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Die Spirale dreht sich weiter nach oben

Das Jahr 2015 war für das Dorotheum, größtes Auktionshaus im deutschsprachigen Raum, besonders erfolgreich. Alles übertrafen die Ergebnisse bei der Gegenwartskunst mit den beiden besten Zeitgenossen-Auktionen in der Geschichte. Sie zeichneten sich zudem durch hohe Verkaufsraten und durch die Internationalität des Angebotes aus.

Avantgarde aus Italien und Deutschland: Weltrekorde und Höchstpreise. Werke der 1960er Jahre aus Deutschland und Italien fanden besonders großen Anklang. Weit über den Erwartungen reüssierte eine „Superficie“ (Oberfläche) von Enrico Castellani: 965.000 Euro bedeuteten internationalen Rekord für ein Frühwerk des Italieners. Auch für Arbeiten von weiteren Künstlern der Mailänder Sixties-Avantgarde gab es hohe Preise, darunter jene von Agostino Bonalumi (442.200 Euro), Giuseppe Uncini (253.100 Euro), Gino De Dominicis (222.600 Euro) oder Dadamaino (€ 204.300 Euro). Paolo Scheggis „Intersuperficie curva rossa" erreichte hervorragende 393.400 Euro. Mit 204.300 Euro für die Stahlskulptur „Ellisse“ von Mauro Staccioli konnte im Dorotheum ein weiterer Weltrekord erzielt werden.

2015 lag ein großer Schwerpunkt der stets starken Fontana-Offerte bei plastischen Arbeiten. Seltene frühe Skulpturen verkauften sich hervorragend, darunter eine „Frauenbüste“ von 1949 für 588.533 Euro. Bei den Keramiken ragte ein runder, goldener Concetto Spaziale heraus (283.600 Euro). Ein kleinformatiger „Concetto spaziale“ von 1963–1964 wurde auf 405.600 Euro angesteigert. Fausto Melottis Skulptur „Linee“ verdoppelte mit 369.000 Euro die Erwartungen.

Zwei Kleinformate von Gerhard Richter kamen groß heraus: 369.000 Euro brachte „Grün-Blau-Rot“, die 2010 gefertigte Bildplatte „Ifrit“ erzielte 143.300 Euro. Für Richters „Abstraktes Bild“ kletterten die Gebote bis 491.000 Euro. Zum selben Preis wechselte „Landschaft mit Pionierlager 1973“, ein anspielungsreiches Gemälde von Ilya Kabakov, den Besitzer. Bei Heinz Macks Relief mit farbigem Plexiglas blieb mit 295.800 Euro ein deutscher Interessent siegreich. Eine unbetitelte, mit Nägeln und Handausschnitten versehene Kiste von ZERO-Künstler Günther Uecker fand für 295.800 Euro einen neuen Besitzer.

Im Bereich Grafik setzte sich im Dorotheum ein Werk von Cy Twombly mit 198.200 Euro an die Spitze.

Hohe Ansteigerungen gab es auch für österreichische Kunst: Für Max Weilers „Welt des Wachstums” konnte mit rund 393.400 Euro ein Weltrekord erzielt werden. Maria Lassnigs „Selbstporträt als Auto“ sowie „Zwei Figuren“ wurden für 344.600 und 341.202 Euro zugeschlagen. Das Dorotheum hält den – im Vorjahr erzielten – Weltrekord für ein Werk der Künstlerin mit 491.000 Euro.

Mit Vollgas in die Pole Position. Eine Klasse für sich waren heuer klassische Fahrzeuge und Automobilia. Nicht nur mit den besten Versteigerungen in der Geschichte des Hauses und der Verkaufsrate von 95 Prozent wurde aufgewartet, sondern auch mit dem höchsten Zuschlag im Dorotheum im Jahr 2015: 1.012.000 Millionen Euro erreichte die Shelby Cobra Mk I. aus dem Jahr 1963, eine Ikone der Automobilgeschichte. Beim 1960 produzierten 250 GT Pininfarina Coupé von Ferrari klingelte die Auktionsglocke erst bei 572.000 Euro. Mit einem ebenfalls exzellenten Preis von 379.500 Euro ließ der blitzblaue Lancia Stratos HF von 1974 aufhorchen.

