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EVN: Warmer Geldregen rückt einen Schritt näher - was die Allianz weniger freut

Die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Entwicklungen in den eingeleiteten Verfahren im Zusammenhang mit den Forderungen aus den Tarifentscheidungen in Bulgarien und im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Duisburg-Walsum sowie der Fortgang der Aktivitäten in Moskau sind geeignet, das Konzernergebnis wesentlich zu beeinflussen“ - so heißt es im Q3-Bericht der EVN mit Blick auf das Gesamtjahr. Basis das Ganzen ist, dass „wir nach den positiven ersten drei Quartalen weiterhin davon aus(gehen), dass das Konzernergebnis über dem Niveau des Jahres 2012/13 liegen wird.“

Bei einer dieser Entwicklungen, die geeignet sind das Konzernergebnis wesentlich zu beeinflussen, ist die EVN nun einen Schritt weiter (für heuer aber sicher noch nicht weit genug). Konkret geht es um die Causa Kraftwerk Walsum bei Duisburg, wo die EVN einen dreistelligen Millionenbetrag als Schaden ausmachte: „Die geltend zu machenden Ansprüche beruhen auf Schäden, die der Projektgesellschaft in Folge verspäteter Fertigstellung des Kraftwerks Walsum 10 entstanden sind und umfassen pauschalierten Schadenersatz für Verzug, verzögerungsbedingte Mehrkosten, die vorfinanzierten Reparaturkosten und für den Schaden aus entgangener CO2-Zuteilung, sowie Ansprüche gegen einen Versicherer“, erklärte die EVN. Über wieviel und was genau gestritten wird, wird sich im angestrebten Schiedsverfahren herausstellen. Im Vorfeld behaupteten die Parteien rund 600 Mio. Euro an Ansprüchen.

Duisburg war für die EVN von Anfang an ein Pannen-Kraftwerk: 2005 gründeten EVN und die deutsche Steag eine Projektgesellschaft zum Bau des neuen Steinkohlekraftwerkes in Walsum. Mit einem Anteil von 51 Prozent ist die Steag Mehrheitsgesellschafter, der Rest gehört der EVN. 2006 wurde mit dem Bau des Kraftwerksblockes Walsum 10 begonnen, der über eine installierte Leistung von 725 Megawatt (MW) verfügen sollte. Ursprünglich sollte das Kraftwerk Anfang 2010 in Betrieb gehen, die Grundsteinlegung war bereits im November 2006 erfolgt. Dann gab es aber Probleme mit einem neuen Hochleistungsstahl des japanischen Hitachi-Konzerns. Diese neue Legierung sollte besondere Hitze aushalten, um die Kohle effizient zu verfeuern. Beim Schweißen mit dem neuen Werkstoff stellte sich jedoch heraus, dass der Kessel undicht war. 2011 musste der erste Probebetrieb abgebrochen werden. Zwei Reparaturversuche scheiterten, Kraftwerksbetreiber und Hitachi entschieden sich für den Einbau eines neuen Kessels mit einem anderen Stahl. Das Investitionsvolumen stieg von 820 Mio. auf 1,1 Mrd. Euro.

Daraufhin wurde eine Schiedsklage gegen das Generalunternehmerkonsortium Hitachi Ltd. und Hitachi Power Europe eingebracht sowie eine Gerichtsklage gegen ein Versicherungs-Konsortium unter Führung der Allianz.

Ein erste Gerichtsurteil ist nun da. Das Landgericht Essen spricht davon, dass die Forderung berechtigt ist - geht aber nicht auf die Höhe der berechtigten Forderung ein. Im Falle der Allianz geht es aber um mehr als 140 Millionen Euro - die diese aber nicht so einfach zahlen will und die nächste Instanz beschäftigen will/wird. Denn die Allianz lehnt die Zahlung mit der Begründung ab, ihre Montageversicherung greife in diesem Fall nicht. Grundsätzlich geht es um die Frage, ob in der Allgefahrenversicherung zuerst die Schadenursache geklärt werden muss, bevor ein Versicherer zahlt. Das Landgericht Essen hat in einem noch (nicht rechtskräftigen) Urteil entschieden: Nein. Versicherungsschutz besteht unabhängig von der Ursache.

Klar ist, dass die ganze Sache noch Jahre dauern kann. Und auch, dass der japanische Hitachi-Konzern seine Europa-Einheiten nicht unbedingt behalten muss, sollte der in mehreren Kraftwerken verwendete Stahl mögliche Schadenersatzzahlungen allzu sehr in die Höhe treiben.

Klar ist aber auch, dass jegliche Schadenersatzzahlung das EVN-Ergebnis in die Höhe treiben würde. Zum Vergleich: 2012/13 - das heuer überschritten werden soll - lag der Gewinn der EVN bei 114,7 Millionen Euro. Allein ein möglicher Allianz-Anteil (49% für die EVN) würde schon mehr als die Hälfte dieses Ergebnisses entsprechen (vor Steuern). Sollten sogar alle 600 (sprich 300 für die EVN) Millionen kommen ...

Relevante Links: EVN AG