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Biotech knackt die Billion - aber Österreich hinkt nach
Die globale Biotechnologie-Industrie verzeichnete 2014 ein Rekordjahr: Bei allen relevanten Finanzkennzahlen wie Umsatz, Profitabilität oder Kapitalbeschaffung wurden neue Höchstwerte erzielt. Infolge dieser Entwicklung, der neuen erfolgreichen Therapien und der gestiegenen Zahl von Zulassungen knackte die globale Biotech-Branche erstmals in der Geschichte die Marktkapitalisierungs-Grenze von einer Billion US-Dollar. Das sind die Ergebnisse des aktuellen Biotech-Reports der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.
Erich Lehner, Partner und Industry Leader Biotechnology bei EY Österreich: „Die herausragende Entwicklung der globalen Biotechbranche läutet ein neues Zeitalter der biotechnologischen Innovation ein, das Investoren wie auch Patienten eine langfristige Wertsteigerung verspricht. Die Stimmung der Investoren könnte nicht besser sein, sie stecken momentan mehr Kapital in kleinere Unternehmen als jemals zuvor. Das kurbelt die Forschung weiter an und wird in den nächsten Jahren zu weiteren Durchbrüchen führen. Biotechnologie ist eine absolute Zukunftsbranche.“
Gleichzeitig bringt dieser Erfolg aber auch neue Herausforderungen mit sich, denen sich die Biotech-Branche stellen muss: „Die noch nie dagewesene Quote bei Produktzulassungen bringt auch einen noch nie dagewesenen Preis- und Konkurrenzdruck mit sich“, erläutert EY-Partner Erich Lehner. „Die Unternehmen müssen permanent nachweisen, welchen Mehrwert ihre Produkte versprechen und wie sie zur Nachhaltigkeit des Gesundheitswesens beitragen. Biotech-Unternehmen stecken immer mehr Geld in Forschung und Entwicklung, was sich auch in den Medikamentenpreisen widerspiegelt. Auch in Österreich zeigt die vom Hauptverband angestoßene Diskussion um Einkaufsgemeinschaften von mehreren EU-Ländern, dass das Thema Medikamentenpreise massiv an Bedeutung gewinnt.“ Erich Lehner weiter: „Die Krankenkassen werden nur noch die Kosten für die wirkungsvollsten Medikamente zurückerstatten. Für die Firmen muss es daher das Ziel sein, die effizienteste Therapie für eine spezifische Indikation oder neue Medikamente für noch nicht behandelbare Krankheiten zu entwickeln. Die Konsolidierung in der Branche und die Bereinigung der Portfolios werden darum weitergehen“.
Globale Biotech-Branche: Umsatz und Profitabilität klettern auf Rekordhoch. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die in den globalen Biotech-Zentren USA, Europa, Kanada und Australien ansässigen Unternehmen einen kumulierten Umsatz in der Höhe von 123 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Zuwachs von 24 Prozent im Vergleich zu 2013 und damit einem neuen Rekord. Einen großen Beitrag zu diesem deutlichen Sprung leistete der „Branchen-Star“ Gilead Sciences mit einer Umsatzverdoppelung auf 18,8 Milliarden Euro. Eine neue Rekordmarke wurde auch bei der Profitabilität aufgestellt: Der Nettogewinn stieg um 231 Prozent auf 14,9 Milliarden US-Dollar. Obwohl dieser Zuwachs ebenfalls zu einem großen Teil auf das Konto von Gilead Sciences geht, verzeichnet die Biotech-Branche auch ohne den aktuellen Marktprimus eine Verdoppelung des Nettogewinns. Im Gegensatz zu den Jahren 2009 bis 2012, als Biotech-Unternehmen ihre Profitabilität durch Kostenreduktionen erhöhten, lässt sich der Gewinnzuwachs 2014 vor allem auf den Verkauf neu auf den Markt gebrachter Produkte zurückführen. Gerade in den USA stieg die Anzahl der Medikamentenzulassungen beträchtlich: 2014 erteilte die US Food and Drug Administration (FDA) 41 Produkten die Zulassung – eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2013 (27) und die höchste Anzahl seit 1997.
