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Pimco gegen Kärnten: Brutaler als Kapfenberg gegen Simmering
Kärnten wird reich“ - „Wir werden den Löwenanteil der Hypo-Millionen für die kommenden Generationen anlegen. Damit handeln wir im Sinne der jungen Menschen dieses Landes nachhaltig und zeigen Weitblick. Deswegen wird Kärnten reich....“. So das Originalstatement des damaligen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider im Jahr 2007, als die Landesbank Hypo Alpe Adria an die Bayern LB weitergereicht wurde (siehe auch hier: http://bit.ly/1Ts1OPt). Wie eng Reichtum und Pleite manchmal beieinanderliegen hat sich diese Woche einmal mehr erwiesen. Österreich lässt Kärnten nicht hängen, hiess es vor knapp einem Jahr. Die Republik werde das Land Kärnten nicht pleite gehen lassen, meinte damals Finanzminister Hans Jörg Schelling. Dieser „Pleiteschutz“ gelte aber nicht für alle Ewigkeit, sondern nur bis Ende Mai diesen Jahres, präzisierte Schelling diese Woche auf einer Veranstaltung der Denkfabrik Agenda Austria. Bis dahin hat das Land Kärnten Zeit, sich mit den Gläubigern auf einen Rückkauf von landesbesicherten Heta-Anleihen zu einigen. Kärnten hat seinen Geldgebern zuletzt angeboten, ausstehende Anleihen in Milliardenhöhe zu einem Wert von 75 Prozent des Nennwerts zurückzukaufen. Nach Ende dieser Frist sei auch eine Insolvenz Kärntens wieder möglich. Mit anderen Worten: Der Bund werde das Land nicht um jeden Preis retten, schreibt die Agenda Austria in einer Aussendung.
Ein solches Konkursverfahren würde, so es eintritt, mindestens fünf Jahre dauern, erläuterte Schelling. Zuerst müsse freilich abgewartet werden, wie die Gläubiger auf das Angebot des Landes Kärnten reagieren; auch habe der Finanzminister die Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu beachten. Einer der Gläubiger, die Pacific Investment Management Co. - kurz Pimco - hat diese Woche signalisiert, dass man das Kärntner-Angebot nicht annehmen will. Für Pimco steht Einiges auf dem Spiel.
Die Investmentfirma hat sich mit Hedgefonds und deutschen Banken zusammengetan, die ein Angebot über 11 Mrd. Euro oder 0,75 Euro je 1 Euro Nominalwert auf ihre Anleihe-Bestände an dem, was von Hypo Alpe-Adria-Bank International übrig geblieben ist, ablehnen. Einen Monat vor dem Ende einer von der Regierung gesetzten Frist, droht nun eine mehrjährige Pattsituation nach argentinischem Stil.
Psychologische Kriegsführung. Notenbank-Chef Ewald Nowotny sprach in der vergangenen Woche in Brüssel gegenüber Journalisten von einer Phase der "psychologischen Kriegsführung". "Rein wirtschaftlich gesehen, wäre jeder gut beraten, das Angebot anzunehmen", sagte Nowotny. Er denke es, sei ein faires und ein angemessenes Angebot.
Die Auseinandersetzung geht auf die schmerzhafteste Bankenpleite der Republik in der Finanzkrise von 2008 zurück. Zur Erinnerung: Die Hypo-Alpe-Adria wurde 2009 vom Staat übernommen, nachdem die Expansion im ehemaligen Jugoslawien schief gegangen war und die Bank unter der Last fauler Kredite zusammenzubrechen drohte. Nach dem Verkauf der veräußerungsfähigen Aktiva wurde der Rest an die „Bad Bank“ Heta Asset Resolution AG übertragen. Schlußendlich trat die Finanzmarktaufsicht FMA auf den Plan und stellte nach einer Überprüfung der Aktiva ein größeres Loch in den Finanzen von Heta fest. Daraufhin wurde die Bedienung der Heta-Anleihen eingestellt und ein Schuldenmoratorium verhängt, dem ein Schuldenschnitt folgen soll. Die Heta selbst soll abgewickelt werden.
Unterschiedliche Interessen. Das nun vorliegende Angebot für den Vergleich mit den Anleihegläubigern kam vom Bundesland Kärnten, dem früheren Mehrheitseigner der Hypo Alpe. Kärnten hat für einen Großteil der Anleihen der Bank Ausfallbürgschaften abgegeben und benötigt nun eine Mehrheit von zwei Dritteln der Gläubiger, die das Angebot annehmen, um die Konditionen auch den übrigen Gläubigern auferlegen zu können. Die Frist für die Annahme der Offerte endet am 11. März.
Die Gruppe der Opponenten die das Angebot ablehnt sagt, sie repräsentiere 5 Mrd. Euro beziehungsweise 45 Prozent der Heta-Anleihen.
