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2014 war ein ‘Annus horribilis’ - doch 2015 verspricht Besserung
Dreizehn Millionen Euro an frischem Kapital - das Jahr 2014 geht in die Geschichte der heimischen Beteiligungskapitalindustrie wohl als ‘Annus horribilis’ ein. Laut den jüngsten Daten der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO - Dachorganisation der heimischen Beteiligungskapitalszene), war aber nicht nur das Fundraising-Volumen weiter rückläufig. Auch das, in Unternehmen investierte Volumen fiel von 88 auf 85 Millionen Euro - der niedrigste Stand seit 1998. Selbst in den Krisenjahren nach der Lehman-Pleite wurde mehr investiert (siehe dazu Grafik 1 bzw. Tabelle 2 im be INVESTOR PDF). „Mit dem nun erreichten, historischen Tiefstwert beim Fundraising werden zukünftige wachstumsorientierte Projekte mit intensivem Kapitalbedarf finanziell gerade dann austrocknen, wenn die Idee Gestalt annimmt“, kommentiert Jürgen Marchart, Geschäftsführer der AVCO, die heikle Situation am VC-/PE-Markt. „Und gerade hier würden Arbeitsplätze geschaffen und volkswirtschaftlich bedeutende Effekte erzielt“, ergänzt er. Mitten im schlimmsten Desaster zeichnet sich aber ein kleiner Hoffnungsschimmer ab: Für das laufende Jahr könnte eine Besserung eintreten, zumindest was das Fundraising betrifft. Denn es gibt neue Fonds, die sich mit Erfolg an Investoren wenden.
Fast viermal so viel Geld von ausländischen Financiers. Im Jahr 2014 wurden von österreichischen Private Equity- und Venture Capital-Fonds insgesamt 85 Mio. Euro an privatem Wachstumskapital in 139 kleine und mittlere Unternehmen im In- (70,7 Mio. Euro) und Ausland (14,3 Mio. Euro) investiert. In 2013 waren es 88 Mio. Euro in 121 Unternehmen. Der bisherige Höhepunkt wurde 2007 erreicht, als 394 Millionen Euro an frischem Kapital in Firmen floss. Die Investments ausländischer privater Wachstumskapitalgeber in österreichische KMUs lagen bei 232 Millionen Euro und belegen laut AVCO, „dass sehr wohl attraktive heimische Investment-Möglichkeiten existieren“. Das Frühphasen-Segment macht mit 24,54 Prozent der gesamten investierten Summe nach dem Buyout-Segment (45,16 Prozent) das zweitstärkste Segment aus (siehe Tabelle 3 im be INVESTOR PDF)). Die Branche „Business and Industrial Products“ führt bei Investments das Branchen-Ranking an, gefolgt von „Consumer Goods and Retail“ (siehe Tabelle 4im be INVESTOR PDF)).
Exits. Auch das Exitvolumen ist stark rückläufig. Es wurden Beteiligungen um rund 62,2 Mio. Euro (at cost) verkauft. Das ist mehr als 68 Prozent weniger als 2013, als der Wert noch bei 196 Mio. Euro lag. Der Anteil der „Write-offs“ liegt 2014 bei verhältnismäßig geringen 8,16 Prozent. Ein Jahr zuvor war dieser Wert mit nur 3,8% so niedrig wie seit Jahren nicht mehr.
Fundraising - 4,9 Milliarden in der DACH-Region. Größtes Sorgenkind ist allerdings das Fundraising. Während im DACH-Raum insgesamt 4,9 Mrd. Euro an Kapital eingeworben wurde, haben Beteiligungskapitalgeber mit Sitz in Österreich 2014 lediglich 13 Mio. Euro an frischem Kapital einsammeln können. Schon 2013 war man mit 20 Mio. Euro vom bisherigen Höchst-Volumen von 400 Mio. Euro aus dem Jahr 2007 dramatisch weit entfernt. Mit Österreich vergleichbare Standorte wie beispielsweise Luxemburg oder die Schweiz konnten im Vorjahr hingegen Rekord-Fundraising-Volumina von 428 Mio. Euro respektive 3,1 Mrd. Euro verbuchen. „Damit führen die schwierigen nationalen und internationalen Rahmenbedingungen nach nunmehr dreijährigem konstantem Rückgang der Neukommittments zu einem Alltime-Low in Österreich“, konstatiert die AVCO. Es kann aber nur besser werden, denn derzeit befinden sich einige Fonds erfolgreich im Fundraising, was sich positiv auf die Statistik 2015 auswirken sollte. So hat der Venture Capital-Geber Speedinvest etwa Anfang 2015 ein First Closing seines zweiten Fonds bei 58 Mio. Euro durchgeführt und vor kurzem weitere fünf Mio. Dollar von dem global agierenden VC-Haus New Enterprise Associates zugesagt bekommen. Bis spätestens September 2015 will man auf 70 Mio. Euro kommen. Zu den von Speedinvest genannten bisherigen Investoren zählen aber nicht etwa Banken, Versicherungen und Pensionskassen, sondern Unternehmer bzw. Unternehmen wie Russmedia, Hansi Hansmann, Eva Dichand, Gerhard und Michael Ströck, die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (AWS). Auch österreichische Startup UnternehmerInnen konnten als InvestorInnen gewonnen werden, so etwa die Gründer von Paysafecard, Gentics, Wikidocs, Blue Tomato, Dynatrace oder Runtastic. Des Weiteren investierten das deutsche IT Unternehmen Allgeier Gruppe, die Püspök Gruppe, die Heinzel Group und die Gebrüder Weiss, wie Speedinvest im Zuge des First Closings bekanntgab.
