(K)eine schöne Bescherung in Öl
Die Melange mundete so gar nicht. Am Wochenende bekräftigte der irakische Ölminister, dass das Kartell an seiner Politik festhalten wird. Und die heißt: Fluten des Weltmarktes, in der Hoffnung, dass dadurch die unliebsame Schieferöl-Konkurrenten aus den USA aus dem Markt gedrängt wird. Doch lassen sich diese? Dem Ölindustrie-Dienstleister Baker Hughes zufolge wurde dort in der vergangenen Woche an 541 Stellen nach Öl gebohrt - ein Plus von 17 Bohrlöchern (siehe Chart) zur Vorwoche. Gleichzeitig befinden sich die US-Öllager auf einem viele, viele Jahrzehntehoch (siehe Chart). All dies, während das Angebot die Nachfrage übersteigt. Kein Wunder somit, dass der Preis für das schwarze Gold immer tiefer geht. 36,5 US-Dollar kostet das Barrel (à 159 Liter) der Sorte Brent heute Mittag nur noch. Freude herrscht da natürlich bei Autofahrern, wo die Zeit nicht mehr fern scheint, bis nicht nur Diesel an der Zapfsäule weniger als einen Euro je Liter kostet. Ist dann aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Staat aus ‘ordnungspolitischen’ Gründen die entsprechende Steuer einfach erhöht. Vielleicht unter dem grünen Deckmäntelchen, da sich wohl mehr und mehr Unternehmen fragen, warum sie sich um das Thema Nachhaltigkeit überhaupt kümmern sollen? Das Gegenteil kost’ ja nix ...
Und lassen die USA ihre Öl-(Schiefer-)Industrie wirklich sterben? Das Preistief sorgt die ‘Feinde’ Russland und IS wohl mehr, als Hilfspakete für die eigene Industrie kosten würden. Goldman Sachs glaubt bereits an Preise von rund 20 Dollar. Wenn dem so ist, wird 2016 nicht nur für OMV und SBO kein lustiges Jahr. Spüren würden es von Lenzing (über den Umweg der Konkurrenz Polyester) über Immofinanz und Raiffeisen Bank International (über den Umweg Rubel) bis hin zu den Stromerzeugern - denn noch gibt es Ölkraftwerke als Konkurrenz - und der Gaspreis hängt auch wesentlich von dem des Öls ab - nachhaltige Energieerzeugung hat’s da dann doppelt schwer. Während die Entlastung der Industrie eher gering ist, da diese den Inputfaktor Energiekosten in den vergangenen Jahren möglichst umweltverträglich nach unten geschraubt hat. Allein die zuvor genannten Unternehmen stehen für rund ein Viertel der gesamten ATX-Gewichtung ...
(gill)
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