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Kanadier lassen Rene Benkos deutschen Traum platzen - doch wer steckt hinter Hudson's Bay?
Heute Morgen verkündeten die deutsche Metro-Gruppe und der kanadische Kaufhauskonzern Hudson's Bay Company (HBC) den Vollzug: Die Kanadier übernehmen für etwas mehr als 2,8 Milliarden Euro die Kaufhauskette Kaufhof. Ein Deal, der die Zahl der Läden von HBC um knapp 30 Prozent auf 464 Standorte in die Höhe befördert - und dem Hauptkonkurrenten Karstadt einen mächtigen, finanzstarken Gegner in Europa beschert (der Umsatz wird bei rund neun Milliarden Euro liegen). Und damit Rene Benko und dessen Signa-Holding. Nach früheren Informationen von Reuters hatte Benko rund 2,9 Mrd. Euro für Kaufhof geboten.
Wir haben uns im internationalen Blätterwald ein wenig umgesehen, wer diese HBC denn eigentlich ist:
- Gegründet 1670, ist Hudson's Bay nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen. Der Konzern betreibt in den USA und Kanada mehr als 300 Warenhäuser und Fachgeschäfte. Zum Firmenimperium gehört auch die bekannte US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue. Die Übernahme von Kaufhof ist ein erster Schritt auf den europäischen Markt - siehe Börse ARD - http://goo.gl/78x3EV.
- Der Kopf hinter Hudsons's Bay ist Richard Baker. 1965 als Sohn des Immobilienmanagers Robert Baker aus Connecticut geboren, hatte der heute 49-Jährige früh ein Faible für den Handel und die Gastronomie. Schon als Schüler verdiente er sein erstes Geld mit einem eigenen Cateringservice und wollte, so geht zumindest die Legende, eigentlich nach seiner Ausbildung eine eigene Restaurantkette aufmachen.
Doch der Pragmatismus siegte: Statt in die Gastronomie stieg er ins Immobiliengeschäft seines Vaters ein, der sich auf die Vermietung von Einzelhandelsimmobilien spezialisiert hatte.
Doch dem Sohn wurde die Vermietung von Einkaufszentren an Handelsgrößen wie Wal-Mart nach einigen Jahren zu langweilig. Er suchte größere, lukrativere Deals - und wurde schließlich in New York fündig - siehe Manager Magazin - http://goo.gl/jPd62L.
- 2006 kam die Investmentgelegenheit, die Baker nutzte: Mit der US-Traditionskaufhauskette Lord & Taylor. Als deren Besitzer, der Kaufhausbetreiber Federated Department Stores, der große Handelshäuser wie Macy's oder Bloomingdale's betreibt, nach einer neuen Übernahme beschloss, sich auf Macy's zu konzentrieren, war Baker schneller und offenbar auch überzeugender als alle anderen. Nur vier Monte nach Verkündung der Verkaufsabsichten war der Deal durch.
Für 1,2 Milliarden Dollar gingen knapp 50 Filialen des kränkelnden Traditionskaufhauses an NRDC, (National Realty & Development Corp), den Finanzinvestor von Bakers & Consorten, dessen Chefposten mittlerweile sein Vater übernommen hat. Der Clou: Tatsächlich mussten Baker und seine Mitstreiter offenbar nur 25 Millionen aufbringen - für den Rest beliehen sie einfach die Immobilien der Kaufhauskette, von deren Wert sie offenbar deutlich mehr verstanden als der Verkäufer.
- Nur zwei Jahre später stand das nächste Objekt der Begierde fest. Die kanadische Kaufhauskette Hudson's Bay - ein Traditionskaufhaus und eines der ältesten Unternehmen des Landes - und heutiger Namensgeber der Gruppe.
2006 - im Jahr der Lord & Taylor-Übernahme - hatte der Milliardär Jerry Zucker die Kaufhauskette, deren Ursprünge bis in den Pelzhandel im 17. Jahrhundert zurückgehen, für 1,1 Milliarden kanadische Dollar (rund 900 Millionen US-Dollar) übernommen. Anfang 2007 stieg Baker für 100 Millionen US-Dollar mit 10 Prozent bei Hudson's Bay ein. Kurz bevor Zucker rund ein Jahr später an einem Gehirntumor starb, bot er NRDC auch noch den Rest des Unternehmens an - und Baker schlug zu.