Zeitlose Bildnisse. Mehr als das Zehnfache der Erwartungen, 575.516 Euro, erreichte Frans Pourbus‘ II. „Bildnis des Prinzen Philipp Wilhelm von Oranien im Brustharnisch mit dem Orden vom Goldenen Vlies“ bei der April-Auktion von Gemälden Alter Meister. Bei Pieter Brueghels II. Tondo „Das Paar beim Angeln“ läutete die Auktionsglocke bei 552.000 Euro, bei Jan Brueghel I. „Rast an der Windmühle“ bei 523.446 Euro. Den Schätzwert mehr als verdoppeln konnte die „Madonna mit den Nelken“ von Giovan Battista Salvi, gen. Il Sassoferrato (417.800 Euro). Bei den „Gemälden des 19. Jahrhunderts“ setzte sich ein vom polnischen Historien- und Bildnismaler Jan Matejko 1872 angefertigtes Porträt von Carol Gilewski, Anatomieprofessor aus Krakau mit 344.600 an die Spitze – mit mehr als dem Dreifachen des Schätzwertes. 149.400 Euro bedeuteten Weltrekord für ein Bild von Gabriel Ritter von Max, „Die Gelehrten“ als zwei Affen darstellend. Friedrich Gauermanns wilddramatischer „Überfall“ auf eine Kutsche erreichte 173.800 Euro. Ivan Konstantinowich Aivazovskys Seestück konnte mit 106.250 Euro die Schätzung mehr als verdoppeln.

Bei der Klassischen Moderne reüssierte Alfons Waldes Gemälde „Almen im Schnee“ mit 393.400 Euro, Fernando Boteros Ölbild „Ein Dieb“ mit 283.600 Euro. Die „Badende“ von Frantisek Kupka erreichte hervorragende 295.800 Euro. Unter den Werken der Futuristen stand Gino Severinis „Sortie Nord – Sud“ hoch in der Gunst der Kunstliebhaber. Das dynamische Bild war einem Sammler 369.000 Euro wert. „Bateau Ivre“ von Wols wurde auf 131.100 Euro angesteigert.

Seltenheiten bei Juwelen und Uhren. Besonders stark zeigten sich heuer die Auktionen von Juwelen und Uhren, jene im Juni war die beste in der Geschichte des Dorotheum. Spitzenpreise gab es für einen seltenen Kaschmir-Saphir-Ring (515.400 Euro) sowie einem Ring mit einem unbehandelten 14,57 ct. Burma-Saphir (222.600 Euro). Ein „Fancy Yellow Natural Color“-Brillantsolitär-Ring (16,98 ct) wechselte für 320.200 Euro den Besitzer.

Bei den Uhren punkteten vor allem zwei Rolex Cosmographen Daytona „Paul Newman“ aus den 1970er Jahren (87.500, 81.250 Euro)

Preisrekorde. Mehr als das Dreifache des Schätzwertes erzielte eine 1922/25 von Josef Hoffmann und Julius Zimpel entworfene silberne Besteckgarnitur bei der Jugendstil-Auktion im Mai: 344.600 Euro war dem Käufer das 168-teilige Service wert. Für mehr als das Sechsfache des Schätzwertes, für 244.414 Euro, wechselte in der Design-Auktion im Mai der „Kasten auf Tisch“ Mod. Nr. BL 0810, entworfen von Otto Prutscher, den Besitzer.

Beim teuersten Schriftwerk, das im Dorotheum versteigert wurde, handelt es sich um ein Rituale, eine Handschrift aus dem 11. Jahrhundert. Bei der Autographen-Auktion im Juni kletterten die Gebote für diesen wissenschaftlich und liturgiegeschichtlich hoch bedeutenden Codex auf sensationelle 356.800 Euro.

Preisrekord auch in der Kategorie Briefmarken: Die einzig bekannte Drittelungsfrankatur einer 9-Kreuzer-Marke, Österreich 1850, auf einer Faltbriefhülle war mit 145.000 Euro das bis dato teuerste Objekt bei einer Dorotheum-Briefmarkenauktion.

Eine spezielle Single Owner Collection konnte das Dorotheum im Mai erfolgreich veräußern: Fahrrad-Enthusiasten aus aller Welt wetteiferten in der Auktion „Bicycles from the Embacher Collection“ um außergewöhnliche Vintage-Radmodelle aus den 1920er Jahren bis heute.

„Eine starkes Jahr für unser Auktionshaus“, so Dorotheum-Geschäftsführer Martin Böhm, „das zeigen die hohen Verkaufsquoten, die hervorragenden Ansteigerungen und die vielen Best-Of-Ergebnisse. Der zeitgenössischen Kunst gilt weiter unser spezielles Augenmerk.“ 

Ein Video zum Auktionsjahr - mit dem Best of - gibt’s unter https://goo.gl/LeXqJA - die Liste mit den Top-10-Auktionsergebnissen unter https://goo.gl/QksWjq.