„Ich war überrascht, dass eine breite Gruppe an Anleihegläubigern das Angebot so schnell abgelehnt hat“, erklärte Otto Dichtl, Analyst bei Stifel Financial Corp. in London gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Einige haben sich vielleicht für den Augenblick zusammengeschlossen, aber das ist nicht unbedingt immer sinnvoll und die Interessen laufen auseinander.“, meint der Analyst.
Pimco, der Vermögensverwalter, der zur Münchner Allianz gehört, ist der einzige größere Käufer der Anleihen im Sekundärmarkt, der seinen Bestand bisher offengelegt hat, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht. Pflichtmitteilungen zufolge ging Pimco 2014 eine Wette auf die notleidenden Papiere ein.
Späte Käufer. Einige der Pimco-Fonds stiegen bei fünf verschiedenen Heta- Anleihen ein. Überwiegend engagierten sie sich im zweiten Quartal 2014 bei dem Papier mit Fälligkeit 2017 und einem Kupon von 4,375 Prozent. Der Nominalwert der Positionen summierte sich laut Daten vom 30. September auf mehr als 300 Mio. Euro. In dem Quartal als Pimco kaufte, notierten die Anleihen alle über 0,95 Euro je 1 Euro Nominalwert.
Zeitfaktor. Die größte Gruppe der Heta-Gläubiger entfällt auf deutsche Banken, darunter die Commerzbank (siehe Liste rechts - ohne Investmentfonds wie Pimco). Die meisten kauften die Papiere vor 2007 und haben sie auf die Hälfte des Nominalwertes abgeschrieben - auf Anordnung der Europäischen Zentralbank und der Deutschen Bundesbank, wie aus öffentlichen Unterlagen hervorgeht. Auch wenn sie teilweise zu der Gruppe um Pimco zählen, die das Angebot ablehnt, so könnten sie es doch annehmen und würden einen Gewinn verbuchen.
Hedgefonds wie Knighthead Capital Management und Canyon Capital Advisors besitzen ebenfalls Heta-Anleihen. Viele von ihnen begannen die Papiere zu kaufen, als vergangenes Jahr entschieden wurde, Heta abzuwickeln. Damals hätten sie die Anleihen für 0,55 Euro je 1 Euro Nominalwert kaufen können.
Für diejenigen, die das derzeitige Angebot ablehnen, wird das Potenzial für eine höhere Zahlung nur attraktiv bleiben, wenn es nicht zu lange dauert, sagt Frederick Gentis bei Wallich & Matthes, gegenüber Bloomberg. Der Händler von Festverzinslichen ist auf Ausfallbürgschaften in Deutschland und Österreich spezialisiert.
„Es wird eine Kosten-Nutzen-Abwägung geben, zwischen dem Verlust und der Zeit, die nötig ist, um vor Gericht mehr zu erzielen“, sagte er. "Wenn eine höhere Zahlung bedeutet, drei Jahre oder länger vor Gericht zu verbringen, könnte ein Verlust erwogen werden.“
Aus dem Börse Express PDF vom 18.02.2016. Dort mit einer umfassenden Liste der Gläubiger aus dem Banken- und Versicherungsbereich. Das Börse Express PDF gibt es nur im Abo. Unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417
Ein solches Konkursverfahren würde, so es eintritt, mindestens fünf Jahre dauern, erläuterte Schelling. Zuerst müsse freilich abgewartet werden, wie die Gläubiger auf das Angebot des Landes Kärnten reagieren; auch habe der Finanzminister die Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu beachten. Einer der Gläubiger, die Pacific Investment Management Co. - kurz Pimco - hat diese Woche signalisiert, dass man das Kärntner-Angebot nicht annehmen will. Für Pimco steht Einiges auf dem Spiel.
Die Investmentfirma hat sich mit Hedgefonds und deutschen Banken zusammengetan, die ein Angebot über 11 Mrd. Euro oder 0,75 Euro je 1 Euro Nominalwert auf ihre Anleihe-Bestände an dem, was von Hypo Alpe-Adria-Bank International übrig geblieben ist, ablehnen. Einen Monat vor dem Ende einer von der Regierung gesetzten Frist, droht nun eine mehrjährige Pattsituation nach argentinischem Stil.
Psychologische Kriegsführung. Notenbank-Chef Ewald Nowotny sprach in der vergangenen Woche in Brüssel gegenüber Journalisten von einer Phase der "psychologischen Kriegsführung". "Rein wirtschaftlich gesehen, wäre jeder gut beraten, das Angebot anzunehmen", sagte Nowotny. Er denke es, sei ein faires und ein angemessenes Angebot.
