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Nachhaltige Investoren wollen was bewirken - und tun es auch
Cafe BE: Böse Zungen könnten meinen, C-Quadrat ist auf einen fahrenden Zug aufgesprungen, denn es hat erst jetzt bei weiteren zwei Publikumsfonds die Anlagerichtlinien auf das Thema Nachhaltigkeit umgestellt. Dem ist aber nicht so, oder?
Günther Kastner: Nein. Wir, das ehemalige Absolute Portfolio Management - wir gehören seit 2012 zur C-Quadrat-Gruppe und heißen jetzt C-Quadrat Asset Management - haben bereits 2006 mit Mikrofinanz begonnen und 2011 die United Nations Principles for Responsible Investment (UN PRI) unterschrieben. Als wir dann zu C-Quadrat mit dem entsprechenden Vertriebsapparat gekommen sind, haben wir darüber nachgedacht, wie wir auch unsere “normalen” Aktien-, Anleihen- oder Mischfonds nachhaltig managen können. Der Schluss lag nahe, unsere bestehenden Fonds umzustellen und dies auch im Namen des Fonds und im Prospekt darzustellen. Der Privatanleger hat dadurch keinen Nachteil sondern eher einen Vorteil und wird diese Fonds nun auch verstärkt nachfragen.
Was kann man sich unter “darüber nachdenken” vorstellen?
Günther Kastner: Zu Beginn haben wir uns verschiedene Partner angeschaut, von denen wir externes Research zukaufen können. Letztendlich wurde es Morgan Stanley Capital International (MSCI). Dann haben wir überprüft, wie sich die Umstellung auf das bestehende Portfolio auswirken wird. Können wir dann in gewisse Aktien und Länder nicht mehr investieren und hat das wiederum Performancenach- oder -vorteile? Und Schritt für Schritt haben wir zuerst die klassischen Ausschluss- und dann auch die ESG (Environmental, Social, Governance)-Kriterien eingeführt.
Wie funktioniert bei Ihnen der Titel-Auswahlprozess?
Günther Kastner: Grundsätzlich steht uns das Morgan Stanley All Country-Universum zur Verfügung - ein Rating für rund 2500 Aktien, 80 Länder und zusätzlich noch Emissionshäuser für Unternehmensanleihen. Dann wird geschaut, was fällt bei Anwendung bestimmter Ausschluss- und Positivkriterien, sowie dem Best-In-Class-Ansatz durch den MSCI-ESG-Raster. Übrig bleiben ungefähr 450 Titel, in die wir im C-Quadrat Global Quality ESG Equity Fund, dem C-Quadrat Global Quality ESG Bond Fund und dem C-Quadrat Absolute Return ESG Fund investieren können.
Hat es da starke Unterschiede zu vorher gegeben?
Günther Kastner: Nein, weil wir bereits vorher einen Qualitätsfilter eingezogen und auf Firmen geachtet haben, die nachhaltig wirtschaften. Interessant war, dass sich das großteils mit den Unternehmen überschneidet, die nach MSCI bestimmte positive ESG-Kriterien erfüllen.
Welche Möglichkeiten haben institutionelle Anleger bei Ihnen?
Günther Kastner: Institutionelle Investoren können - für Spezialfonds - Ausschlusskriterien oder bevorzugte Branchen selbst wählen. Auf Basis der MSCI Datenbank und der Auswahlprozesse wird das dann maßgeschneidert angeboten.
Sie alle sind schon länger im Bereich nachhaltige Investments tätig. Hat sich durch die Finanzkrise 2008 etwas geändert?
Günther Kastner: Ja, ich glaube, dass seither ein Umdenken stattgefunden hat, vor allem bei Institutionellen. In den letzten Jahren sehen wir zum Beispiel, dass wir aufgrund dessen, dass wir die UN PRI unterschrieben haben, erst bei immer mehr Ausschreibungen teilnehmen dürfen. Wolfgang Pinner: Aus der Studie vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) geht hervor, dass im Vorjahr in Österreich der Anteil der Privatanleger, die nachhaltig investiert sind, von 14 auf 23 Prozent angestiegen ist. Das kommt zum einen durch neue nachhaltige Fonds zustande, weiters in dem herkömmliche Fonds umgestaltet wurden und durch verstärkte Vertriebsbemühungen der Banken.
