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Holger Scholze: Auto-Aktien ziehen DAX erneut nach unten

Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen Martin Winterkorn

Nach dem knapp dreiprozentigen Kurssprung vom Freitag haben einige Anleger heute offensichtlich erst einmal Kasse gemacht. Der DAX rutschte bis zum frühen Nachmittag um 1,6 Prozent auf 9.533 Punkte ab. 

Die Liste der Verlierer wird von den Autowerten Volkswagen Vz. (-7,2 Prozent), Daimler (-3,6 Prozent), BMW (-3,1 Prozent) und Continental (-2,9 Prozent) angeführt. Hier wird die Stimmung weiterhin durch den Abgas-Skandal stark eingetrübt. 

Im Zuge dessen ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig nun wegen Betrugsverdachts gegen den zurückgetretenen Konzern-Chef Martin Winterkorn. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liege auf dem Vorwurf, dass Fahrzeuge mit manipulierten Abgaswerten verkauft worden seien. Winterkorn war am vergangenen Mittwoch als Vorstandschef zurückgetreten. Als seinen Nachfolger bestimmte der Aufsichtsrat den bisherigen Porsche-Chef Matthias Müller. 

Ihren Ausgang genommen hat die Abgas-Affäre in den USA. Die US-Umweltschutzbehörde EPAhatte VW nachgewiesen, bei zahlreichen Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorschriften vorsätzlich umgangen zu haben. VW hatte dies zugegeben und später mitgeteilt, bis zu elf Millionen Fahrzeuge könnten weltweit von Manipulationen betroffen sein. Auch in den USA wird gegen VW ermittelt. 

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF zieht angesichts des schwächeren Branchenwachstums die Zügel stärker an. Dazu legte das Unternehmen ein neues Sparprogramm auf, dass von Ende 2018 an einen jährlichen Beitrag zum Ergebnis von einer Milliarde Euro liefern soll. Dem Vorstandschef Kurt Bock zufolge wolle der Konzern deutlicher zulegen als die Branche. Die BASF-Aktie notierte am frühen Nachmittag bei 66,12 Euro mit 2,2 Prozent im Minus. 

Gegen den allgemeinen Markttrend legte heute der Kurs der Tele-Columbus-Aktie deutlich zu. Zuvor war das Papier von den Analysten der Berenberg Bank hochgestuft und zum Kauf empfohlen worden. Zudem hoben die Experten ihr Kursziel von 13,00 auf 14,20 Euro an.

Euwax Sentiment

Der Euwax-Sentiment-Index lag am frühen Nachmittag bei plus vierzig Punkten. Die Mehrheit der kurzfristig orientierten Derivateanleger setzte in dieser Phase also mit Knock-out-Calls und Call-Optionsscheinen auf steigende Kurse des DAX. 

TRENDS IM HANDEL

Viele Anleger kauften heute Knock-out-Calls auf die BASF-Aktie. Offensichtlich halten sie den heutigen Kursabschlag für übertrieben. 

Knock-out-Calls auf Drillisch wurden dagegen überwiegend verkauft. 

In den vergangenen Wochen kam es immer mal wieder zu einer verstärkten Nachfrage nach Call-Optionsscheinen auf Priceline.com. Auch heute waren diese Scheine wieder gesucht. 

Ein reger Handel findet in diesen Tagen auch mit zahlreichen verbrieften Derivaten auf die Vorzugsaktie von Volkswagen statt. Ein klarer Trend ist hierbei aber nicht erkennbar, da die Meinungen über die weitere Kursentwicklung weit auseinander gehen. 

Börse Stuttgart TV

Der Volkswagen-Skandal war auch eines der großen Themen auf dem Investmentkongress der DAB in München. Andreas Scholz sprach mit Philipp Vorndran von Flossbach von Storch über die derzeitige Stimmung an den Märkten und die Lage um den Wolfsburger Autobauer.