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Wasser auf Draghis Mühlen: Euroraum-Wachstum verfehlt Erwartungen

Das Bruttoinlandsprodukt in den 19 Ländern der Währungsunion stieg um 0,3 Prozent, zeigen Daten vom Freitag. In den drei Monaten zuvor wuchs es noch um 0,4 Prozent, was auch der Median-Schätzung von Ökonomen in einer Bloomberg-Umfrage entsprach. Die Volkswirtschaften von Deutschland und Frankreich expandierten wie erwartet jeweils um 0,3 Prozent. Italien verzeichnete eine Expansion von 0,2 Prozent und verfehlte damit wie auch die Niederlande und Portugal die Erwartungen aus Bloomberg-Umfragen.

Die Abschwächung in den Schwellenländermärkten stellt die Stärke der Erholung in der Währungsunion auf den Prüfstand. Die Daten werden EZB-Präsident Mario Draghi weitere Anhaltspunkte für die geldpolitische Sitzung im Dezember geben. Der Italiener hatte signalisiert, dass weitere Stimuli in Vorbereitung seien. Er verwies dabei auf die Abwärtsrisiken für das Wachstum und den Inflationsausblick der Region, der Gefahr läuft, sich erheblich unterhalb des EZB-Ziels von 2 Prozent festzusetzen.

Das niedriger als erwartete BIP-Wachstum im Euroraum "verstärkt für die EZB die bereits starken Argumente für eine Ausweitung der geldpolitischen Impulse im Dezember", sagte Nick Kounis, Leiter Makro-Analyse bei der ABN Amro Bank NV in Amsterdam, vor Bekanntgabe der Euroraum-Daten. “Die Binnenwirtschaft entwickelt sich gut, aber der Euroraum hat mit externen Belastungsfaktoren zu kämpfen, mit schwachem Wachstum des Welthandels und einbrechenden Exporten in die Schwellenländer."

In einer Rede vor dem Europa-Parlament am 12. November sagte Draghi, dass der Ausblick für die Kerninflation, in der volatile Posten wie Energie nicht enthalten sind, sich "etwas abgeschwächt" habe. Ferner wies er darauf hin, dass die Abwärtsrisiken aus der weltweiten Abschwächung "klar sichtbar" seien.

“Was wir bei den Daten bisher gesehen haben sind eine Industrieproduktion am äußerst unteren Ende, verfehlte Erwartungen und schwache Auftragseingänge in der Industrie. Daher wird jeglicher Hinweis, dass dies eine Folge der einsickernden Schwäche aus den Schwellenländermärkten ist, Erwartungen schüren, dass Draghi handeln wird", sagte Eimear Daly, Devisenstratege bei Standard Chartered Plc, am Freitrag gegenüber Bloomberg TV. "Es ist am Markt weitgehend eingepreist, dass er auf der Dezember-Sitzung etwas tun wird."

Die Terminkontrakte auf den von der EZB berechneten Eonia zeigen eine Chance von 96 Prozent an, dass der EZB-Rat den Einlagensatz im Dezember um 10 Basispunkte auf minus 0,3 Prozent senken wird.