Wie kann man diesen Trend noch verstärken?
Wolfgang Pinner: Ich war jetzt bei zwei solchen Umstellungsprozessen von Fonds dabei und der Vertrieb hat jedes Mal geglaubt, es wird durch die Umstellung Abflüsse geben. Aber das Gegenteil war der Fall. Man sollte also erstens nicht glauben, dass es dadurch beim Kunden zu negativen Effekten kommt.
Und zweitens?
Wolfgang Pinner: Zweitens kann man versuchen, über die Vertriebsschiene flächendeckend aktiv nachhaltige Fonds zu bewerben. Bei der Raiffeisen wird das derzeit über alle Bundesländer gespielt und die Berater werden optimal ausgestattet - mit verschiedensten Publikationen, Informationen, Videos usw. Das heißt, wenn der Berater bereit ist, sich auf das Thema nachhaltiges Investment einzulassen, dann hat er alle Möglichkeiten. Insoferne glaube ich, dass die Reteil-Seite einiges an Potenzial hat.
Wie wichtig ist denn der Retail-Kunde für die Asset Manager überhaupt?
Wolfgang Pinner: Für uns ist das eine sehr attraktive Seite, denn das sind langfristige enthusiastische Investoren.
Warum ist eigentlich der Privatanleger immer noch so zurückhaltend bei nachhaltigen Investments?
Clemens Klein: Ich glaube, das diesem Investment immer noch das Vorurteil anlastet, es hat etwas mit Spendentätigkeit zu tun. Und das man auf Chancen bzw. Rendite verzichtet, aber dafür sauber ist.
Aber hier gibt es doch schon genügend Studien, die das Gegenteil beweisen.
Clemens Klein: Ja. Und ich weiß nicht, wie viele Metastudien noch veröffentlicht werden müssen. Die letzte von der Oxford University publizierte, kommt zum Ergebnis, dass über 80 Prozent der untersuchten performancerelevanten Nachhaltigkeitsmandate Outperformance erzielen konnten. Dies ist auch die Überzeugung eines nachhaltigen Investors, dass jene Unternehmen, die eine langfristige nachhaltige Strategie haben, erfolgreicher am Markt agieren können und werden. Eine weitere Studie zeigt, dass die durchschnittlichen Finanzierungskosten von solchen Unternehmen um 60 Basispunkte unter denen von Unternehmen liegen, die am wenigsten nachhaltig sind.
Könnte dieses Ergebnis nicht eine Veränderung bewirken?
Clemens Klein: Ich glaube schon. Denn das ist es doch, was man als nachhaltiger Investor bezwecken will - eine Veränderung bei den Unternehmen herbeiführen. Manche CEOs tun das vielleicht aus Überzeugung, manche betreiben Greenwashing. So wirklich durchsetzen wird sich das nachhaltige wirtschaften aber erst durch harte Fakten. Wenn ich merke, ich komme dadurch billiger zu Geld und das ist ein Riesenkonkurrenzvorteil, dann wird das den Anstoß geben, in diese Reichtung im Unternehmen etwas zu tun.
Gibt es noch andere Gründe, warum der Privatanleger immer noch so zurückhaltend bei nachhaltigen Investments ist?
Günther Kastner: Es liegt auch daran, dass man dem Kunden nachhaltiges Investment ein bißchen plastischer erklären muss. C-Quadrat schult auch die Berater und Vertriebsmitarbeiter entsprechend. Ich glaube, es gibt ja derzeit auch ein derartiges Projekt für eine kostenfreie Finanzberaterschulung von der EU.
Wolfgang Pinner: Ja, das Leonardo-Projekt Sustainable Investment Training Course (Anmerkung der Redaktion: https://www.sustainable-investment.eu). Als Partner ist da auch FNG dabei.
Günther Kastner: Man muss den Beratern also etwas in die Hand geben, damit sie sich auskennen und wohlfühlen. Und er muss das im Kundengespräch auch mit Beispielen untermauern und zeigen können, dass es sich für Unternehmen auszahlt, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Natürlich ist das in einigen Branchen schwieriger umzusetzen, aber der Kapitalmarkt kann da schon was bewirken. Wenn Asset Manager und Owner sich zusammenschließen und Druck auf Unternehmen machen, dann kann was passieren.
