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Serie 25 Jahre ATX: 2009 - Immofinanz rettet sich durch Verkauf - Erste Group und Co gieren nach Kapital

2008 gab der ATX noch rekordhohe 61,2 Prozent ab. Bis ins Frühjahr ging es weiter nach unten. Das Intraday-Tief wurde am 9. März mit 1379,86 Punkten erreicht. Das entspricht einem Minus von rund 70 Prozent zum Hoch aus 2007. Dann gab es beinahe eine Kursverdoppelung und auf Jahressicht ein Plus von 42,5 Prozent. Die Aufwärtsbewegung manifestierte sich, nachdem die EZB den Leitzins bis Mai auf das Rekordtief von 1,0 Prozent schleuste, um der Konjunktur einen Stimulus zu verleihen. Was war geschehen? Die Welt war eben nicht von der Klippe gesprungen, was mit deutlichen Kurssteigerungen quittiert wurde. An Börsegänge war in dieser unsicheren Zeit trotzdem nicht zu denken, womit die längste IPO-lose Zeit in der Geschichte des ATX prolongiert wurde, seit Oktober 2007. Dafür hatte die Finanzbranche Kapitalhunger. Einerseits schmolzen teils Portfoliowerte mit den Preisen am US-Immobilienmarkt dahin, dazu kamen steigende Kosten für Kreditausfälle, vor allem im Osteuropa-Kreditportfolio. Und ein schärferes Augenmerk der Aufsichtsbehörden in Sachen Eigenkapital­ausstattung. Wobei sich die Kapitalmassnahmen auf den Herbst beschränkten, nachdem sich die düsterste Stimmung verzogen hatte. Mehr als 1,7 Mrd. Euro holte sich allein die Erste Group. Dazu kamen Fremdkapitalaufnahmen, eine Milliarde von der OMV, mehr als 1,3 vom Verbund. Die Banken holten sich zusätzlich Staatsgelder. Die Wirtschaftskrise hatte aber nicht nur das Finanz­system, sondern auch das exportlastige Österreich voll im Griff. Und fordert an der Börse mit dem Pkw-Zulieferer Eybl International ein Opfer. (In den USA schlittert GM in das bis dato grösste Chapter-11-Verfahren.) Immofinanz entgeht diesem Schicksal, indem das eigene Österreich-Portfolio um 1,2 Mrd. Euro an die Osteuropa-Tochter Immoeast verkauft wird. Verkauft hat im März auch die OMV ihre Anteile an der ungarischen MOL, der Grundstein des späteren „Insiderverfahrens“ gegen CEO Wolfgang Ruttenstorfer. Womit das Thema MOL-Übernahme im Akten-Schredder landete. Neben Eybl strich auch SkyEurope die Segel. Im Juni beantragt die Billig-Airline in der Slowakei Gläubigerschutz, bereits im Herbst heben die letzten Maschinen ab. Julius Meinl V. sitzt zwei Tage in der Haftanstalt Josefstadt und kommt für die Rekord-Kaution von 100 Mio. Euro wieder frei. Eine der ehemaligen Meinl-Firmen löst sich im April auf: Airports International. Nicht aufgelöst, dafür erweitert haben andere. Im Juli fusionieren Ottakringer sowie Vöslauer. Und Schlumberger übernimmt Hochriegel. Und Georg Pölzl, bis dahin Chef des deutschen Mobilfunkers T-Mobile, übernimmt als CEO, bei der Österreichischen Post.

(red)

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