Österreichs Biotech-Branche spürt Aufschwung nicht. Weniger positiv war das vergangene Jahr für die Biotech-Branche in Österreich: Die heimischen Unternehmen erwirtschafteten nur um drei Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Die Nettoverluste erhöhten sich weiter. Erich Lehner: „Der weltweite Aufschwung in der Biotech-Branche ist weitgehend an den österreichischen Unternehmen vorbeigegangen. Wie in vielen anderen Branchen fehlen momentan Investitionen an allen Ecken und Enden. 2014 war hinsichtlich der Aufnahme von Risikokapital das schwächste Jahr seit unserem Aufzeichnungsbeginn 1998. Das hat sich auch in einem erheblichen Wertverlust vieler Biotech-Unternehmen widergespiegelt. Gerade in einer Branche, die so stark F&E-abhängig ist, braucht es wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Finanzspritzen von Investoren anziehen.“ Dementsprechend schwach war das vergangene Jahr auch in punkto Neugründungen.
Rekorde bei Kapitalbeschaffung – Boom konzentriert sich aber auf wenige Länder. 2014 beschafften sich Biotech-Unternehmen in den USA und Europa Kapitalmittel in der Höhe von 54,3 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem stolzen Plus von 72 Prozent im Vergleich zum bereits erfolgreichen Jahr 2013. Das Eigenkapital, das Unternehmen mit Umsätzen unter 500 Millionen US-Dollar aufnehmen, ist eine wichtige Kennzahl für die Nachhaltigkeit junger Biotech-Unternehmen: Dieses so genannte „Innovationskapital“ stieg auf ein Allzeithoch von 27,6 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Plus von 120 Prozent gegenüber dem im Zeitraum 2009 bis 2012 verzeichneten Durchschnitt.
Erich Lehner: „Oberflächlich gesehen sind die Jubelstürme über die neuen Rekordmarken in der Biotech-Branche gerechtfertigt und weisen auf ein starkes Momentum hin. Allerdings ist es wichtig, diese Entwicklungen differenziert zu betrachten: Der Boom ist zu einem überwiegenden Teil von wenigen Ländern getragen. Die USA gehen voran, in Europa können nur Großbritannien und auch die Schweiz einigermaßen Schritt halten. Das verdeckt jedoch, dass Biotech-Unternehmen in anderen europäischen Ländern noch nichts oder nur wenig von dieser Begeisterungswelle spüren.“ Besonders deutlich zeige sich das aus Sicht von Lehner bei den Risikokapital-Investitionen: „Der Venture-Capital-Erfolg in Europa wird beinahe ausschließlich von zwei Ländern getragen: In Großbritannien stieg das Finanzierungsvolumen im letzten Jahr um mehr als das Doppelte an, in der Schweiz immerhin um 43 Prozent. In allen anderen europäischen Ländern stagnieren Risikokapitalzuschüsse in die Biotech-Branche jedoch auf niedrigem Niveau.“
Produktinnovation als Kernstrategie: F&E-Investitionen legen deutlich zu. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind ein aussagekräftiger Indikator für den Zustand der Biotech-Branche. Dementsprechend hoch sind diese auch 2014 ausgefallen: Insgesamt steckten Biotech-Unternehmen weltweit 35,4 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung neuer Produkte. Das entspricht einem Anstieg der F&E-Investitionen von 20 Prozent im Jahresvergleich. Dieser Aufwärtstrend war sowohl in den USA (+ 22%) als auch in Europa (+ 14%) zu beobachten und ist ein Indiz dafür, dass die Biotech-Branche ihren Höhenflug auch im nächsten Jahr fortsetzen wird.
Biotech-Vorreiter: USA setzen sich weiter von Europa ab. Obwohl sich die Biotech-Branche in Europa im vergangenen Jahr positiv entwickelt hat, konnten die USA ihren Vorsprung weiter ausbauen: Biotech-Unternehmen in den Vereinigten Staaten verzeichneten eine fast doppelt so hohe Umsatzsteigerung (+ 29% auf 93,1 Milliarden US-Dollar) wie ihre europäischen Mitbewerber (+ 15% auf 23,9 Milliarden US-Dollar). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Nettogewinnen: Dort verloren Europas Biotech-Unternehmen trotz deutlicher Zuwächse um 199 Prozent auf 3,25 Milliarden US-Dollar weiter Boden auf die US-Unternehmen, deren Nettogewinne um 293 Prozent auf 10,6 Milliarden US-Dollar kletterten. Auch bei den F&E-Investitionen haben US-Biotechfirmen mit 28,8 Milliarden US-Dollar (+ 22%) klar die Nase vor ihren europäischen Mitbewerbern mit 5,6 Milliarden US-Dollar (+ 14%).
