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Glechner: Wochenkommentar: Dollar profitiert von Fed-Protokoll

Der US-Dollar wertete in den letzten Tagen etwas gegenüber dem Euro auf. Anfangs übten noch enttäuschende Zahlen vom US-Arbeitsmarkt Druck auf die US-Währung aus, da sich damit die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich einer Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank weiter in die Zukunft verlagerten. Die Arbeitsmarktentwicklung beeinflusst die Geldpolitik der Fed in einem bedeutenden Ausmaß, da die Notenbank neben Preisstabilität auch maximale Beschäftigung anstrebt. In weiterer Folge sorgte die Veröffentlichung des Protokolls zum Treffen des Offenmarktausschusses der US-Notenbank vom 17./18. März jedoch wieder für eine Gegenbewegung. Demnach waren etwa einige Teilnehmer der Auffassung, die Konjunkturdaten und der Ausblick würden den Beginn einer Normalisierung der Geldpolitik im Juni rechtfertigen. In den nächsten Tagen rechnen wir beim Dollar im Verhältnis zum Euro mit wenig Veränderung. Auf längere Frist sollte jedoch die Tendenz der letzten Monate mit der Aussicht auf eine allmähliche Straffung der Geldpolitik durch die Fed anhalten und die US-Währung gegenüber der Gemeinschaftswährung weiter aufwerten.

Die Aktienkurse konnten mit dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht und verkündeten Übernahmen (TNT Express durch FedEx, BG Group durch Royal Dutch Shell) mehrheitlich zulegen. In den nächsten Tagen gewinnt die neue US-Berichtssaison allmählich an Fahrt. In Europa stehen vorerst kaum Unternehmenszahlen zur Veröffentlichung an. Auch der Verlauf des Schuldenstreits mit Griechenland bleibt interessant. Die griechische Regierung muss die im Februar vorgelegte Reformliste bis Ende April konkretisieren, um weitere Finanzhilfen zu erhalten. Von der Europäischen Zentralbank, die derzeit jeden Monat Wertpapiere im Umfang von EUR 60 Mrd kauft, ist beim nächsten Treffen am 15. April nichts substanziell Neues zu erwarten, womit sich der Einfluss der EZB auf das Geschehen an den Aktienmärkten in Grenzen halten sollte. Insgesamt erwarten wir in den nächsten Tagen mit einigen Impulsen von Seiten der Berichtssaison in einem grundsätzlich freundlichen Marktumfeld (niedrige Zinsen und Energiepreise, z.T. schwache Währungen, Belebung der Konjunktur etc.) mehrheitlich etwas steigende Aktienkurse.

Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht fiel unerwartet schwach aus. Außerhalb der Landwirtschaft wurden im März nur 126.000 (Markterwartung: 245.000) neue Stellen geschaffen. Die entsprechende Zahl für Februar wurde auf 264.000 (zuvor 295.000) nach unten revidiert. Die weniger bedeutende und auf einer Befragung von Haushalten basierende Arbeitslosenrate blieb bei 5,5% (Februar: 5,5%) und damit auf dem geringsten Niveau seit Mai 2008. Die Auftragseingänge in der US-Industrie sind im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,2% (Januar: -0,7%) gestiegen. Ohne den volatilen Transportsektor (Flugzeugbestellungen etc.) war sogar ein Anstieg um 0,8% M/M (Januar: -2,3%) zu beobachten. Im US-Dienstleistungssektor hat sich das Wachstum im März etwas abgeschwächt. Der entsprechende Service-Index des Institute for Supply Management sank auf 56,5 Punkte (Februar: 56,9 Punkte). Werte über 50 Punkte signalisieren ein Wachstum, Werte darunter eine Kontraktion. In der Eurozone hat sich der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im März nach endgültigen Berechnungen auf 54,2 Punkte (Februar: 53,7 Punkte) verbessert. Das Absatzvolumen im Einzelhandel verringerte sich in der Eurozone im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,2% (Januar: +0,9%). Gegenüber dem Vorjahresmonat verbesserte sich der Einzelhandelsindex um 3,0% (Januar: 3,2%). In Deutschland sind die Auftragseingänge in der Industrie im Februar vor allem als Folge einer schwachen Auslandsnachfrage vorläufigen Angaben zufolge um 0,9% M/M (Januar: -2,6%) zurückgegangen. Ihren Vorjahresstand unterschritten die Industrieaufträge im selben Monat um 1,3% (Januar: -0,3%). Die Industrieproduktion verbesserte sich in Deutschland im Februar gegenüber dem Vormonat nach vorläufigen Berechnungen um 0,2% (Januar: -0,4%). Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat war ein Produktionsrückgang um 0,3% (Januar: 0,0%) zu beobachten.