Aus dem be INVESTOR Nr 44 mit dem Schwerpunktthema "NACHHALTIGE INVESTMENTS". Zugang zum diesem be INVESTOR und den vorherigen Ausgaben erhalten Sie im Rahmen unserer befristeten Aktion noch gratis. Das täglich erscheinende Börse Express pdf und das wöchentliche Magazin be INVESTOR gibt es nur im Abo.
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Günther Kastner: Nein. Wir, das ehemalige Absolute Portfolio Management - wir gehören seit 2012 zur C-Quadrat-Gruppe und heißen jetzt C-Quadrat Asset Management - haben bereits 2006 mit Mikrofinanz begonnen und 2011 die United Nations Principles for Responsible Investment (UN PRI) unterschrieben. Als wir dann zu C-Quadrat mit dem entsprechenden Vertriebsapparat gekommen sind, haben wir darüber nachgedacht, wie wir auch unsere “normalen” Aktien-, Anleihen- oder Mischfonds nachhaltig managen können. Der Schluss lag nahe, unsere bestehenden Fonds umzustellen und dies auch im Namen des Fonds und im Prospekt darzustellen. Der Privatanleger hat dadurch keinen Nachteil sondern eher einen Vorteil und wird diese Fonds nun auch verstärkt nachfragen.
Was kann man sich unter “darüber nachdenken” vorstellen?
Günther Kastner: Zu Beginn haben wir uns verschiedene Partner angeschaut, von denen wir externes Research zukaufen können. Letztendlich wurde es Morgan Stanley Capital International (MSCI). Dann haben wir überprüft, wie sich die Umstellung auf das bestehende Portfolio auswirken wird. Können wir dann in gewisse Aktien und Länder nicht mehr investieren und hat das wiederum Performancenach- oder -vorteile? Und Schritt für Schritt haben wir zuerst die klassischen Ausschluss- und dann auch die ESG (Environmental, Social, Governance)-Kriterien eingeführt.
Wie funktioniert bei Ihnen der Titel-Auswahlprozess?
Günther Kastner: Grundsätzlich steht uns das Morgan Stanley All Country-Universum zur Verfügung - ein Rating für rund 2500 Aktien, 80 Länder und zusätzlich noch Emissionshäuser für Unternehmensanleihen. Dann wird geschaut, was fällt bei Anwendung bestimmter Ausschluss- und Positivkriterien, sowie dem Best-In-Class-Ansatz durch den MSCI-ESG-Raster. Übrig bleiben ungefähr 450 Titel, in die wir im C-Quadrat Global Quality ESG Equity Fund, dem C-Quadrat Global Quality ESG Bond Fund und dem C-Quadrat Absolute Return ESG Fund investieren können.
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Günther Kastner: Nein, weil wir bereits vorher einen Qualitätsfilter eingezogen und auf Firmen geachtet haben, die nachhaltig wirtschaften. Interessant war, dass sich das großteils mit den Unternehmen überschneidet, die nach MSCI bestimmte positive ESG-Kriterien erfüllen.
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Sie alle sind schon länger im Bereich nachhaltige Investments tätig. Hat sich durch die Finanzkrise 2008 etwas geändert?
Günther Kastner: Ja, ich glaube, dass seither ein Umdenken stattgefunden hat, vor allem bei Institutionellen. In den letzten Jahren sehen wir zum Beispiel, dass wir aufgrund dessen, dass wir die UN PRI unterschrieben haben, erst bei immer mehr Ausschreibungen teilnehmen dürfen. Wolfgang Pinner: Aus der Studie vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) geht hervor, dass im Vorjahr in Österreich der Anteil der Privatanleger, die nachhaltig investiert sind, von 14 auf 23 Prozent angestiegen ist. Das kommt zum einen durch neue nachhaltige Fonds zustande, weiters in dem herkömmliche Fonds umgestaltet wurden und durch verstärkte Vertriebsbemühungen der Banken.
Wie kann man diesen Trend noch verstärken?