100 Mio. Euro-Fonds. Ein weiterer Frühphasenfinanzierer ist Venionaire Capital. Venionaire will für seinen ersten Fonds ganz hoch hinaus und ca. 100 Mio. Euro ‘raisen’. Damit würde der Fonds auf ein Volumen kommen, das man bisher in Österreich kaum gesehen hat. Der Fonds wurde auf einem breiten rechtlichen Konstrukt aufgebaut, um offen für die gesamte europäische Investorenbasis zu sein. Venionaire-Gründer Berthold Baurek-Karlic erklärt: „Die Venionaire Investment GmbH ist – neben der Registrierung als AIFM – auch als Verwalter qualifizierten Risikokapitals gemäß Art 14 der entsprechenden EU-Verordnung (Nr. 345/2013) bei der FMA registriert. Diese Registrierung gilt für das gesamte Gebiet der Europäischen Union und verleiht uns das Recht, qualifizierte Risikokapitalfonds in der gesamten Union unter der Bezeichnung ‘EuVECA’ zu verwalten und zu vertreiben. Das ist für uns natürlich entscheidend, denn das angestrebte Fondsvolumen von 100 Mio. Euro lässt sich nur durch Investoren aus mehreren Ländern heben“. Und bei den Investoren scheint das Venionaire-Konzept gut anzukommen. „Das Feedback, das wir bisher erhalten haben, ist durchwegs positiv und wir sind guter Dinge nach ein paar ausländischen Namen weitere Österreicher für den Fonds zu gewinnen“, ergänzt Baurek-Karlic. Er hat im Zuge der Gespräche mit Investoren durchaus großes Interesse für die Assetklasse gespürt. „Institutionelle Anleger haben dann Interesse, wenn das Produkt attraktiv ist und mit den Vorgaben konform ist. Wir haben von Anfang an unseren Fonds für institutionelle Anleger strukturiert (SICAV-SIF), jetzt müssen unsere Strategie und das Management überzeugen." Die Strategie von beiden neuen Fonds, Venionaire und Speedinvest, sieht vor, nicht nur in österreichische Unternehmen zu investieren. Während sich Venionaire als Investment-Region Österreich, Deutschland und die Schweiz vornimmt, sucht Speedinvest in ganz Europa nach aufstrebenden Startups.
Rechtliches Umfeld. Nach wie vor fehlt es in Österreich an den passenden Rahmenbedingungen für VC-/PE-Fonds. Das von österreichischen Fonds investierte Wachstumskapital beträgt insgesamt 0,032% des BIP, der EU-Durchschnitt liegt bei 0,278 Prozent des BIP. Große Hoffnung setzt die heimische Branche in Staatssekretär Harald Mahrer, der angekündigt hat, Österreich zum Gründerland Nr. 1 machen zu wollen und der bereits das sogenannte Crowdfunding-Gesetz, alias Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG), das bekanntlich bereits den Ministerrat passiert hat, auf Schiene gebracht hat. „Staatssekretär Mahrer setzt sich intensiv für mehr Venture Capital in der heimischen Szene ein und das wird aus unserer Wahrnehmung auch aktiv angenommen“, weiß auch Baurek-Karlic zu berichten. Grundsätzlich hat die Regierung ein Maßnahmen-Paket für mehr Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit angekündigt. Die Richtung der Vorschläge stimmt die österreichische Private Equity- und Venture Capital-Industrie zwar vorsichtig positiv, aber es wird auch der Wunsch gehegt, dass sich die Regierung nicht nur auf den Frühphasen-Sektor fokussiert. AVCO-Vorstand Rudolf Kinsky fordert deshalb: „Es bedarf dringend eines einheitlichen, international wettbewerbsfähigen und attraktiven rechtlichen und steuerrechtlichen Rahmens für alle Phasen der Eigenkapital-Finanzierung. Wenn dies zügig umgesetzt wird, könnte vielleicht das Ruder herumgerissen werden und Österreich zu einem internationalen Hub für Unternehmensfinanzierung angelehnt an die Modelle der Schweiz und Luxemburg entwickelt werden“.