Die Auseinandersetzung geht auf die schmerzhafteste Bankenpleite der Republik in der Finanzkrise von 2008 zurück. Zur Erinnerung: Die Hypo-Alpe-Adria wurde 2009 vom Staat übernommen, nachdem die Expansion im ehemaligen Jugoslawien schief gegangen war und die Bank unter der Last fauler Kredite zusammenzubrechen drohte. Nach dem Verkauf der veräußerungsfähigen Aktiva wurde der Rest an die „Bad Bank“ Heta Asset Resolution AG übertragen. Schlußendlich trat die Finanzmarktaufsicht FMA auf den Plan und stellte nach einer Überprüfung der Aktiva ein größeres Loch in den Finanzen von Heta fest. Daraufhin wurde die Bedienung der Heta-Anleihen eingestellt und ein Schuldenmoratorium verhängt, dem ein Schuldenschnitt folgen soll. Die Heta selbst soll abgewickelt werden.
Unterschiedliche Interessen. Das nun vorliegende Angebot für den Vergleich mit den Anleihegläubigern kam vom Bundesland Kärnten, dem früheren Mehrheitseigner der Hypo Alpe. Kärnten hat für einen Großteil der Anleihen der Bank Ausfallbürgschaften abgegeben und benötigt nun eine Mehrheit von zwei Dritteln der Gläubiger, die das Angebot annehmen, um die Konditionen auch den übrigen Gläubigern auferlegen zu können. Die Frist für die Annahme der Offerte endet am 11. März.
Die Gruppe der Opponenten die das Angebot ablehnt sagt, sie repräsentiere 5 Mrd. Euro beziehungsweise 45 Prozent der Heta-Anleihen.
„Ich war überrascht, dass eine breite Gruppe an Anleihegläubigern das Angebot so schnell abgelehnt hat“, erklärte Otto Dichtl, Analyst bei Stifel Financial Corp. in London gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Einige haben sich vielleicht für den Augenblick zusammengeschlossen, aber das ist nicht unbedingt immer sinnvoll und die Interessen laufen auseinander.“, meint der Analyst.
Pimco, der Vermögensverwalter, der zur Münchner Allianz gehört, ist der einzige größere Käufer der Anleihen im Sekundärmarkt, der seinen Bestand bisher offengelegt hat, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht. Pflichtmitteilungen zufolge ging Pimco 2014 eine Wette auf die notleidenden Papiere ein.
Späte Käufer. Einige der Pimco-Fonds stiegen bei fünf verschiedenen Heta- Anleihen ein. Überwiegend engagierten sie sich im zweiten Quartal 2014 bei dem Papier mit Fälligkeit 2017 und einem Kupon von 4,375 Prozent. Der Nominalwert der Positionen summierte sich laut Daten vom 30. September auf mehr als 300 Mio. Euro. In dem Quartal als Pimco kaufte, notierten die Anleihen alle über 0,95 Euro je 1 Euro Nominalwert.
Zeitfaktor. Die größte Gruppe der Heta-Gläubiger entfällt auf deutsche Banken, darunter die Commerzbank (siehe Liste rechts - ohne Investmentfonds wie Pimco). Die meisten kauften die Papiere vor 2007 und haben sie auf die Hälfte des Nominalwertes abgeschrieben - auf Anordnung der Europäischen Zentralbank und der Deutschen Bundesbank, wie aus öffentlichen Unterlagen hervorgeht. Auch wenn sie teilweise zu der Gruppe um Pimco zählen, die das Angebot ablehnt, so könnten sie es doch annehmen und würden einen Gewinn verbuchen.
Hedgefonds wie Knighthead Capital Management und Canyon Capital Advisors besitzen ebenfalls Heta-Anleihen. Viele von ihnen begannen die Papiere zu kaufen, als vergangenes Jahr entschieden wurde, Heta abzuwickeln. Damals hätten sie die Anleihen für 0,55 Euro je 1 Euro Nominalwert kaufen können.
Für diejenigen, die das derzeitige Angebot ablehnen, wird das Potenzial für eine höhere Zahlung nur attraktiv bleiben, wenn es nicht zu lange dauert, sagt Frederick Gentis bei Wallich & Matthes, gegenüber Bloomberg. Der Händler von Festverzinslichen ist auf Ausfallbürgschaften in Deutschland und Österreich spezialisiert.
„Es wird eine Kosten-Nutzen-Abwägung geben, zwischen dem Verlust und der Zeit, die nötig ist, um vor Gericht mehr zu erzielen“, sagte er. "Wenn eine höhere Zahlung bedeutet, drei Jahre oder länger vor Gericht zu verbringen, könnte ein Verlust erwogen werden.“
Aus dem Börse Express PDF vom 18.02.2016. Dort mit einer umfassenden Liste der Gläubiger aus dem Banken- und Versicherungsbereich. Das Börse Express PDF gibt es nur im Abo. Unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417