, boerse-express

Karl-Heinz Strauss: "Die Ampeln in unseren beiden osteuropäischen Heimmärkten Polen und Tschechien sind definitiv grün"

Der aktuelle Schwerpunkt des be INVESTOR beschäftigte sich mit dem Thema: "Aufwind am Bau" - Die verkürzte Ausgabe der aktuellen Nummer können Sie hier abrufen: http://bit.ly/1L10nhE - Abonnenten können sich hier die aktuelle Nummer ansehen oder downloaden: http://bit.ly/1S2qvOq

Im Rahmen des Schwerpunkts luden wir Porr-CEO Karl-Heinz Strauss und Strabag-CEO Thomas Birtel zum Gespräch über die Lage am Bau - und bei den Konzernen. Anbei finden Sie Thomas Birtel.

Börse Express: Nachdem Europas Bauwirtschaft 2014 erstmals seit der Finanzkrise wieder minimal gewachsen ist, sollen es laut dem Branchenverband Euroconstruct heuer 1,9 und in den kommenden zwei Jahren je 2,5 Prozent werden. Spüren Sie diese erwartete Belebung bereits? Und die EU-Kommission geht für nächstes Jahr gar von einem Wachstum am Bau von 3,5 Prozent aus - wer schätzt Ihrer Meinung nach da besser?

KARL-HEINZ STRAUSS: Die EU-Kommission erfasst alle Mitgliedsländer, Euroconstruct umfasst 19 Länder, vornehmlich aus West- und Mitteleuropa. Dass das prozentuelle Wachstum in den ost- und südosteuropäischen Ländern höher ist als in Westeuropa ist verständlich, sagt aber nichts über die absolute Veränderung aus. Darüber hinaus ist das Wachstum auch ungleich verteilt, in Ländern wie Polen und Tschechien merken wir die Belebung auf jeden Fall, die DACH-Region wächst mit geringerer Dynamik aber von sehr hohem Niveau aus.


Börse Express: Vor allem Osteuropa soll laut den Prognosen mit etwa doppelten Wachstumsraten gegenüber Westeuropa nun wieder aufzeigen - im speziellen Polen. Nachdem Sie dort eine starke Position haben - stehen die Ampeln in CEE bzw. Ihr CEE-Geschäft wieder auf grün?

KARL-HEINZ STRAUSS: Das muss man differenzieren. Die Ampeln in unseren beiden osteuropäischen Heimmärkten Polen und Tschechien sind definitiv grün. In den meisten anderen Ländern der Region sind wir vorsichtiger und verwirklichen selektiv Infrastrukturprojekte mit gesicherter EU-Kofinanzierung um zwar vom Wachstum zu profitieren, gleichzeitig aber auch eine hohe Planungssicherheit zu gewährleisten.


Börse Express: In der Politik wurde zuletzt (wieder einmal) die Forcierung von Infrastruktur-Projekten angekündigt. Ist das Ihrer Meinung nach eigentlich ein für die Branche guter Weg, oder konzentrieren sich die Umsatzspitzen damit auf wenige Jahre, statt sich zu verteilen?

KARL-HEINZ STRAUSS: Wir müssen unseren Wirtschaftsstandort Österreich nachhaltig sichern, Infrastrukturmaßnahmen haben deshalb höchste Priorität. Natürlich profitieren wir als ausführende Unternehmen, aber die Bauindustrie als Wirtschaftsmotor schafft eine Umwegrentabilität, die kein anderer Wirtschaftszweig in diesem Maß bereitstellt.


Börse Express: Angesichts der aktuellen Flüchtlingsproblematik: Zuzug müsste den Bedarf nach Bau vergrößern - gibt es aus Branchensicht da auch eine Kehrseite der Medaille?

KARL-HEINZ STRAUSS: Wir sehen derzeit keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Bauindustrie.


Börse Express: Sie alle haben in Ihren Ausblicken für 2015 von einer Ergebnissteigerung gesprochen, Strabag nannte explizit ein EBIT von zumindest 300 Millionen Euro.
a.) Ihre Prognose gilt noch?
und b.) warum glauben Sie das Ergebnis so genau schätzen zu können bzw. warum gibt es bei Porr ‘nur’ ein „Der Vorstand geht von einer neuerlichen Steigerung des Ergebnisses zum Gesamtjahr 2015 aus"?

KARL-HEINZ STRAUSS: Unseren Ausblick haben wir zuletzt auf unserem Capital Markets Day auf der Stuttgarter Großbaustelle bestätigt, wir werden heuer Produktionsleistung und Ergebnis erneut steigern. Genauere Prognosen geben wir nach der Devise „den Markt positiv überraschen“ nicht ab.


Börse Express: Stichwort Digitalisierung am Bau: Ist das ein Thema, das bei Ihnen eines ist und wenn ja, wie wird das umgesetzt?

KARL-HEINZ STRAUSS: Die Digitalisierung in der Bauwirtschaft ist kein „nice to have“ sondern eine fundamentale Überlebensfrage. Wer hier nicht reagiert, oder glaubt irgendwann mit der Masse mit zu schwimmen, der wird überbleiben. Wir haben uns klar zur Digitalisierung bekannt und eine Vorreiterrolle eingenommen. Egal ob neueste BIM-Technologien, Umstellung auf Sharepoint, eigene Apps oder konzernweite Mobilitätsstrategie, wir unternehmen derzeit große Anstrengungen um diese Vorreiterposition noch weiter auszubauen und unter Europas führenden Unternehmen zu bleiben.


Börse Express: Womit sind Sie in der aktuellen Unternehmensaufstellung besonders zufrieden und woran gilt es vorrangig noch zu feilen? Oder anders gefragt: Einem Anleger würden Sie derzeit ein Investment in Ihr Unternehmen empfehlen, weil ... ? Was spricht für Ihr Unternehmen?

KARL-HEINZ STRAUSS: Die Porr ist Nummer Eins im Heimmarkt Österreich, ein zuverlässiger Partner mit Handschlagqualität mit höchstem technischem Know-how. Unser Ziel des „Intelligenten Wachsens“ bedeutet, dass wir nicht die Größten, aber die Besten sein wollen. In unseren fünf Heimmärkten Österreich, Deutschland, der Schweiz, Polen und Tschechien erwirtschaften wir rund 85 Prozent unserer Produktionsleistung. Bauen ist ein lokales Geschäft. Getreu unserem Motto „Kenne Deinen Markt – kenne Deinen Kunden“ bieten wir in unseren fünf Heimmärkten alle Produkte in der Fläche an, während wir in unseren Projektmärkten in Ost- und Südosteuropa und in den internationalen Märkten mit unseren Exportprodukten im Tunnel-, Bahn- und Grundbau vertreten sind. Unser Ausblick und unsere Profitabilität sind positiv, bei der Digitalisierung haben wir eine Vorreiterrolle und generieren dadurch Wettbewerbsvorteile. Die Porr ist heute eigentümergeführt, mit einer Beteiligung der Top 100 Führungskräfte. Wir sind als „best place to work“ einer der attraktivsten Arbeitgeber in unserer Branche und in Österreich.

Relevante Links: PORR AG