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„Wer Eier möchte, muss für die Hennen sorgen ...“
1959, im Alter von 27 Jahren gründete er die Kyoto Ceramic K.K.. Ende des Geschäftjahres 2014/15 (März) beschäftigte der Tech-Konzern, der nunmehr unter dem Namen Kyocera firmiert rund 68.200 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von umgerechnet 11,01 Milliarden Euro. 25 Jahre später als der japanische Telekommunikationsmarkt dereguliert wurde, gründete er das Telekomunternehmen Dai-ni den-den K.K. - heute unter dem Namen KDDI mit 62 Milliarden Euro Marktwert das viertschwerste Unternehmen im japanischen Leitindex Nikkei 225. Im ‘zarten Alter’ von 77 Jahren holte ihn die japanische Regierung 2010 an die Spitze des angeschlagenen Luftfahrtunternehmens Japan Airlines, um dieses zu sanieren. Und wenn dieser Mann recht hat, dann ist eine der wichtigsten Lektionen, die an den Wirtschaftshochschulen dieser Welt gelehrt wird schlichtweg der sprichwörtliche ‘Holler’.
Kazuo Inamori, geboren am 30. Jänner 1932, Mulimilliardär, Unternehmer, Management- Guru und buddhistischer Priester meint nämlich, dass man all das Gerede über den Fokus auf die Aktionäre getrost vergessen kann. Stattdessen sollte man die Zeit damit verbringen, die Mitarbeiter glücklich zu machen. Auf diese Philosophie setzte er beim Aufbau von Kyocera, der KDDI und bei der Rettung von Japan Airlines Co. vor dem Bankrott im Jahr 2010.
In der Kyocera-Zentrale mit Blick auf die Hügel und Tempel der antiken Hauptstadt Kyoto meldet Inamori schwere Zweifel an der westlichen Form des Kapitalismus an. "Wer Eier möchte, muss für die Hennen sorgen", erklärt Inamori in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Schikaniert oder tötet man die Henne, wird das nicht funktionieren." Seine Sichtweisen rufen in Erinnerung, dass viele Bastionen japanischer Unternehmensleiter das Vorhaben von Premierminister Shinzo Abe nicht ernst nehmen, dass sich Unternehmen mehr ihren Aktionären widmen sollten.
Seine Ansichten fallen ins Gewicht, was an Inamoris Erfolg liegt. KDDI und Kyocera kommen auf einen gemeinsamen Marktwert von etwa 79 Milliarden Euro. Als Inamori 2010 zum Vorstandschef von Japan Airlines ernannt wurde, verfügte er über keinerlei Erfahrungen in der Branche. Im darauffolgenden Jahr führte er die Fluggesellschaft wieder in die Gewinnzone zurück und aus dem Bankrott hinaus. Im Jahr 2012 brachte er die Aktie wieder an die Börse Tokio zurück.
Amöben-Management. Das Geheimnis, erklärt Inamori, war eine Änderung der Mentalität bei den Angestellten. Nachdem er unentgeltlich den Chefposten übernommen hatte, ließ er für jeden Mitarbeiter ein kleines Buch über seine Philosophien drucken. Darin stand, das Unternehmen widme sich ihrem Wachstum als Personen, und erklärte die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Arbeit. Auch buddhistisch geprägte Prinzipien für die Lebensweise des Personals wurden aufgestellt, wie Bescheidenheit und das Richtige zu tun. Das habe die Angestellten stolz auf die Fluggesellschaft gemacht und ihre Bereitschaft zu harter Arbeit für den Erfolg des Unternehmens gestärkt, so Inamori.
Die Doktrin setzte sich durch, auch weil die Grenze zwischen dem Arbeits- und Privatleben in Japan verschwommener ist als in anderen Teilen der Welt. Nicht alle seine Taktiken sind spirituell. Sein "Amöben-Management"-System teilt das Personal in oft sogar winzige Bereiche auf, die ihre eigenen Pläne machen und als unabhängige Gewinn- und Verlust-Einheiten geführt werden. Seine Richtungsänderung umfasste auch den Abbau von etwa einem Drittel der Belegschaft bei der Fluggesellschaft, immerhin 16.000 Menschen. Dennoch sagt Inamori: "Konzernleiter sollten danach streben, alle ihre Angestellten glücklich zu machen, sowohl materiell als auch intellektuell." "Das ist ihre Aufgabe. Sie sollte nicht darin bestehen, für die Aktionäre zu arbeiten."
Verflechtung. Die Unternehmen, die Inamori geführt hat, sind durch mehr als nur ihren Management-Ansatz miteinander verbunden. Kyocera war zum 30. September der größte Aktionär von KDDI mit einem Stimmrechtsanteil von 13,7 Prozent, geht aus Angaben auf der Webseite des Telekomunternehmens hervor. Der Anteil ist fast 8,2 Mrd. Dollar wert, fast die Hälfte des Marktwerts von Kyocera. Kyocera hält auch 2,1 Prozent an Japan Airlines, zeigen Daten von Bloomberg.