Aus dem be INVESTOR, dem Wochenmagazin des Börse Express vom 5.06.2015. Dort finden Sie die Geschichte über die aktuelle Situation am österreichischen Beteiligungskapitalmarkt ergänzt um zahlreiche Statistiken und Tabellen zur Entwicklung seit 1995 bzw. 2007. Den be INVESTOR (das Börse Express pdf) gibt es nur im Abo. Unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417
Fast viermal so viel Geld von ausländischen Financiers. Im Jahr 2014 wurden von österreichischen Private Equity- und Venture Capital-Fonds insgesamt 85 Mio. Euro an privatem Wachstumskapital in 139 kleine und mittlere Unternehmen im In- (70,7 Mio. Euro) und Ausland (14,3 Mio. Euro) investiert. In 2013 waren es 88 Mio. Euro in 121 Unternehmen. Der bisherige Höhepunkt wurde 2007 erreicht, als 394 Millionen Euro an frischem Kapital in Firmen floss. Die Investments ausländischer privater Wachstumskapitalgeber in österreichische KMUs lagen bei 232 Millionen Euro und belegen laut AVCO, „dass sehr wohl attraktive heimische Investment-Möglichkeiten existieren“. Das Frühphasen-Segment macht mit 24,54 Prozent der gesamten investierten Summe nach dem Buyout-Segment (45,16 Prozent) das zweitstärkste Segment aus (siehe Tabelle 3 im be INVESTOR PDF)). Die Branche „Business and Industrial Products“ führt bei Investments das Branchen-Ranking an, gefolgt von „Consumer Goods and Retail“ (siehe Tabelle 4im be INVESTOR PDF)).
Exits. Auch das Exitvolumen ist stark rückläufig. Es wurden Beteiligungen um rund 62,2 Mio. Euro (at cost) verkauft. Das ist mehr als 68 Prozent weniger als 2013, als der Wert noch bei 196 Mio. Euro lag. Der Anteil der „Write-offs“ liegt 2014 bei verhältnismäßig geringen 8,16 Prozent. Ein Jahr zuvor war dieser Wert mit nur 3,8% so niedrig wie seit Jahren nicht mehr.
Fundraising - 4,9 Milliarden in der DACH-Region. Größtes Sorgenkind ist allerdings das Fundraising. Während im DACH-Raum insgesamt 4,9 Mrd. Euro an Kapital eingeworben wurde, haben Beteiligungskapitalgeber mit Sitz in Österreich 2014 lediglich 13 Mio. Euro an frischem Kapital einsammeln können. Schon 2013 war man mit 20 Mio. Euro vom bisherigen Höchst-Volumen von 400 Mio. Euro aus dem Jahr 2007 dramatisch weit entfernt. Mit Österreich vergleichbare Standorte wie beispielsweise Luxemburg oder die Schweiz konnten im Vorjahr hingegen Rekord-Fundraising-Volumina von 428 Mio. Euro respektive 3,1 Mrd. Euro verbuchen. „Damit führen die schwierigen nationalen und internationalen Rahmenbedingungen nach nunmehr dreijährigem konstantem Rückgang der Neukommittments zu einem Alltime-Low in Österreich“, konstatiert die AVCO. Es kann aber nur besser werden, denn derzeit befinden sich einige Fonds erfolgreich im Fundraising, was sich positiv auf die Statistik 2015 auswirken sollte. So hat der Venture Capital-Geber Speedinvest etwa Anfang 2015 ein First Closing seines zweiten Fonds bei 58 Mio. Euro durchgeführt und vor kurzem weitere fünf Mio. Dollar von dem global agierenden VC-Haus New Enterprise Associates zugesagt bekommen. Bis spätestens September 2015 will man auf 70 Mio. Euro kommen. Zu den von Speedinvest genannten bisherigen Investoren zählen aber nicht etwa Banken, Versicherungen und Pensionskassen, sondern Unternehmer bzw. Unternehmen wie Russmedia, Hansi Hansmann, Eva Dichand, Gerhard und Michael Ströck, die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (AWS). Auch österreichische Startup UnternehmerInnen konnten als InvestorInnen gewonnen werden, so etwa die Gründer von Paysafecard, Gentics, Wikidocs, Blue Tomato, Dynatrace oder Runtastic. Des Weiteren investierten das deutsche IT Unternehmen Allgeier Gruppe, die Püspök Gruppe, die Heinzel Group und die Gebrüder Weiss, wie Speedinvest im Zuge des First Closings bekanntgab.