Wolfgang Pinner: Ich war jetzt bei zwei solchen Umstellungsprozessen von Fonds dabei und der Vertrieb hat jedes Mal geglaubt, es wird durch die Umstellung Abflüsse geben. Aber das Gegenteil war der Fall. Man sollte also erstens nicht glauben, dass es dadurch beim Kunden zu negativen Effekten kommt.
Und zweitens?
Wolfgang Pinner: Zweitens kann man versuchen, über die Vertriebsschiene flächendeckend aktiv nachhaltige Fonds zu bewerben. Bei der Raiffeisen wird das derzeit über alle Bundesländer gespielt und die Berater werden optimal ausgestattet - mit verschiedensten Publikationen, Informationen, Videos usw. Das heißt, wenn der Berater bereit ist, sich auf das Thema nachhaltiges Investment einzulassen, dann hat er alle Möglichkeiten. Insoferne glaube ich, dass die Reteil-Seite einiges an Potenzial hat.
Wie wichtig ist denn der Retail-Kunde für die Asset Manager überhaupt?
Wolfgang Pinner: Für uns ist das eine sehr attraktive Seite, denn das sind langfristige enthusiastische Investoren.
Warum ist eigentlich der Privatanleger immer noch so zurückhaltend bei nachhaltigen Investments?
Clemens Klein: Ich glaube, das diesem Investment immer noch das Vorurteil anlastet, es hat etwas mit Spendentätigkeit zu tun. Und das man auf Chancen bzw. Rendite verzichtet, aber dafür sauber ist.
Aber hier gibt es doch schon genügend Studien, die das Gegenteil beweisen.
Clemens Klein: Ja. Und ich weiß nicht, wie viele Metastudien noch veröffentlicht werden müssen. Die letzte von der Oxford University publizierte, kommt zum Ergebnis, dass über 80 Prozent der untersuchten performancerelevanten Nachhaltigkeitsmandate Outperformance erzielen konnten. Dies ist auch die Überzeugung eines nachhaltigen Investors, dass jene Unternehmen, die eine langfristige nachhaltige Strategie haben, erfolgreicher am Markt agieren können und werden. Eine weitere Studie zeigt, dass die durchschnittlichen Finanzierungskosten von solchen Unternehmen um 60 Basispunkte unter denen von Unternehmen liegen, die am wenigsten nachhaltig sind.
Könnte dieses Ergebnis nicht eine Veränderung bewirken?
Clemens Klein: Ich glaube schon. Denn das ist es doch, was man als nachhaltiger Investor bezwecken will - eine Veränderung bei den Unternehmen herbeiführen. Manche CEOs tun das vielleicht aus Überzeugung, manche betreiben Greenwashing. So wirklich durchsetzen wird sich das nachhaltige wirtschaften aber erst durch harte Fakten. Wenn ich merke, ich komme dadurch billiger zu Geld und das ist ein Riesenkonkurrenzvorteil, dann wird das den Anstoß geben, in diese Reichtung im Unternehmen etwas zu tun.
Gibt es noch andere Gründe, warum der Privatanleger immer noch so zurückhaltend bei nachhaltigen Investments ist?
Günther Kastner: Es liegt auch daran, dass man dem Kunden nachhaltiges Investment ein bißchen plastischer erklären muss. C-Quadrat schult auch die Berater und Vertriebsmitarbeiter entsprechend. Ich glaube, es gibt ja derzeit auch ein derartiges Projekt für eine kostenfreie Finanzberaterschulung von der EU.
Wolfgang Pinner: Ja, das Leonardo-Projekt Sustainable Investment Training Course (Anmerkung der Redaktion: https://www.sustainable-investment.eu). Als Partner ist da auch FNG dabei.
Günther Kastner: Man muss den Beratern also etwas in die Hand geben, damit sie sich auskennen und wohlfühlen. Und er muss das im Kundengespräch auch mit Beispielen untermauern und zeigen können, dass es sich für Unternehmen auszahlt, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Natürlich ist das in einigen Branchen schwieriger umzusetzen, aber der Kapitalmarkt kann da schon was bewirken. Wenn Asset Manager und Owner sich zusammenschließen und Druck auf Unternehmen machen, dann kann was passieren.
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