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Holger Scholze: Optimismus vor Fed-Zinsentscheid: DAX knackt wichtigen technischen Widerstand

Brüssel: Europäische Ermittlungsbehörde leitet Untersuchung gegen VW ein

Der heutige Fed-Zinsentscheid ist DAS dominierende Thema des heutigen Handelstages: Die älteren Anleger werden sich vielleicht noch erinnern. Es gab mal eine Zeit, da gehörten Leitzinserhöhungen zu einem halbwegs normalen Instrument von Notenbanken. Das ist allerdings schon etwas länger her und so hat der heutige Fed-Zinsentscheid schon fast etwas Historisches. Die Fed wird heute, soweit sind sich die meisten Analysten einig, nach gut neun Jahren erstmals wieder eine Zinserhöhung durchführen. 

Der DAX wiederum präsentiert sich erstaunlich robust im Vorfeld des heutigen Zinsentscheids und kann um knapp ein Prozent zulegen. Von technischen Analysten als besonders positiv gewertet wird insbesondere der Sprung über die 10.500 Punkte-Marke. In etwa in diesem Bereich lag zuletzt eine wichtige technische Widerstandszone.

Der Chiphersteller Dialog Semiconductor verschreckte gestern seine Aktionäre mit einer Umsatzwarnung. Zur Begründung heißt es bei Dialog, dass die schwindenden Umsätze mit der unerwartet schwachen Nachfrage nach Chips für Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets zusammenhänge. Der Markt zeige offenbar erste Sättigungserscheinungen. So ärgerlich der gestrige Kursrücksetzer für Dialog-Aktionäre war, es könnte gleichzeitig nur ein Vorgeschmack auf weit größere Probleme in der Gesamtbranche sein. So zeigt auch die Apple-Aktie seit Tagen ungewohnte Schwächetendenzen. Allein auf Wochensicht beläuft sich das Minus (auf Eurobasis) bereits auf mehr als sechs Prozent. Und das könnte erst der Anfang sein. So korrigierte Analystin Katy Huberty, Morgan Stanley, ihre Verkaufsprognose für iPhones nach unten. Für das laufende Quartal – immerhin das „Weihnachtsquartal“ – rechnet sie bereits mit einem Rückgang der Verkäufe um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allein im Dezember, so die Prognose, sollten gut fünf Millionen weniger iPhones als im Vorjahr verkauft werden. Erste Sättigungserscheinungen, insbesondere in den Industrieländern, sind mittlerweile auch bei Apple-Produkten nicht mehr gänzlich von der Hand zu weisen. Andererseits sorgt der erstarkte US-Dollar derzeit dafür, dass derzeit kaum Wachstum in Schwellenländern generiert werden kann. Viele Apple-Produkte sind derzeit schlicht zu teuer.

Hat Volkswagen EU-Mittel rechtswidrig eingesetzt? Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung hat das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) ein Verfahren gegen die Wolfsburger eingeleitet. Laut dem Bericht könnte VW Milliarden-Kredite zweckentfremdet haben. Es geht dabei in erster Linie um Kredite der Europäischen Investitionsbank (EIB). So soll die EIB den Wolfsburgern seit 1990 gut 4,6 Milliarden Euro an Krediten zu vergünstigten Konditionen bereitgestellt haben. Die bereitgestellten Kredite wären jedoch zweckgebunden gewesen. So sollten mit diesem Geld vor allem an der Entwicklung umweltfreundlicher Motoren gearbeitet werden. Ob dies tatsächlich der Fall war, soll OLAF nun abschließend untersuchen. 

Wie Drillisch gestern mitteilte, erwartet man für das laufende Jahr einen leicht höheren Gewinn. Aufgrund einer sehr positiven Geschäftsentwicklung in den zurückliegenden beiden Monaten, erwartet der Tec-DAX-Konzern im laufenden Jahr nun einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 105 Millionen Euro. Zuvor lag die Gewinnprognose bei 95 bis 100 Millionen Euro. 

Euwax Sentiment

Die Stimmung unter den Derivate-Anleger ist heute ebenfalls erstaunlich gut. Der Euwax-Sentiment-Index notiert bereits den gesamten Handelstag im positiven Bereich. Eine gewisse Vorsicht ist zwar durchaus da, doch mehrheitlich setzen die Derivate-Anleger auf weiter steigende DAX-Kurse. Insbesondere das Durchbrechen einer wichtigen technischen Widerstandszone im Bereich von 10.500 Punkten, beflügelt die gute Stimmung derzeit zusätzlich. 

TRENDS IM HANDEL

Erneute Ermittlungen gegen Volkswagen sorgen derzeit bei einigen Derivateanlegern für etwas Unruhe und Unentschlossenheit. Während einige Anleger den heutigen Kursrücksetzer zum Einstieg in Call-Positionen nutzen, werden von anderen Anlegern derzeit Put-Positionen auf die VW-Aktie gekauft. Zumindest am heutigen Handelstag haben die Pessimisten bislang die Nase vorn.

Vor dem heute anstehenden Zinsentscheid decken sich zahlreiche Derivateanleger mit Put-Positionen auf das Devisenpaar Euro/US-Dollar ein. Nachdem sich der Euro seit Tagen vergleichsweise stabil gegenüber dem US-Dollar präsentierte, kam die europäische Gemeinschaftswährung zuletzt wieder etwas zurück und fiel unter die Marke von 1,10 US-Dollar. 

Börse Stuttgart TV

Eine Zinserhöhung in den USA gilt für viele Analysten als beschlossene Sache. Es wäre ein fast schon historischer Schritt und gleichzeitig das Ende einer rund sieben Jahre andauernden quasi Nullzinspolitik in den USA. Kann der morgige Zinsschritt in den USA überhaupt noch für Bewegung sorgen? Welche Folgen ergeben sich für DAX, Euro und viele Schwellenländer? Ralf Wiedmann, AdVertum Vermögensmanagement AG, bei Börse Stuttgart TV.