen Jahren generell pessimistisch waren."

Der Goldpreis ist in diesem Jahr um 14 Prozent gestiegen und das Edelmetall weist im Bloomberg Commodity Index die beste Wertentwicklung auf, nachdem die Turbulenzen an den Finanzmärkten und Besorgnis über eine Wachstumsabschwächung die Nachfrage angeheizt haben. Zentralbanken in Europa und Japan versuchen mit Negativzinsen die Impulse zu verstärken, und selbst die US-Notenbankvorsitzende Janet Yellen hat gesagt, dass sich die Federal Reserve dies Instrument erneut anschauen werde, sollte die Konjunktur ins Stocken geraten. Der Goldpreis hat angezogen, nachdem Investoren ihre Erwartungen bezüglich einer strafferen Geldpolitik der Fed reduziert haben.

‘Generelle Skepsis’

“Es gibt offenbar nun eine generelle Skepsis, sowohl in der Rhetorik der Fed als auch von Marktteilnehmern, ob das möglich ist”, sagt Klein, der seit etwa 20 Jahren in der Goldbranche tätig ist. “Alle Finanzmärkte und alle Anlageklassen sind offenbar höchst sensibel gegenüber der Notenbankpolitik."

Der Kassapreis für Gold, der sich am Freitag auf 1224,73 Dollar je Unze belief, hat sich von einem Fünf-Jahres-Tief im Dezember erholt, nachdem eine Benchmark für globale Aktien 2016 um 6,9 Prozent gesunken ist. Klein warnte jedoch, dass das Edelmetall erheblich unter dem Preishoch von 2011 bei 1921,17$ je Unze notiere. “Die Rally startete von einem erheblich niedrigen Punkt aus", erläutert er.

Prognosesenkungen

Die Wortwahl der Fed in dieser Woche hat die Argumente für längere Zeit niedrige Zinsen gestärkt. James Bullard, Präsident der Fed Bank of St. Louis, sagte am Mittwoch, die Turbulenzen an den Finanzmärkten und ein weiterer Rückgang der Inflationserwartungen der Anleger hätten der Notenbank Spielraum verschafft haben, Zinserhöhungen zu verschieben. Er gab diese Einschätzung nach der Veröffentlichung des Protokolls der Januar-Sitzung der Währungshüter ab, das signalisierte, weshalb sie die Prognosen für Wachstum und Inflation senken könnten.

Unter den Gold-Pessimisten, die das Handtuch geworfen haben, ist Georgette Boele von ABN AMRO Group NV. In dieser Woche hob sie ihre Jahresendprognose von 900$ je Unze auf 1300$ an, nachdem ABN die weltweite Konjunkturlage nun pessimistischer sieht, insbesondere in den USA, Schwellenländern und Ländern mit Öl-Exposition.

“Es sieht so aus, als ob es eine allgemeine Prüfung der Gold-Einschätzung im Anlagesektor von Leuten gibt, die das Edelmetall seit Jahren haben links liegen lassen", sagt Klein. Mit seiner Äußerung über das schwindende Vertrauen der Anleger in die Notenbanker schließt er sich an die Einschätzung von Jing Ulrich, dem Vize-Vorsitzenden Asien-Pazifik bei JPMorgan Chase & Co. Investoren hegten Zweifel, ob die Notenbanken der Weltwirtschaft wirklich bei einer Erholung helfen können, hatte Ulrich am 12. Februar in einem Interview mit Bloomberg Television geäußert.

(Bloomberg)