Die 1,3 Milliarden Dollar auf die sich NRDC mit Zuckers Witwe geeinigt hatte, zahlte wieder einmal aber nicht NRDC selbst. Eine Milliarde finanzierte Baker auf Schulden - der Rest kam laut "New York Times" von einem Staatsfonds aus Abu Dhabi.
Nur drei Jahre später hatte Baker den Kaufpreis wieder drin. Für 1,8 Milliarden kanadische Dollar (rund 1,5 Milliarden US-Dollar) überließ Hudson's rund 220 Läden seiner kränkelnden Discounter-Tochter Zellers, die nicht mehr ins Markenportfolio passte, dem Wettbewerber Target. Die gutgehende Kette Hudons's betrieben die Amerikaner indes weiter.
- 2013 kam dann mit Saks Fifth Avenue noch das Kronjuwel in Bakers Imperium hinzu. Für 2,9 Milliarden Dollar übernahm Hudson's Bay (HBC) das Nobelkaufhaus. Und auch diesmal war die Übernahme für Baker ein gutes Geschäft:
„Wir sind überzeugt, dass alleine der Immobilienbesitz von Saks soviel wert ist, wie wir für das ganze Unternehmen gezahlt haben", verkündete Baker, der auch privat ein Händchen für immobile Schnäppchen hat, auf der HBC Hauptversammlung. So soll alleine der Flagship-Store auf der New Yorker Fifth Avenue3,7 Milliarden US-Dollar wert sein. Der gesamte Wert der Immobilien soll sogar bei 4,1 Milliarden Dollar liegen - deutlich mehr als die 2,9 Milliarden, die HBC für die Nobelkette gezahlt hat. 1,25 Milliarden davon holte sich HBC Ende 2014 durch eine Hypothek auf das Stammhaus ohnehin bereits wieder in die Kasse.
Um das Optimale aus seinen Handelsinvestments herauszuholen, spaltete HBC zudem erst im Februar 42 seiner Immobilien in ein 1,8 Milliarden Dollar schweres Venture mit dem größten US-Handelsimmobilienunternehmen, der Simon Property Group ab. Ein weites 1,6 Milliarden schweres Joint-Venture soll sich auf kanadische Immobilieninvestments konzentrieren.
Für Karstadt-Eigner Rene Benko bedeutet diese Entwicklung jedenfalls, dass sein Plan von der großen deutschen Kaufhausehe geplatzt ist.
Aus dem Börse Express PDF vom 15. Juni. Dort mit allen Charts und Grafiken. Zum Abo geht es unter http://bit.ly/byCn49 - Abonnenten haben Zugriff auf das komplette PDF-Archiv.
Wir haben uns im internationalen Blätterwald ein wenig umgesehen, wer diese HBC denn eigentlich ist:
- Gegründet 1670, ist Hudson's Bay nach eigenen Angaben Nordamerikas ältestes Unternehmen. Der Konzern betreibt in den USA und Kanada mehr als 300 Warenhäuser und Fachgeschäfte. Zum Firmenimperium gehört auch die bekannte US-Warenhauskette Saks Fifth Avenue. Die Übernahme von Kaufhof ist ein erster Schritt auf den europäischen Markt - siehe Börse ARD - http://goo.gl/78x3EV.
- Der Kopf hinter Hudsons's Bay ist Richard Baker. 1965 als Sohn des Immobilienmanagers Robert Baker aus Connecticut geboren, hatte der heute 49-Jährige früh ein Faible für den Handel und die Gastronomie. Schon als Schüler verdiente er sein erstes Geld mit einem eigenen Cateringservice und wollte, so geht zumindest die Legende, eigentlich nach seiner Ausbildung eine eigene Restaurantkette aufmachen.
Doch der Pragmatismus siegte: Statt in die Gastronomie stieg er ins Immobiliengeschäft seines Vaters ein, der sich auf die Vermietung von Einzelhandelsimmobilien spezialisiert hatte.
Doch dem Sohn wurde die Vermietung von Einkaufszentren an Handelsgrößen wie Wal-Mart nach einigen Jahren zu langweilig. Er suchte größere, lukrativere Deals - und wurde schließlich in New York fündig - siehe Manager Magazin - http://goo.gl/jPd62L.
