Holger Scholze: DAX: Neue Grexit-Debatte trübt die Stimmung ein
Die Ergebnisse der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank von gestern sind an der Börse längst verarbeitet. Im Grunde gab es darauf auch keine Reaktionen, denn die EZB will ihr umstrittenes Anleihe-Kaufprogramm in Höhe von monatlich 60 Milliarden Euro wie geplant bis zum September 2016 durchziehen. Außerdem bestätigte EZB-Präsident Mario Draghi den Leitzins für die Eurozone wie erwartet bei 0,05 Prozent.
Nun verstärken sich aber erneut die Diskussionen um eine mögliche Staatspleite Griechenlands. Einem Bericht der “Financial Times” zufolge sollen die Hellenen beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um den Aufschub für die Zahlung einer Kreditrate gebeten haben. Dieser habe das Ansinnen aber abgelehnt. Gleichzeitig wachsen bei den Geldgebern die Zweifel an einer baldigen Lösung des Schuldenstreits mit Griechenland. Eine Einigung ist aber die Voraussetzung für neue Hilfskredite.
Aus Furcht vor einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands fliehen Anleger aus den Anleihen des Mittelmeer-Anrainers. Die zahlreichen Verkäufe trieben die Rendite der zweijährigen Papiere heute um mehr als vier volle Punkte auf ein Drei-Jahres-Hoch von 28,101 Prozent. Die zehnjährigen Titel rentierten unterdessen mit 13,298 Prozent so hoch wie zuletzt vor etwa zweieinhalb Jahren.
Das trübt auch die Stimmung an den Aktienmärkten ein. So lag der DAX am frühen Nachmittag bei 12.058 Punkten mit 1,4 Prozent im Minus.
Die Zahl der neu begonnenen Wohnungsbauten in den USA ist im März weniger stark gestiegen als erwartet. Es gab ein Plus von zwei Prozent auf eine Jahresrate von 926.000 Einheiten. Ökonomen hatten mit einem stärkeren Anstieg gerechnet. Die Baugenehmigungen sanken um 5,7 Prozent auf eine Jahresrate von 1,039 Millionen Einheiten. Auch hier fielen die Daten etwas schlechter aus als von Analysten erwartet.
In Anlehnung an den bekannten Werbeslogan könnte man sagen: Die Aktionäre von Zalando „schreien vor Glück“. Denn der Online-Modehändler steigerte im ersten Quartal seinen Umsatz um 27 bis 29 Prozent. Die Aktie sprang im Kleinwerteindex SDAX um 16 Prozent auf ein neues Allzeithoch von 28,55 Euro.
Euwax Sentiment
Der Euwax-Sentiment-Index lag am frühen Nachmittag bei plus 45 Punkten. Die Mehrheit der kurzfristig orientierten Derivateanleger setzte in dieser Phase also mit Hebelprodukten auf steigende Kurse des DAX.
Trends im Handel
Nach der Empfehlung einer Börsenpublikation werden auch heute Knock-out-Calls auf die Aktien von Rhoen-Klinikum rege gehandelt. Allerdings ist das Anlegerverhalten hier recht ausgeglichen. Angesichts der schwächer tendierenden Kurse wurden heute nämlich auch einige Stop-loss-Orders ausgelöst.
Darüber hinaus kauften heute viele Investoren Call-Optionsscheine auf Aktien von BMW, BASF und Merck.
Börse Stuttgart TV
In loser Reihenfolge wollen wir bei Börse Stuttgart TV den Zusehern die Welt der Derivate näher bringen. Nachdem wir im vergangenen Interview bereits über Optionen und Futures gesprochen haben, wollen wir uns heute dem Thema „Swaps“ und “exotische Optionen” widmen. Worum es sich dabei genau handelt, erläutert Michael Bloss – Finanzbuchautor und EIFD-Direktor – bei Börse Stuttgart TV.