Marktkapitalisierung im Langzeitvergleich: Gilead Sciences führt mit großem Abstand. Das rapide Wachstum der Biotech-Branche lässt sich vor allem an der sprunghaft gestiegenen Marktkapitalisierung ablesen: Alleine im Vergleich zu 2013 stieg diese um 34 Prozent auf die Rekordsumme von 1063,4 Milliarden US-Dollar. Insgesamt legte der Umsatz der Biotech-Unternehmen in den USA und Europa seit dem Jahr 2000 um beeindruckende 610 Prozent zu. Die Umsätze der zehn größten Biotech-Unternehmen waren 2013 um 4,6 Mal höher als noch 2000. Sieht man sich die Entwicklung der Marktkapitalisierung einzelner Biotech-Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren an, sticht ein Unternehmen klar heraus: Der US-Biotech-Spezialist Gilead Sciences, Marktführer bei Medikamenten zur Behandlung von HIV und Hepatitis C, konnte seinen Unternehmenswert seit 2009 um 103,3 Milliarden US-Dollar auf 142.2 Milliarden US-Dollar steigern. Gerade im vergangenen Jahr sorgten die Medikamente Sovaldi und Harvoni zur Therapie von Hepatitis C für rasantes Wachstum. Die größten Wertsteigerungen seit 2009 verzeichnen Unternehmen aus den USA: Auf den Plätzen hinter Gilead Sciences folgen Biogen (+ 64,7 Milliarden US-Dollar), Amgen (+ 63,9) und Celgene (+ 63,8). In Europa konnte das britische Unternehmen Shire seine Marktkapitalisierung in den letzten fünf Jahren am stärksten steigern (+ 31,1 Milliarden US-Dollar) – in den USA würde diese Performance hingegen nur zu Platz sieben reichen.
Boom bei Börsengängen von Biotech-Unternehmen. Auch das weit geöffnete IPO-Fenster trug einen Teil zum Rekordjahr bei: 94 US-amerikanische und europäische Biotech-Unternehmen gingen 2014 an die Börse und brachen damit den Rekord von 79 Börsengängen im Jahr 2000. Die bei diesen IPOs aufgebrachten 6,8 Milliarden US-Dollar wurden nur im Jahr 2000 auf dem Höhepunkt der Genomik-Blase übertroffen. Der Erfolg der Börsengänge fiel allerdings sehr unterschiedlich aus: Die 2014 neu an der NASDAQ notierten europäischen Firmen verzeichneten allesamt am Jahresende einen tieferen Kurs als zum Zeitpunkt des IPO. US-Firmen erzielten hingegen im Schnitt einen Zuwachs, vier Unternehmen konnten ihre Marktkapitalisierung sogar mehr als verdoppeln. Die Auswertungen der IPO-Filings zeigten auch, dass die Kosten für einen IPO an der NASDAQ mehr als doppelt so hoch sind als an den europäischen Börsen.
Mehr zur Branche gibt’s unter http://www.boerse-express.com/healthcare
Erich Lehner, Partner und Industry Leader Biotechnology bei EY Österreich: „Die herausragende Entwicklung der globalen Biotechbranche läutet ein neues Zeitalter der biotechnologischen Innovation ein, das Investoren wie auch Patienten eine langfristige Wertsteigerung verspricht. Die Stimmung der Investoren könnte nicht besser sein, sie stecken momentan mehr Kapital in kleinere Unternehmen als jemals zuvor. Das kurbelt die Forschung weiter an und wird in den nächsten Jahren zu weiteren Durchbrüchen führen. Biotechnologie ist eine absolute Zukunftsbranche.“
Gleichzeitig bringt dieser Erfolg aber auch neue Herausforderungen mit sich, denen sich die Biotech-Branche stellen muss: „Die noch nie dagewesene Quote bei Produktzulassungen bringt auch einen noch nie dagewesenen Preis- und Konkurrenzdruck mit sich“, erläutert EY-Partner Erich Lehner. „Die Unternehmen müssen permanent nachweisen, welchen Mehrwert ihre Produkte versprechen und wie sie zur Nachhaltigkeit des Gesundheitswesens beitragen. Biotech-Unternehmen stecken immer mehr Geld in Forschung und Entwicklung, was sich auch in den Medikamentenpreisen widerspiegelt. Auch in Österreich zeigt die vom Hauptverband angestoßene Diskussion um Einkaufsgemeinschaften von mehreren EU-Ländern, dass das Thema Medikamentenpreise massiv an Bedeutung gewinnt.“ Erich Lehner weiter: „Die Krankenkassen werden nur noch die Kosten für die wirkungsvollsten Medikamente zurückerstatten. Für die Firmen muss es daher das Ziel sein, die effizienteste Therapie für eine spezifische Indikation oder neue Medikamente für noch nicht behandelbare Krankheiten zu entwickeln. Die Konsolidierung in der Branche und die Bereinigung der Portfolios werden darum weitergehen“.