Eine Verflechtung die manchen Aktionären sauer aufstösst, und speziell bei aktivistischen Aktionärsgruppen auf Unverständnis stösst. Oasis Management aus Hongkong etwa fordert von dem Hersteller elektronischer Ausrüstungen, Gelder an die Aktionäre zurückfließen zu lassen, indem der Anteil an der Fluggesellschaft verkauft und die KDDI-Beteiligung stark verringert wird. Die Kyocera-Aktien haben 48 Prozent zugelegt, seit die Regierung von Abe 2012 an die Macht kam, verglichen mit 84 Prozent Zuwachs des Leitindex Topix.
Inamori kontert: Anleger "wollen die höchstmöglichen Erträge erhalten. Das verstehe ich", aber die KDDI Holding zahle gute Dividenden und diene als Puffer gegen schlechte Zeiten, fügt er an. "Zuweilen muss die Geschäftsleitung zu selbstsüchtigen Forderungen der Aktionäre ’Nein’ sagen."
Für Seth Fischer, Investmentchef von Oasis, ist dies eine veraltete Denkweise, die das Risiko ignoriert, dass das Geschäft von KDDI ins Straucheln geraten könnte. Sein Fonds gehört dem Zustrom aktivistischer Investoren an, die von Japans Anstrengungen unter Abe ermutigt wurden, Unternehmen stärker den Aktionären rechenschaftspflichtig zu machen.
Nicht selbstsüchtig. "Wir sind Aktionäre, wir sind keine ’selbstsüchtigen’ Aktionäre", schreibt Fischer in einer E-Mail. "Die Ansicht, das Management habe die Pflicht, das Geschäft vor den Aktionären zu schützen, ist genau das Verhalten, dessen Wandel Abenomics verfolgt."
Wenn Inamori darüber redet, die Mitarbeiter glücklich zu machen, geht es ihm nicht darum, dass sie ihre Füße hochlegen sollen. Seine Sorte von Glück fußt darauf, härter als alle anderen zu arbeiten. Dahinter steht das buddhistische Konzept "shojin", die Seele durch Hingabe an eine Aufgabe zu erheben. In einem Buch über seine Philosophie aus dem Jahr 2004 stellt er die zunehmende Tendenz unter den Japanern in Frage, der Freizeit Wert beizumessen.
Inamoris weniger extremer Kapitalismus ist ein Produkt der japanischen Gesellschaft, die seinen Worten nach weniger willens als die westlichen Volkswirtschaften ist, eine Kluft zwischen Reich und Arm zu akzeptieren. Führungskräfte müssten das berücksichtigen, betont er.
"Unternehmen gehören den Aktionären, aber Hunderte oder Tausende Angestellte sind ebenfalls involviert", sagt Inamori. "Die Henne muss gesund sein."
Kazuo Inamori, geboren am 30. Jänner 1932, Mulimilliardär, Unternehmer, Management- Guru und buddhistischer Priester meint nämlich, dass man all das Gerede über den Fokus auf die Aktionäre getrost vergessen kann. Stattdessen sollte man die Zeit damit verbringen, die Mitarbeiter glücklich zu machen. Auf diese Philosophie setzte er beim Aufbau von Kyocera, der KDDI und bei der Rettung von Japan Airlines Co. vor dem Bankrott im Jahr 2010.
In der Kyocera-Zentrale mit Blick auf die Hügel und Tempel der antiken Hauptstadt Kyoto meldet Inamori schwere Zweifel an der westlichen Form des Kapitalismus an. "Wer Eier möchte, muss für die Hennen sorgen", erklärt Inamori in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Schikaniert oder tötet man die Henne, wird das nicht funktionieren." Seine Sichtweisen rufen in Erinnerung, dass viele Bastionen japanischer Unternehmensleiter das Vorhaben von Premierminister Shinzo Abe nicht ernst nehmen, dass sich Unternehmen mehr ihren Aktionären widmen sollten.
Seine Ansichten fallen ins Gewicht, was an Inamoris Erfolg liegt. KDDI und Kyocera kommen auf einen gemeinsamen Marktwert von etwa 79 Milliarden Euro. Als Inamori 2010 zum Vorstandschef von Japan Airlines ernannt wurde, verfügte er über keinerlei Erfahrungen in der Branche. Im darauffolgenden Jahr führte er die Fluggesellschaft wieder in die Gewinnzone zurück und aus dem Bankrott hinaus. Im Jahr 2012 brachte er die Aktie wieder an die Börse Tokio zurück.
