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Erste, RBI und Co: Kroatien eröffnet die nächste Front im Kampf um die Frankenkredite

Kroatiens Plan, in Schweizer Franken begebene Kredite im Nennwert von rund 3 Mrd. Euro umzuwandeln, verstoße gegen EU-Recht und bilaterale Investitionsschutzabkommen, haben Erste Group Bank AG, UniCredit SpA, OAO Sberbank, Raiffeisen Bank International AG und Hypo Group Alpe Adria AG am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung mitgeteilt. Die Banken würden rasch bilaterale Gespräche mit der kroatischen Regierung suchen, hieß es.

Der kroatische Finanzminister Boris Lalovac sagte in der vergangenen Woche im staatlichen Radio, dass die Regierung allen Frankenkreditnehmern eine Konversion in Euro anbieten wolle. Die Banken würden nach Verabschiedung des Gesetzes durch das Parlament drei Monate Vorbereitungszeit bekommen.

“Diese Entwicklungen und die Aussagen der kroatischen Regierung beunruhigen uns ernsthaft”, so die Banken. “Eine Zwangskonvertierung ohne die Einkommenssituation oder die Schuldendienstfähigkeit eines Kunden zu berücksichtigen, ist ein schwerwiegender rückwirkender Eingriff in bestehende Verträge.”

Wie in Ungarn, Polen und anderen osteuropäischen Ländern waren auch in Kroatien Hypotheken- und Verbraucherkredite in Franken beliebt, weil der Zins geringer war als bei solchen in der Landeswährung Kuna. Sie wurden zum Politikum, nachdem die Schweiz im Januar den Franken-Deckel aufgab, wodurch die Schweizer Währung aufwertete. Um ihre Kredite zu bedienen, müssen die Kroaten nun mehr Kuna aufwenden, und vielen fällt der Schuldendienst schwer.

Laut kroatischer Zentralbank gibt es in Kroatien etwa 55.000 ausstehende Franken-Kredite im Volumen von 23,1 Mrd. Kuna (3 Mrd. Euro) Nennwert. Etwa 38 Prozent aller Hypotheken lauten auf Franken. Auf Euro lauten noch mehr, aber diese bereiten weniger Sorgen, weil die Kuna an die Gemeinschaftswährung gekoppelt ist.

In Polen haben Eigentümer internationaler Banken, darunter General Electric Co. und Raiffeisen, gegen einen Gesetzentwurf protestiert, der sie zwingen würde, sich an den Kosten einer Umwandlung von Franken-Hypotheken in Zloty zu beteiligen. Alle fünf Banken, die gegen die kroatischen Pläne protestieren, sind österreichische Institute, da UniCredit und Sberbank ihr Osteuropageschäft über ihre Tochterfirmen in Wien steuern.

Die Regierung in Zagreb wird ihren Vorschlag wahrscheinlich bei der Kabinettssitzung am 10. September einbringen, erklärte Sprecher Nikola Jelic.