Globale Biotech-Branche: Umsatz und Profitabilität klettern auf Rekordhoch. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die in den globalen Biotech-Zentren USA, Europa, Kanada und Australien ansässigen Unternehmen einen kumulierten Umsatz in der Höhe von 123 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Zuwachs von 24 Prozent im Vergleich zu 2013 und damit einem neuen Rekord. Einen großen Beitrag zu diesem deutlichen Sprung leistete der „Branchen-Star“ Gilead Sciences mit einer Umsatzverdoppelung auf 18,8 Milliarden Euro. Eine neue Rekordmarke wurde auch bei der Profitabilität aufgestellt: Der Nettogewinn stieg um 231 Prozent auf 14,9 Milliarden US-Dollar. Obwohl dieser Zuwachs ebenfalls zu einem großen Teil auf das Konto von Gilead Sciences geht, verzeichnet die Biotech-Branche auch ohne den aktuellen Marktprimus eine Verdoppelung des Nettogewinns. Im Gegensatz zu den Jahren 2009 bis 2012, als Biotech-Unternehmen ihre Profitabilität durch Kostenreduktionen erhöhten, lässt sich der Gewinnzuwachs 2014 vor allem auf den Verkauf neu auf den Markt gebrachter Produkte zurückführen. Gerade in den USA stieg die Anzahl der Medikamentenzulassungen beträchtlich: 2014 erteilte die US Food and Drug Administration (FDA) 41 Produkten die Zulassung – eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2013 (27) und die höchste Anzahl seit 1997.
Österreichs Biotech-Branche spürt Aufschwung nicht. Weniger positiv war das vergangene Jahr für die Biotech-Branche in Österreich: Die heimischen Unternehmen erwirtschafteten nur um drei Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Die Nettoverluste erhöhten sich weiter. Erich Lehner: „Der weltweite Aufschwung in der Biotech-Branche ist weitgehend an den österreichischen Unternehmen vorbeigegangen. Wie in vielen anderen Branchen fehlen momentan Investitionen an allen Ecken und Enden. 2014 war hinsichtlich der Aufnahme von Risikokapital das schwächste Jahr seit unserem Aufzeichnungsbeginn 1998. Das hat sich auch in einem erheblichen Wertverlust vieler Biotech-Unternehmen widergespiegelt. Gerade in einer Branche, die so stark F&E-abhängig ist, braucht es wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Finanzspritzen von Investoren anziehen.“ Dementsprechend schwach war das vergangene Jahr auch in punkto Neugründungen.
Rekorde bei Kapitalbeschaffung – Boom konzentriert sich aber auf wenige Länder. 2014 beschafften sich Biotech-Unternehmen in den USA und Europa Kapitalmittel in der Höhe von 54,3 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem stolzen Plus von 72 Prozent im Vergleich zum bereits erfolgreichen Jahr 2013. Das Eigenkapital, das Unternehmen mit Umsätzen unter 500 Millionen US-Dollar aufnehmen, ist eine wichtige Kennzahl für die Nachhaltigkeit junger Biotech-Unternehmen: Dieses so genannte „Innovationskapital“ stieg auf ein Allzeithoch von 27,6 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Plus von 120 Prozent gegenüber dem im Zeitraum 2009 bis 2012 verzeichneten Durchschnitt.
Erich Lehner: „Oberflächlich gesehen sind die Jubelstürme über die neuen Rekordmarken in der Biotech-Branche gerechtfertigt und weisen auf ein starkes Momentum hin. Allerdings ist es wichtig, diese Entwicklungen differenziert zu betrachten: Der Boom ist zu einem überwiegenden Teil von wenigen Ländern getragen. Die USA gehen voran, in Europa können nur Großbritannien und auch die Schweiz einigermaßen Schritt halten. Das verdeckt jedoch, dass Biotech-Unternehmen in anderen europäischen Ländern noch nichts oder nur wenig von dieser Begeisterungswelle spüren.“ Besonders deutlich zeige sich das aus Sicht von Lehner bei den Risikokapital-Investitionen: „Der Venture-Capital-Erfolg in Europa wird beinahe ausschließlich von zwei Ländern getragen: In Großbritannien stieg das Finanzierungsvolumen im letzten Jahr um mehr als das Doppelte an, in der Schweiz immerhin um 43 Prozent. In allen anderen europäischen Ländern stagnieren Risikokapitalzuschüsse in die Biotech-Branche jedoch auf niedrigem Niveau.“
Produktinnovation als Kernstrategie: F&E-Investitionen legen deutlich zu. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind ein aussagekräftiger Indikator für den Zustand der Biotech-Branche. Dementsprechend hoch sind diese auch 2014 ausgefallen: Insgesamt steckten Biotech-Unternehmen weltweit 35,4 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung neuer Produkte. Das entspricht einem Anstieg der F&E-Investitionen von 20 Prozent im Jahresvergleich. Dieser Aufwärtstrend war sowohl in den USA (+ 22%) als auch in Europa (+ 14%) zu beobachten und ist ein Indiz dafür, dass die Biotech-Branche ihren Höhenflug auch im nächsten Jahr fortsetzen wird.
