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RHI nach diversen Abschreibungen mit Ergebnisdrittelung - Dividende bleibt gleich

Aktuelle Störfälle am norwegischen Standort Porsgrunn zwingen das RHI-Management zu einer vorsichtigeren Einschätzung künftiger Produktionsvolumina. Zudem sieht das Sortenkonzept für Fertigprodukte infolge der stark gesunkenen Rohstoffpreise eine vermehrte Verwendung von externen Rohstoffen vor. Daraus ergeben sich folgende Auswirkungen auf den Jahresabschluss 2015: aufgrund des Wegfalles der sogenannten "own-use exemption" (Ausnahme für den Eigenverbrauch) ist der langfristige Energieliefervertrag aus 2011 als Finanzinstrument gemäß IAS 39 zu qualifizieren. Die Bewertung der gesamten Kontraktlaufzeit bis Jahresende 2023 auf Marktpreisniveau führt zum Jahresende 2015 zu einer nicht zahlungswirksamen Rückstellung von rund 58 Mio. Euro. In den Folgejahren wird diese Rückstellung ratierlich aufgelöst und zu entsprechenden Ertragsverbesserungen führen.

Der Umsatz des RHI-Konzerns betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 1.752,5 Mio. Euro nach 1.721,2 Mio. im Jahr 2014. Die Umsatzrückgänge der Division Stahl in Europa, im Nahen Osten sowie in Nordafrika konnten durch eine erfreuliche Geschäftsentwicklung in Indien und Südamerika sowie positive Translationseffekte aus der Währungsumrechnung infolge der Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar nahezu kompensiert werden. Der Umsatzanstieg der Division Industrial in Höhe von 8,5% gegenüber dem Vorjahr lässt sich unter anderem auf höhere Projektauslieferungen in den Geschäftsbereichen Glas und Umwelt, Energie, Chemie zurückführen. Zusätzlich profitierte der Geschäftsbereich Zement/Kalk von einer positiven Entwicklung der Baukonjunktur in Nordamerika.

Das operative Ergebnis reduzierte sich von 141,9 Mio im Vorjahr auf 124,1 Mio Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Während das operative Ergebnis der Division Stahl aufgrund einer schwächeren Margenentwicklung in Europa und im Nahen Osten sowie negativer Produktmixeffekte infolge rückläufiger Volumina im Elektrolichtbogenofenbereich zurückging, profitierte die Division Industrial von einer besseren Auslastung der Fixkosten infolge des Umsatzanstieges, einer verbesserten Margensituation des Geschäftsbereiches Glas und einigen Großreparaturen im Geschäftsbereich Nichteisenmetalle. Der geringere Ergebnisbeitrag der Division Rohstoffe lässt sich auf eine schwächere Auslastungssituation der Rohstoffwerke in Zusammenhang mit den rückläufigen Mengen im Elektrolichtbogenofenbereich zurückführen. Zusätzlich ist das operative Ergebnis durch negative Wechselkurseffekte aus der Bewertung von Bilanzpositionen in Höhe von 8,9 Mio belastet. Diese werden in den sonstigen Aufwendungen ausgewiesen.

Das EBIT betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 37,5 Mio. Euro und beinhaltet eine vollständige Wertberichtigung des Standortes Porsgrunn, Norwegen, von rund 23 Mio und des Standortes Falconer, USA, von rund 8 Mio sowie negative Ergebniseffekte von rund 58 Mio betreffend der erforderlichen Änderung der Bewertung des im Jahr 2011 abgeschlossenen langfristigen Energieliefervertrages. Zusätzlich wurde eine Rückstellung in Höhe von rund 3 Mio für die Schließung des Standortes Clydebank, Schottland, gebildet. Dem gegenüber stehen positive Effekte von rund 6 Mio aus der Auflösung von Rückstellungen infolge des Verkaufes des Werksgeländes am Standort, Duisburg, Deutschland, sowie geringere Schließungskosten am Standort Kretz, Deutschland.

Das Ergebnis nach Ertragsteuern betrug im Geschäftsjahr 2015 somit 17,6 Mio nach 52,5 Mio im Vorjahr. Das Ergebnis je Aktie reduzierte sich von 1,28 auf 0,40 Euro.

Division Stahl Der Absatz der Division Stahl reduzierte sich von rund 1.246.000 Tonnen im Vorjahr um 7,5% und betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 1.152.000 Tonnen. Dies lässt sich vorwiegend auf ein schwächeres Linings-Geschäft im Elektrolichtbogenofen- sowie im Pfannenbereich zurückführen. Der Umsatz verringerte sich von EUR 1.108,8 Mio im Vorjahr um 0,8% auf EUR 1.099,9 Mio. Der Umsatzrückgang in Europa, im Nahen Osten sowie in Nordafrika konnte durch eine erfreuliche Geschäftsentwicklung in Indien und Südamerika sowie positive Translationseffekte aus der Währungsumrechnung infolge der Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar nahezu kompensiert werden. Das operative Ergebnis ging aufgrund einer schlechteren Auslastung der Produktionskapazitäten sowie negativer Produktmixeffekte von EUR 93,1 Mio im Vorjahr auf EUR 64,3 Mio im abgelaufenen Geschäftsjahr zurück.

