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Der Wiener Aderlass beginnt nun bei A, geht über B vielleicht zu C ...

So unterschiedlich kann das gleiche Faktum aufgenommen werden. Während sich bei Bene bereits heftiger Widerstand gegen das Barabfindungsangebot von 1,03 Euro je Aktie zeigt (auch nach Bestätigung durch einen Gutachter), beginnt sich dieser bei ATB Antriebstechnik zu regen. Bei ATB - ehemals A-Tec-Tochter und jetzt im Besitz der chinesischen Wolong-Gruppe - steht heute eine HV an, die den Abschied von den Kleinaktionären bedeutet. Der Streubesitz wird abgespalten. Und der chinesische Hauptaktionär bietet den verbliebenen Streubesitz-Aktionären 7,6 Euro je Aktie. Das ist einem Teil der Privataktionäre zu wenig. Anders hingegen bei conwert. Hier gibt es seit gestern einen neuen Großaktionär, von dem manche erhoffen, dass sich dieser nun gleich die ganze Gruppe einverleiben will - und derart ein attraktives Übernahmeangebot zu erwarten ist, nachdem der letzte Versuch von Deutsche Wohnen an genau diesem Preis scheiterte. Damals wurden 11,5 Euro je Aktie geboten. Diesmal sollten es, sofern es dazu kommt, mehr sein. Denn Adler Real Estate übernahm das 24,79 Prozent schwere Aktienpaket des israelischen Milliardärs Teddy Sagi, das dieser erst im Mai vom Bauunternehmer Hans-Peter Haselsteiner gekauft hatte für 285 Mio. Euro - somit 13,5 Euro je Aktie. Auf diese 13,5 wird am Markt nun gehofft. Es gibt aber durchaus auch skeptische Stimmen, die sich nur schwer vorstellen können, wie Adler eine derartige Operation finanziell stemmen könnte. Aktuell würde jedenfalls der deutlich Kleinere den Größeren übernehmen: Adler kommt auf eine Marktkapitalisierung von etwas mehr als 650 Mio. Euro, conwert überschreitet die Milliarde. Außer Sagi greift nochmals tief in die Tasche und stellt Adler weiteres Kapital zur Verfügung - auch den conwert-Kauf durch Adler finanziert bereits der ehemalige conwert-Großaktionär, der nun mittels Wandelanleihe zum Adler-Aktionär wird. Zu den Kursen: Bei Bene wird wohl darauf spekuliert, dass Wilhelm Rasinger genug Privataktionäre um sich schart, um derart doch noch ein höheres Angebot herauszuschlagen - die Aktie legte heute bis Mittag auf 1,6 Euro zu - klar über den gebotenen 1,03 Euro. Bei ATB stehen 7,7 Euro auf dem Kurszettel - geboten sind 7,6 Euro. Mit 8,6 Euro je Aktie in der Abfindung würden sich Private Gerüchten zufolge zufrieden geben. Und bei conwert wurden schon im Zuge des Deutschen Wohnens-Angebot 13,5 Euro als Preis genannt, bei dem auch einige Institutionelle verkaufen würden.

Zahlen am Rande: 76 Aktien-Emittenten weist die Wiener Börse aktuell auf. 2010 waren es 89 - 2005 gab es 100 und 2000 noch 109