100 Mio. Euro-Fonds. Ein weiterer Frühphasenfinanzierer ist Venionaire Capital. Venionaire will für seinen ersten Fonds ganz hoch hinaus und ca. 100 Mio. Euro ‘raisen’. Damit würde der Fonds auf ein Volumen kommen, das man bisher in Österreich kaum gesehen hat. Der Fonds wurde auf einem breiten rechtlichen Konstrukt aufgebaut, um offen für die gesamte europäische Investorenbasis zu sein. Venionaire-Gründer Berthold Baurek-Karlic erklärt: „Die Venionaire Investment GmbH ist – neben der Registrierung als AIFM – auch als Verwalter qualifizierten Risikokapitals gemäß Art 14 der entsprechenden EU-Verordnung (Nr. 345/2013) bei der FMA registriert. Diese Registrierung gilt für das gesamte Gebiet der Europäischen Union und verleiht uns das Recht, qualifizierte Risikokapitalfonds in der gesamten Union unter der Bezeichnung ‘EuVECA’ zu verwalten und zu vertreiben. Das ist für uns natürlich entscheidend, denn das angestrebte Fondsvolumen von 100 Mio. Euro lässt sich nur durch Investoren aus mehreren Ländern heben“. Und bei den Investoren scheint das Venionaire-Konzept gut anzukommen. „Das Feedback, das wir bisher erhalten haben, ist durchwegs positiv und wir sind guter Dinge nach ein paar ausländischen Namen weitere Österreicher für den Fonds zu gewinnen“, ergänzt Baurek-Karlic. Er hat im Zuge der Gespräche mit Investoren durchaus großes Interesse für die Assetklasse gespürt. „Institutionelle Anleger haben dann Interesse, wenn das Produkt attraktiv ist und mit den Vorgaben konform ist. Wir haben von Anfang an unseren Fonds für institutionelle Anleger strukturiert (SICAV-SIF), jetzt müssen unsere Strategie und das Management überzeugen." Die Strategie von beiden neuen Fonds, Venionaire und Speedinvest, sieht vor, nicht nur in österreichische Unternehmen zu investieren. Während sich Venionaire als Investment-Region Österreich, Deutschland und die Schweiz vornimmt, sucht Speedinvest in ganz Europa nach aufstrebenden Startups.
Rechtliches Umfeld. Nach wie vor fehlt es in Österreich an den passenden Rahmenbedingungen für VC-/PE-Fonds. Das von österreichischen Fonds investierte Wachstumskapital beträgt insgesamt 0,032% des BIP, der EU-Durchschnitt liegt bei 0,278 Prozent des BIP. Große Hoffnung setzt die heimische Branche in Staatssekretär Harald Mahrer, der angekündigt hat, Österreich zum Gründerland Nr. 1 machen zu wollen und der bereits das sogenannte Crowdfunding-Gesetz, alias Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG), das bekanntlich bereits den Ministerrat passiert hat, auf Schiene gebracht hat. „Staatssekretär Mahrer setzt sich intensiv für mehr Venture Capital in der heimischen Szene ein und das wird aus unserer Wahrnehmung auch aktiv angenommen“, weiß auch Baurek-Karlic zu berichten. Grundsätzlich hat die Regierung ein Maßnahmen-Paket für mehr Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit angekündigt. Die Richtung der Vorschläge stimmt die österreichische Private Equity- und Venture Capital-Industrie zwar vorsichtig positiv, aber es wird auch der Wunsch gehegt, dass sich die Regierung nicht nur auf den Frühphasen-Sektor fokussiert. AVCO-Vorstand Rudolf Kinsky fordert deshalb: „Es bedarf dringend eines einheitlichen, international wettbewerbsfähigen und attraktiven rechtlichen und steuerrechtlichen Rahmens für alle Phasen der Eigenkapital-Finanzierung. Wenn dies zügig umgesetzt wird, könnte vielleicht das Ruder herumgerissen werden und Österreich zu einem internationalen Hub für Unternehmensfinanzierung angelehnt an die Modelle der Schweiz und Luxemburg entwickelt werden“.
Aus dem be INVESTOR, dem Wochenmagazin des Börse Express vom 5.06.2015. Dort finden Sie die Geschichte über die aktuelle Situation am österreichischen Beteiligungskapitalmarkt ergänzt um zahlreiche Statistiken und Tabellen zur Entwicklung seit 1995 bzw. 2007. Den be INVESTOR (das Börse Express pdf) gibt es nur im Abo. Unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417