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Nokia: Wohin mit dem vielen Geld - der ‘Gummistiefelproduzent’ meldet sich mit einem Paukenschlag zurück
Mit einem Paukenschlag der Sonderklasse meldet sich dieser Tage der einst größte Handy-Produzent zurück. Satte 15,6 Milliarden Euro will der finnische Nokia-Konzern, der sich zuletzt auf die Ausrüstung von Netzwerken spezialisiert hat, für die Übernahme des französischen Konkurrenten Alcatel-Lucent hinlegen. Nokia bietet 0,55 neue Aktien für einen Anteilsschein von Alcatel-Lucent. Der Deal solle im ersten Halbjahr 2016 abgeschlossen werden. Der finnische Konzern erfindet sich damit zum wiederholten Mal neu.
Ein Blick zurück. Am Anfang stand das Papier: 1865 vom Ingenieur Fredrik Idestam (1838–1916) in Tampere gegründet, stellte Nokia anfangs Papiererzeugnisse her, die nach Russland und Großbritannien exportiert wurden. Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts produzierte die Firma vor allem Gebrauchsgegenstände wie Gummistiefel und Radmäntel für Rollstühle. 1967 wurde die Nokia Company (die ursprüngliche Papierfabrik) mit den Finnish Rubber Works und den Finnish Cable Works zusammengschlossen. Damit wurde der Grundstein für das spätere Technologieunternehmen gelegt, dass von 1998 bis 2011 die Marktführerschaft bei Mobiltelefonen innehatte. Eine Marktführerschaft, die sich auch in den Unternehmenszahlen niederschlug. 1996 erzielte Nokia bei einem Umsatz von 6,6 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 548,8 Millionen Euro. An der Börse war das Gesamtunternehmen Ende 1996 5,03 Milliarden Euro wert. Unterbewertet? Fakt ist, das Nokia damals zu einem KGV von 9,16 gehandelt wurde (Gewinn 1996/Marktkapitalisierung 1996).
Per Ende 2000, also knapp nach dem Platzen der New Economy Blase wurde der Konzern per Jahresschluss mit 222,88 Milliarden Euro bewertet (siehe Grafik), womit es Nokia derzeit locker unter die 20 teuersten Unternehmen der Welt schaffen würde. Auf Basis des 2000er Nettogewinns wurde das finnische Unternehmen damals mit dem 56,6 fachen Gewinn beurteilt. Ein exorbitanter Wert, der nie wieder erreicht wurde obwohl Nokia seinen Nettogewinn bis 2007 um satte 83% auf 7,205 Milliarden Euro weiter steigern konnte (siehe Tabelle im PDF). Zum Vergleich: Apple, heute das teuerste Unternehmen der Welt erzielt im per Ende September 2007 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2006/07 einen Nettogewinn von 3,5 Milliarden Dollar. Während allerdings Apple per Ende September 2007 mit einem KGV von 38,3 gehandelt wurde lag jenes des finnischen Weltmarktführers im Handybereich Ende 2007 nur mehr bei 14,6. Doch es sollte für die Finnen noch schlimmer kommen. Bis Ende 2012 sank die Marktkapitalisierung des Konzerns von 105,6 Milliarden (2007) auf 10,8 Milliarden Euro. Der einstige Marktführer Nokia war out, was sich auch in den operativen Zahlen niederschlug. Der Umsatz schrumpfte von 38,7 Milliarden Euro (2011) auf 15,4 Milliarden, der Nettoverlust verdreifachte sich beinahe binnen Jahresfrist auf 3,0 Milliarden Euro.
Trotz aller Bemühungen war die große Zeit von Nokia vorbei. Im Zeitalter der Smartphones konnten die Finnen mit ihren Handys nicht mehr mithalten. Mit Samsung und Apple wuchsen im Handymarkt neue Giganten heran, die dem dem einst milliardenteuren Konzern das Fürchten lehrten. Das Ende ist bekannt und löste in Finnland fast so etwas wie Staatstrauer aus. 2013 kündigte der US-Softwareriese Microsoft an, dass er das Handy-Geschäft von Nokia übernehmen will. Vor fast exakt einem Jahr (April 2014) ging der Deal dann endgültig über die Bühne. Microsoft zahlte bei der Anfang September 2013 angekündigten Übernahme 3,79 Milliarden Euro für Nokias Gerätesparte und weitere 1,65 Milliarden Euro für Patentlizenzen auf zehn Jahre.
Geld, das die Bilanz von Nokia wieder einigermaßen auffettete. Ende des Bilanzjahres 2014 findet sich in der Nokia-Bilanz unter dem Posten Nettoverschuldung eine Position von minus 6,12 Milliarden Euro. Auf gut Deutsch: Nach Abzug aller Schulden saß Nokia auf einem Finanzpolster von mehr als sechs Milliarden Euro. Geld, das investiert werden will, denn sonst wäre der Netzwerkausrüster wohl selbst allzu leicht ein begehrtes Übernahmeziel geworden. Mit der nun bekanntgegebenen Übernahme von Alcatel-Lucent dürfte dieses Thema jetzt aber ad acta gelegt werden.
