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Der Dollar tut weh: US-Konzernen droht erster Gewinneinbruch seit 2009

Der Gewinn je Aktie bei den Unternehmen, die in dem US- Leitindex abgebildet sind, wird im ersten Quartal um rund 5,8 Prozent gefallen sein. Das belegen Prognosen, die Bloomberg zusammengetragen hat. Es wäre der erste Rückgang auf Jahressicht seit dem dritten Quartal 2009.

Die Berichtssaison wird in dieser Woche offiziell mit der Vorlage der Zahlen von Alcoa Inc. eröffnet. Belastet werden die Gewinn der S&P-500-Unternehmen vor allem von Firmen aus der Energiebranche. Der Ölpreis ist um etwa die Hälfte gesunken, verglichen mit demselben Zeitpunkt im Vorjahr. Zugleich ist der Dollar seit dem vergangenen Sommer gegenüber einem Währungskorb um rund 25 Prozent gestiegen - was sich bei den Erlösen von Firmen wie United Technologies Corp. zeigen könnte.

“Im Moment gibt es da all diese Gegenströmungen, während wir uns in die Berichtssaison bewegen”, sagt Todd Lowenstein, Asset-Manager bei HighMark Capital Management Inc. “Zumindest auf dem Papier werden wir technisch gesehen eine Gewinn- Rezession haben - also zwei Quartale in Folge mit negativem Zuwachs, im ersten und zweiten Quartal.”

Die Effekte des Ölpreiseinbruchs und des starken Dollar haben in der Wirtschaft eine Art Dominoeffekt. Im vergangenen Monat gab U.S. Steel Corp. bekannt, ein Werk schließen zu wollen - teils wegen der sinkenden Nachfrage von Energieunternehmen. Der starke Dollar macht Stahlimporte in die USA billiger, was im Umkehrschluss Produzenten wie Nucor Corp. belastet. Und bei Dow Chemical Co. stehen die Gewinne vor einem Rückgang, weil Bauern weniger Chemikalien kaufen, während sie ihre Erzeugnisse billiger verkaufen müssen.

United Technologies geht davon aus, dass Devisen den Gewinn im ersten Quartal um 100 Mio. Dollar beschneiden werden, wenn die Bereiche Flugzeug-Triebwerke, Fahrstühle und Klimaanlagen betrachtet werden. “Das ist noch immer das, was ich am stärksten im Auge behalte”, erklärte Finanzchef Akhil Johri gegenüber Investoren am 12. März.

Die Verlangsamung macht sich auch bei einigen Konjunktudaaten bemerkbar. So haben Arbeitgeber in den USA im März die geringste Zahl an Arbeitsplätzen seit Dezember 2013 geschaffen, während die Arbeitslosenquote bei 5,5 Prozent blieb. Es entstanden 126.000 Stellen. Die Zahl ist geringer als die pessimistischste Prognose in einer Bloomberg-Umfrage. In dieser war im Median mit ein Plus von 245.000 Jobs gesehen worden.

“Bekannt ist, dass die Energiepreise im Keller sind und das der Dollar gestiegen ist”, sagt Jim Paulsen, Chef- Investment-Stratege bei Wells Capital Management. “Was aber noch nicht so ganz sicher ist, ist, wie die Gewinnentwicklung außerhalb des Energiesektors aussehen wird.”

Zu den Sektoren, bei denen Marktbeobachter keine allzu bösen Überraschungen erwarten, gehört die Technologie. So gehen sie zum Beispiel davon aus, dass bei Apple Inc. der Gewinn um rund 28 Prozent auf 2,13 Dollar je Aktie gestiegen ist. Den Prognosen der Analysten zufolge dürfte Informationstechnologie- Firmen etwa 3,9 Prozent mehr Gewinn sehen.

Eine andere Branche, die von den jüngsten Entwicklungen eher weniger unter Druck geraten könnte, ist der Pharmasektor. Hier werden die Ergebnisse für Gewöhnlich von einer jahrelangen Medikamenten-Pipeline getrieben. Analysten glauben, dass der Sektor im ersten Quartal insgesamt einen Gewinnanstieg von 7,3 Prozent verzeichnet hat.