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Wiens Sieger und Verlierer werden in Frankfurt geformt: Immoaktien im Übernahmefieber - Polytec spielt den VW-Blues

Natürlich gibt es noch immer die anhaltende Unsicherheit über die weitere US-Geldpolitik. Und natürlich hat Griechenlands klar wiedergewählter Regierungschef Alexis Tsipras Schuldenerleichterungen an Platz eins seiner Agenda gesetzt: Die Gespräche mit den Geldgebern seien "die erste entscheidende Schlacht", sagte er heute vor Syriza-Funktionären.

Aber abgelenkt wurden auch Österreichs Börsianer von zwei anderen Ereignissen: VW und der sich immer schneller drehenden Immobilien-Übernahmekarussel. VW stürzte in der Spitze um 22,8 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief von 125,40 Euro ab - es war der größte Kurssturz seit August 1994 - rund 15 Milliarden Euro Marktkapitalisierung sind weg. Viele Anleger fürchten, dass auf den Autobauer milliardenschwere Strafzahlungen zukommen (wegen manipulierter Abgaswerte in den USA) - plus ein kaum zu beziffernder Image-Schaden. Die Affäre setzte dem gesamten Autosektor zu - der europäische Branchenindex fiel zeitweise um fast sieben Prozent - der zudem noch zwei Prognosesenkungen der im MDax gelisteten Zulieferer ElringKlinger und Leonie zu verkraften hatte. ElringKlinger rutschten teils um mehr als 21,1 Prozent ab. Der Autozulieferer rechnet wegen hoher Kosten für Sonderschichten auf Grund starker Nachfrage nicht mehr damit, seine bisherige Ergebnisprognose zu erreichen. Das bereinigte EBIT soll im Gesamtjahr bei 135 bis 145 Millionen Euro liegen nach bisher rund 165 Millionen. Und Leoni gab in der Spitze knapp fünf Prozent nach. Das Unternehmen hat seine Umsatz-Prognose für 2016 von 5,0 auf 4,8 Milliarden Euro gesenkt. Grund ist der Verkauf von 50 Prozent der Anteile an seinem Bordnetz-Werks im chinesischen Langfang an den Partner BHAP. Mit dieser Firma gründet man gleichzeitig ein neues Gemeinschaftsunternehmen. Polytec verlor 4,0 Prozent - Schlusslicht im ATXPrime.

Für Gesprächsstoff sorgten auch die Umwälzungen in der deutschen Immobilienbranche: Deutsche Wohnen und LEG Immobilien setzen zur Aufholjagd auf den Branchenprimus Vonovia - ehemals Deutsche Annington (plus Gagfah) - an, deren Aktie heute erstmals im DAX notierte. Bis zum Jahresende wollen die Nummern zwei und drei der Branche über einen Aktientausch zusammengehen (und Nummer zwei bleiben - siehe related stories). Die im MDax notierte LEG stieg klar an, Deutsche Wohnen verlor ebenso deutlich, denn die Aktionäre werden über eine Kapitalerhöhung zur Kasse gebeten. Vonovia notierten kaum verändert. In Wien gab es für die Buwog ein Plus - für conwert ebenso: Im ATX die Nummer 1 und 2.

Vienna Insurance Group verlor 0,48Prozent auf 26,925 Euro. Die Credit Suisse hat die Empfehlung von Underperform auf Neutral angehoben, und senkte das Kursziel von 36,60 auf 32,00 Euro.