- 2006 kam die Investmentgelegenheit, die Baker nutzte: Mit der US-Traditionskaufhauskette Lord & Taylor. Als deren Besitzer, der Kaufhausbetreiber Federated Department Stores, der große Handelshäuser wie Macy's oder Bloomingdale's betreibt, nach einer neuen Übernahme beschloss, sich auf Macy's zu konzentrieren, war Baker schneller und offenbar auch überzeugender als alle anderen. Nur vier Monte nach Verkündung der Verkaufsabsichten war der Deal durch.
Für 1,2 Milliarden Dollar gingen knapp 50 Filialen des kränkelnden Traditionskaufhauses an NRDC, (National Realty & Development Corp), den Finanzinvestor von Bakers & Consorten, dessen Chefposten mittlerweile sein Vater übernommen hat. Der Clou: Tatsächlich mussten Baker und seine Mitstreiter offenbar nur 25 Millionen aufbringen - für den Rest beliehen sie einfach die Immobilien der Kaufhauskette, von deren Wert sie offenbar deutlich mehr verstanden als der Verkäufer.
- Nur zwei Jahre später stand das nächste Objekt der Begierde fest. Die kanadische Kaufhauskette Hudson's Bay - ein Traditionskaufhaus und eines der ältesten Unternehmen des Landes - und heutiger Namensgeber der Gruppe.
2006 - im Jahr der Lord & Taylor-Übernahme - hatte der Milliardär Jerry Zucker die Kaufhauskette, deren Ursprünge bis in den Pelzhandel im 17. Jahrhundert zurückgehen, für 1,1 Milliarden kanadische Dollar (rund 900 Millionen US-Dollar) übernommen. Anfang 2007 stieg Baker für 100 Millionen US-Dollar mit 10 Prozent bei Hudson's Bay ein. Kurz bevor Zucker rund ein Jahr später an einem Gehirntumor starb, bot er NRDC auch noch den Rest des Unternehmens an - und Baker schlug zu.
Die 1,3 Milliarden Dollar auf die sich NRDC mit Zuckers Witwe geeinigt hatte, zahlte wieder einmal aber nicht NRDC selbst. Eine Milliarde finanzierte Baker auf Schulden - der Rest kam laut "New York Times" von einem Staatsfonds aus Abu Dhabi.
Nur drei Jahre später hatte Baker den Kaufpreis wieder drin. Für 1,8 Milliarden kanadische Dollar (rund 1,5 Milliarden US-Dollar) überließ Hudson's rund 220 Läden seiner kränkelnden Discounter-Tochter Zellers, die nicht mehr ins Markenportfolio passte, dem Wettbewerber Target. Die gutgehende Kette Hudons's betrieben die Amerikaner indes weiter.
- 2013 kam dann mit Saks Fifth Avenue noch das Kronjuwel in Bakers Imperium hinzu. Für 2,9 Milliarden Dollar übernahm Hudson's Bay (HBC) das Nobelkaufhaus. Und auch diesmal war die Übernahme für Baker ein gutes Geschäft:
„Wir sind überzeugt, dass alleine der Immobilienbesitz von Saks soviel wert ist, wie wir für das ganze Unternehmen gezahlt haben", verkündete Baker, der auch privat ein Händchen für immobile Schnäppchen hat, auf der HBC Hauptversammlung. So soll alleine der Flagship-Store auf der New Yorker Fifth Avenue3,7 Milliarden US-Dollar wert sein. Der gesamte Wert der Immobilien soll sogar bei 4,1 Milliarden Dollar liegen - deutlich mehr als die 2,9 Milliarden, die HBC für die Nobelkette gezahlt hat. 1,25 Milliarden davon holte sich HBC Ende 2014 durch eine Hypothek auf das Stammhaus ohnehin bereits wieder in die Kasse.
Um das Optimale aus seinen Handelsinvestments herauszuholen, spaltete HBC zudem erst im Februar 42 seiner Immobilien in ein 1,8 Milliarden Dollar schweres Venture mit dem größten US-Handelsimmobilienunternehmen, der Simon Property Group ab. Ein weites 1,6 Milliarden schweres Joint-Venture soll sich auf kanadische Immobilieninvestments konzentrieren.
Für Karstadt-Eigner Rene Benko bedeutet diese Entwicklung jedenfalls, dass sein Plan von der großen deutschen Kaufhausehe geplatzt ist.
Aus dem Börse Express PDF vom 15. Juni. Dort mit allen Charts und Grafiken. Zum Abo geht es unter http://bit.ly/byCn49 - Abonnenten haben Zugriff auf das komplette PDF-Archiv.