Amöben-Management. Das Geheimnis, erklärt Inamori, war eine Änderung der Mentalität bei den Angestellten. Nachdem er unentgeltlich den Chefposten übernommen hatte, ließ er für jeden Mitarbeiter ein kleines Buch über seine Philosophien drucken. Darin stand, das Unternehmen widme sich ihrem Wachstum als Personen, und erklärte die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Arbeit. Auch buddhistisch geprägte Prinzipien für die Lebensweise des Personals wurden aufgestellt, wie Bescheidenheit und das Richtige zu tun. Das habe die Angestellten stolz auf die Fluggesellschaft gemacht und ihre Bereitschaft zu harter Arbeit für den Erfolg des Unternehmens gestärkt, so Inamori.
Die Doktrin setzte sich durch, auch weil die Grenze zwischen dem Arbeits- und Privatleben in Japan verschwommener ist als in anderen Teilen der Welt. Nicht alle seine Taktiken sind spirituell. Sein "Amöben-Management"-System teilt das Personal in oft sogar winzige Bereiche auf, die ihre eigenen Pläne machen und als unabhängige Gewinn- und Verlust-Einheiten geführt werden. Seine Richtungsänderung umfasste auch den Abbau von etwa einem Drittel der Belegschaft bei der Fluggesellschaft, immerhin 16.000 Menschen. Dennoch sagt Inamori: "Konzernleiter sollten danach streben, alle ihre Angestellten glücklich zu machen, sowohl materiell als auch intellektuell." "Das ist ihre Aufgabe. Sie sollte nicht darin bestehen, für die Aktionäre zu arbeiten."
Verflechtung. Die Unternehmen, die Inamori geführt hat, sind durch mehr als nur ihren Management-Ansatz miteinander verbunden. Kyocera war zum 30. September der größte Aktionär von KDDI mit einem Stimmrechtsanteil von 13,7 Prozent, geht aus Angaben auf der Webseite des Telekomunternehmens hervor. Der Anteil ist fast 8,2 Mrd. Dollar wert, fast die Hälfte des Marktwerts von Kyocera. Kyocera hält auch 2,1 Prozent an Japan Airlines, zeigen Daten von Bloomberg.
Eine Verflechtung die manchen Aktionären sauer aufstösst, und speziell bei aktivistischen Aktionärsgruppen auf Unverständnis stösst. Oasis Management aus Hongkong etwa fordert von dem Hersteller elektronischer Ausrüstungen, Gelder an die Aktionäre zurückfließen zu lassen, indem der Anteil an der Fluggesellschaft verkauft und die KDDI-Beteiligung stark verringert wird. Die Kyocera-Aktien haben 48 Prozent zugelegt, seit die Regierung von Abe 2012 an die Macht kam, verglichen mit 84 Prozent Zuwachs des Leitindex Topix.
Inamori kontert: Anleger "wollen die höchstmöglichen Erträge erhalten. Das verstehe ich", aber die KDDI Holding zahle gute Dividenden und diene als Puffer gegen schlechte Zeiten, fügt er an. "Zuweilen muss die Geschäftsleitung zu selbstsüchtigen Forderungen der Aktionäre ’Nein’ sagen."
Für Seth Fischer, Investmentchef von Oasis, ist dies eine veraltete Denkweise, die das Risiko ignoriert, dass das Geschäft von KDDI ins Straucheln geraten könnte. Sein Fonds gehört dem Zustrom aktivistischer Investoren an, die von Japans Anstrengungen unter Abe ermutigt wurden, Unternehmen stärker den Aktionären rechenschaftspflichtig zu machen.
Nicht selbstsüchtig. "Wir sind Aktionäre, wir sind keine ’selbstsüchtigen’ Aktionäre", schreibt Fischer in einer E-Mail. "Die Ansicht, das Management habe die Pflicht, das Geschäft vor den Aktionären zu schützen, ist genau das Verhalten, dessen Wandel Abenomics verfolgt."
Wenn Inamori darüber redet, die Mitarbeiter glücklich zu machen, geht es ihm nicht darum, dass sie ihre Füße hochlegen sollen. Seine Sorte von Glück fußt darauf, härter als alle anderen zu arbeiten. Dahinter steht das buddhistische Konzept "shojin", die Seele durch Hingabe an eine Aufgabe zu erheben. In einem Buch über seine Philosophie aus dem Jahr 2004 stellt er die zunehmende Tendenz unter den Japanern in Frage, der Freizeit Wert beizumessen.
Inamoris weniger extremer Kapitalismus ist ein Produkt der japanischen Gesellschaft, die seinen Worten nach weniger willens als die westlichen Volkswirtschaften ist, eine Kluft zwischen Reich und Arm zu akzeptieren. Führungskräfte müssten das berücksichtigen, betont er.
"Unternehmen gehören den Aktionären, aber Hunderte oder Tausende Angestellte sind ebenfalls involviert", sagt Inamori. "Die Henne muss gesund sein."
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