Division Industrial Der Absatz der Division Industrial betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 rund 443.000 Tonnen und blieb somit weitgehend konstant gegenüber dem Vorjahr mit rund 440.000 Tonnen. Der Umsatz erhöhte sich von EUR 566,6 Mio im Vorjahr um 8,5% auf EUR 614,6 Mio. Dies lässt sich unter anderem auf einen Großauftrag des Geschäftsbereiches Umwelt, Energie, Chemie im Petrolkoksvergaserbereich in Indien zurückführen. Auch in den Geschäftsbereichen Glas und Nichteisenmetalle wurden einige der im Vorjahr kundenseitig verschobenen Großreparaturen durchgeführt. Zusätzlich profitierte der Geschäftsbereich Zement/Kalk von einer positiven Entwicklung der Baukonjunktur in Nordamerika. Das operative Ergebnis konnte infolge gestiegener Umsätze sowie einer verbesserten Margensituation des Geschäftsbereiches Nichteisenmetalle und erzielter Kosteneinsparungen im Geschäftsbereich Glas von EUR 48,6 Mio im Jahr 2014 auf EUR 65,0 Mio im abgelaufenen Geschäftsjahr gesteigert werden.

Division Rohstoffe Der externe Absatz der Division Rohstoffe erhöhte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich auf rund 297.000 Tonnen nach rund 182.000 Tonnen im Vorjahr. Der Anstieg in Höhe von 63,2% lässt sich hauptsächlich auf den Verkauf von Rohdolomit zurückführen. Während dieser einen mengenmäßig großen Beitrag liefert, ist der wertmäßige Effekt aufgrund der niedrigen Erlöse pro Tonne jedoch gering. Der Umsatz reduzierte sich von EUR 303,3 Mio im Vorjahr um 10,1% und betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr EUR 272,6 Mio. Dies lässt sich sowohl auf eine gesunkene interne Nachfrage der Division Stahl insbesondere im Bereich der basischen Massen als auch auf einen gesunkenen Außenumsatz infolge der Insolvenz eines italienischen Kunden zurückführen. Die geringere Nachfrage der Division Stahl resultiert aus einem Absatzrückgang im Elektrolichtbogenofenbereich in Höhe von rund 12%. In diesem Produktsegment verfügt RHI über eigene Rohstoffe, die an den österreichischen Standorten Breitenau und Hochfilzen abgebaut werden. Somit führte der Absatzrückgang auch zu einer schwachen Auslastungssituation der Rohstoffwerke. Das operative Ergebnis reduzierte sich infolge der schwachen Auslastungssituation von EUR 0,2 Mio auf EUR -5,2 Mio im abgelaufenen Geschäftsjahr.

Ausblick Der Internationale Währungsfonds erwartet in seiner im Jänner 2016 veröffentlichten Prognose ein Weltwirtschaftswachstum von 3,4% im laufenden Jahr nach 3,1% im Jahr 2015. Drei wichtige Faktoren beeinflussen diesen Ausblick: ein langsameres Wirtschaftswachstum in China infolge der Neuausrichtung der Wirtschaft - so soll der Binnenkonsum gestärkt und die Abhängigkeit von Auslandsinvestitionen und Exporten reduziert werden -, niedrigere Energie- und Rohstoffpreise sowie eine graduelle Straffung der Geldpolitik in den USA. Das Research Institut CRU erwartet gemäß einer Studie von Anfang Dezember 2015 einen Rückgang der Stahlproduktion in China in Höhe von rund 1% für das Jahr 2016 sowie ein Wachstum der Stahlproduktion außerhalb Chinas von rund 2%. Basierend auf diesen Annahmen erwartet RHI einen Umsatz (2015: 1.752,5 Mio) unter sowie ein operatives Ergebnis (2015: 124,1 Mio. Euro) auf dem Niveau des abgelaufenen Geschäftsjahres, wobei das 1. Halbjahr 2016 etwas schwächer als die zweite Jahreshälfte 2016 ausfallen sollte. Der erwartete Umsatzrückgang der Division Stahl lässt sich insbesondere auf eine erwartete Abschwächung der Geschäftsentwicklung in Südamerika sowie ein kompetitives Wettbewerbsumfeld zurückführen. In der Division Industrial könnte ein schwächeres Nichteisengeschäft zu einem Umsatzrückgang führen. Aktuell arbeitet RHI aufgrund der Entwicklung in den Kundenindustrien an der weiteren Optimierung der Werksstruktur, die im laufenden Geschäftsjahr zu einer Anpassung der Produktionskapazitäten in Europa führen könnte. Zusätzlich wurden diverse Kostenmaßnahmen in den Vertriebs- und allgemeinen Verwaltungsbereichen definiert. Die geplante Fortführung des Working Capital-Abbaus sollte die Free Cashflow-Generierung unterstützen und zu einer weiteren Reduktion der Nettoverschuldung führen. Der Vorstand der RHI AG beabsichtigt, der Hauptversammlung am 4. Mai 2016 wieder eine Dividende in unveränderter Höhe von 0,75 Euro pro Aktie vorzuschlagen.

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