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Unruhe an der Anleihenfront: Rendite deutscher Bunds schnalzt über ein Prozent

Der Nervenkrieg rund um die Schulden Griechenlands geht weiter und sorgt für erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten. Der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bezweifelt offenbar, dass Griechenland in der Lage ist, die Last zu tragen, die für die Euro-Mitgliedschaft des Landes notwendig ist. Das deutete der Finanzminister am Dienstag auf dem Wirtschaftstag des CDU-Wirtschaftsrates in Berlin an. Es sei allein Griechenlands Entscheidung, ob es “die schwere Last” tragen will, die unerlässlich sei, “wenn man der Eurozone begehrten will”. Griechenland müsse entscheiden, ob es dies wolle oder könne. Auf ein von Athen vorangetriebenes “blame gaming” - einem Spiel der Schuldzuweisungen - wolle Schäuble sich nicht einlassen.

Ende Juni läuft das Rettungsprogramm der Europäischen Zentralbank, des Internationalen Währungsfonds und der EU- Kommission für Griechenland aus; die Verhandlungen zwischen Athen und den Geldgebern über die Auszahlung der letzten Tranche gehen jedoch nur schleppend voran. Bei einem Scheitern droht dem Land die Staatspleite.

Die links-nationale Regierung von Alexis Tspiras hat erst vor wenigen Tagen einen Reformvorschlag der Geldgeber abgelehnt und am Dienstag einen Gegenvorschlag vorgelegt.

Athen schlägt einen Fahrplan für die Erzielung eines Haushalts-Überschusses dar, um die Tragfähigkeit der griechischen Schulden zu sichern. Griechenland will im Gegenzug auf noch nicht abgerufene Mittel für die Bankenrekapitalisierung zugreifen, die vom Europäischen Stabilitätsmechanismus gehalten werden. Außerdem soll den Banken des Landes erlaubt werden, mehr kurzfristige Staatspapiere zu kaufen.

Die Geldgeber prüfen den Vorschlag, doch haben bereits signalisiert, dass der Vorstoß weit hinter den Erwartungen zurückliegt. Noch ist unklar, ob es am Mittwoch zu einem Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Francois Hollande und Tspiras in Brüssel kommt.

Einigen Finanzministern der Eurogruppe gehe mittlerweile die Geduld aus, erklärte Finnlands Finanzminister Alexander Stubb am Dienstag auf dem CDU-Wirtschaftstag. “Der Ball liege nun bei den Griechen”. Von der Griechenland-Krise gehe kaum noch eine Ansteckungsgefahr für die Eurozone aus.

An den Anleihenmärkten steigt jedenfalls einmal mehr die Nervosität. Erstmals seit August des Vorjahres schnalzt heute Morgen die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen über die Marke von ein Prozent. Die Rendite griechischer Staatsanleihen steigt gar um 20,6 Prozentpunkte auf 11,294%. Aktuelle notieren innerhalb des EMEA-Raumes nur mehr die Schweizer Staatsanleihen unterhalb der ein Prozent-Marke.

Aus dem Börse Express PDF vom 09.06.2015. Dort inklusiver einer Tabelle zu den aktuellen Renditen ausgewählter europäischer Staatsanleihen.
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