Aus dem Börse Express PDF vom 15.04.2015. Dort inklusive einer Tabelle zu den operativen Zahlen von Nokia im Zeitraum 2000 bis 2014, sowie einer Grafik zur Entwicklung des Marketcaps zwischen 1996 bis aktuell. Das Börse Express PDF gibt es nur im ABO. Einen Überblick über unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417
Ein Blick zurück. Am Anfang stand das Papier: 1865 vom Ingenieur Fredrik Idestam (1838–1916) in Tampere gegründet, stellte Nokia anfangs Papiererzeugnisse her, die nach Russland und Großbritannien exportiert wurden. Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts produzierte die Firma vor allem Gebrauchsgegenstände wie Gummistiefel und Radmäntel für Rollstühle. 1967 wurde die Nokia Company (die ursprüngliche Papierfabrik) mit den Finnish Rubber Works und den Finnish Cable Works zusammengschlossen. Damit wurde der Grundstein für das spätere Technologieunternehmen gelegt, dass von 1998 bis 2011 die Marktführerschaft bei Mobiltelefonen innehatte. Eine Marktführerschaft, die sich auch in den Unternehmenszahlen niederschlug. 1996 erzielte Nokia bei einem Umsatz von 6,6 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 548,8 Millionen Euro. An der Börse war das Gesamtunternehmen Ende 1996 5,03 Milliarden Euro wert. Unterbewertet? Fakt ist, das Nokia damals zu einem KGV von 9,16 gehandelt wurde (Gewinn 1996/Marktkapitalisierung 1996).
Per Ende 2000, also knapp nach dem Platzen der New Economy Blase wurde der Konzern per Jahresschluss mit 222,88 Milliarden Euro bewertet (siehe Grafik), womit es Nokia derzeit locker unter die 20 teuersten Unternehmen der Welt schaffen würde. Auf Basis des 2000er Nettogewinns wurde das finnische Unternehmen damals mit dem 56,6 fachen Gewinn beurteilt. Ein exorbitanter Wert, der nie wieder erreicht wurde obwohl Nokia seinen Nettogewinn bis 2007 um satte 83% auf 7,205 Milliarden Euro weiter steigern konnte (siehe Tabelle im PDF). Zum Vergleich: Apple, heute das teuerste Unternehmen der Welt erzielt im per Ende September 2007 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2006/07 einen Nettogewinn von 3,5 Milliarden Dollar. Während allerdings Apple per Ende September 2007 mit einem KGV von 38,3 gehandelt wurde lag jenes des finnischen Weltmarktführers im Handybereich Ende 2007 nur mehr bei 14,6. Doch es sollte für die Finnen noch schlimmer kommen. Bis Ende 2012 sank die Marktkapitalisierung des Konzerns von 105,6 Milliarden (2007) auf 10,8 Milliarden Euro. Der einstige Marktführer Nokia war out, was sich auch in den operativen Zahlen niederschlug. Der Umsatz schrumpfte von 38,7 Milliarden Euro (2011) auf 15,4 Milliarden, der Nettoverlust verdreifachte sich beinahe binnen Jahresfrist auf 3,0 Milliarden Euro.
Trotz aller Bemühungen war die große Zeit von Nokia vorbei. Im Zeitalter der Smartphones konnten die Finnen mit ihren Handys nicht mehr mithalten. Mit Samsung und Apple wuchsen im Handymarkt neue Giganten heran, die dem dem einst milliardenteuren Konzern das Fürchten lehrten. Das Ende ist bekannt und löste in Finnland fast so etwas wie Staatstrauer aus. 2013 kündigte der US-Softwareriese Microsoft an, dass er das Handy-Geschäft von Nokia übernehmen will. Vor fast exakt einem Jahr (April 2014) ging der Deal dann endgültig über die Bühne. Microsoft zahlte bei der Anfang September 2013 angekündigten Übernahme 3,79 Milliarden Euro für Nokias Gerätesparte und weitere 1,65 Milliarden Euro für Patentlizenzen auf zehn Jahre.
Geld, das die Bilanz von Nokia wieder einigermaßen auffettete. Ende des Bilanzjahres 2014 findet sich in der Nokia-Bilanz unter dem Posten Nettoverschuldung eine Position von minus 6,12 Milliarden Euro. Auf gut Deutsch: Nach Abzug aller Schulden saß Nokia auf einem Finanzpolster von mehr als sechs Milliarden Euro. Geld, das investiert werden will, denn sonst wäre der Netzwerkausrüster wohl selbst allzu leicht ein begehrtes Übernahmeziel geworden. Mit der nun bekanntgegebenen Übernahme von Alcatel-Lucent dürfte dieses Thema jetzt aber ad acta gelegt werden.
Aus dem Börse Express PDF vom 15.04.2015. Dort inklusive einer Tabelle zu den operativen Zahlen von Nokia im Zeitraum 2000 bis 2014, sowie einer Grafik zur Entwicklung des Marketcaps zwischen 1996 bis aktuell. Das Börse Express PDF gibt es nur im ABO. Einen Überblick über unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417