Biotech-Vorreiter: USA setzen sich weiter von Europa ab. Obwohl sich die Biotech-Branche in Europa im vergangenen Jahr positiv entwickelt hat, konnten die USA ihren Vorsprung weiter ausbauen: Biotech-Unternehmen in den Vereinigten Staaten verzeichneten eine fast doppelt so hohe Umsatzsteigerung (+ 29% auf 93,1 Milliarden US-Dollar) wie ihre europäischen Mitbewerber (+ 15% auf 23,9 Milliarden US-Dollar). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Nettogewinnen: Dort verloren Europas Biotech-Unternehmen trotz deutlicher Zuwächse um 199 Prozent auf 3,25 Milliarden US-Dollar weiter Boden auf die US-Unternehmen, deren Nettogewinne um 293 Prozent auf 10,6 Milliarden US-Dollar kletterten. Auch bei den F&E-Investitionen haben US-Biotechfirmen mit 28,8 Milliarden US-Dollar (+ 22%) klar die Nase vor ihren europäischen Mitbewerbern mit 5,6 Milliarden US-Dollar (+ 14%).
Marktkapitalisierung im Langzeitvergleich: Gilead Sciences führt mit großem Abstand. Das rapide Wachstum der Biotech-Branche lässt sich vor allem an der sprunghaft gestiegenen Marktkapitalisierung ablesen: Alleine im Vergleich zu 2013 stieg diese um 34 Prozent auf die Rekordsumme von 1063,4 Milliarden US-Dollar. Insgesamt legte der Umsatz der Biotech-Unternehmen in den USA und Europa seit dem Jahr 2000 um beeindruckende 610 Prozent zu. Die Umsätze der zehn größten Biotech-Unternehmen waren 2013 um 4,6 Mal höher als noch 2000. Sieht man sich die Entwicklung der Marktkapitalisierung einzelner Biotech-Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren an, sticht ein Unternehmen klar heraus: Der US-Biotech-Spezialist Gilead Sciences, Marktführer bei Medikamenten zur Behandlung von HIV und Hepatitis C, konnte seinen Unternehmenswert seit 2009 um 103,3 Milliarden US-Dollar auf 142.2 Milliarden US-Dollar steigern. Gerade im vergangenen Jahr sorgten die Medikamente Sovaldi und Harvoni zur Therapie von Hepatitis C für rasantes Wachstum. Die größten Wertsteigerungen seit 2009 verzeichnen Unternehmen aus den USA: Auf den Plätzen hinter Gilead Sciences folgen Biogen (+ 64,7 Milliarden US-Dollar), Amgen (+ 63,9) und Celgene (+ 63,8). In Europa konnte das britische Unternehmen Shire seine Marktkapitalisierung in den letzten fünf Jahren am stärksten steigern (+ 31,1 Milliarden US-Dollar) – in den USA würde diese Performance hingegen nur zu Platz sieben reichen.
Boom bei Börsengängen von Biotech-Unternehmen. Auch das weit geöffnete IPO-Fenster trug einen Teil zum Rekordjahr bei: 94 US-amerikanische und europäische Biotech-Unternehmen gingen 2014 an die Börse und brachen damit den Rekord von 79 Börsengängen im Jahr 2000. Die bei diesen IPOs aufgebrachten 6,8 Milliarden US-Dollar wurden nur im Jahr 2000 auf dem Höhepunkt der Genomik-Blase übertroffen. Der Erfolg der Börsengänge fiel allerdings sehr unterschiedlich aus: Die 2014 neu an der NASDAQ notierten europäischen Firmen verzeichneten allesamt am Jahresende einen tieferen Kurs als zum Zeitpunkt des IPO. US-Firmen erzielten hingegen im Schnitt einen Zuwachs, vier Unternehmen konnten ihre Marktkapitalisierung sogar mehr als verdoppeln. Die Auswertungen der IPO-Filings zeigten auch, dass die Kosten für einen IPO an der NASDAQ mehr als doppelt so hoch sind als an den europäischen Börsen.
Mehr zur Branche gibt’s unter http://www.boerse-express.com/healthcare