Holger Scholze: Trotz Ifo-Anstieg: DAX unter Druck
Die gestrige Aufholjagd am deutschen Aktienmarkt könnte heute ein jähes Ende finden. Schwache Vorgaben aus den USA setzten den DAX bereits zum Handelsstart unter Abgabedruck. Erst gestern Nachmittag konnte der DAX die Marke von 12.000 Punkten zurückerobern.
Der Gegenwind aus den USA wird frischer. Konnten die großen US-Indizes im frühen Handel noch Gewinne verbuchen, wurden diese im weiteren Handelsverlauf gänzlich wieder abgebaut. Der Dow Jones, der S&P 500, aber auch die US-Technologiebörse NASDAQ schlossen allesamt auf ihren jeweiligen Tagestiefstständen. Wenngleich festzuhalten ist, dass sich der DAX und der Euro Stoxx 50 zuletzt von der Wall Street entkoppelt haben, sollten Anleger die Situation in den USA im Auge behalten.
Zusätzlichen Druck auf den Aktienmarkt erzeugt derzeit die kleine Renaissance des Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung konnte auf Wochensicht um mehr als zwei Prozent zulegen. Eine Euro-US-Dollar-Parität scheint vor diesem Hintergrund (vorerst) vom Tisch.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im März bereits zum fünften Mal in Folge aufgehellt. Der Anstieg des Ifo-Index um 1,1 Zähler auf nun 107,9 Punkte übertraf sogar leicht die Erwartungen von Analysten, welche im Vorfeld nur mit einem Wert im Bereich von 107,3 gerechnet haben. Die gute Stimmung unter den Ökonomen führen Beobachter auf den anhaltend schwachen Euro sowie die niedrigen Ölpreise zurück. Beide Faktoren wirken insbesondere für die deutsche Exportwirtschaft als zusätzlicher Stimulus. Zudem stärkt der jüngste Preisverfall auf dem Ölmarkt die Kaufkraft von Konsumenten. Die anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Krisen in und um Europa scheinen die Stimmung derzeit nicht trüben zu können. Sorge bereitet den Ökonomen da schon eher das schwache Wachstum in einigen Schwellenländern wie beispielsweise China.
Für Schlagzeilen sorgen am heutigen Handelstag insbesondere Unternehmen aus dem M-DAX:
Der Roboterbauer Kuka hat für das laufende Jahr seine Ziele revidiert. Wie das Unternehmen aus Augsburg bekannt gab, rechnet man für 2015 nur noch mit einer EBIT-Marge in Höhe von 3,5 Prozent. Das entspricht einer Reduktion der EBIT-Marge von zwei Prozent. Zur Begründung führt Kuka reguläre Abschreibungen in Höhe von rund 60 Millionen Euro ins Feld, welche im Zusammenhang mit dem Erwerb von Swisslog stünden.
Weit mehr Grund zur Freude haben heute die Aktionäre von LEG Immobilien. Der Düsseldorfer Immobilienkonzern will die Dividende um satte 13 Prozent auf nun 1,96 Euro pro Anteilsschein anheben.
Apropos Immobilienkonzern: Die Deutsche Wohnen stößt in Österreich auf Widerstand. Das Übernahmeangebot für den österreichischen Konkurrenten Conwert droht zu platzen. Wie es bei Conwert heißt, halte man das Angebot von 11,50 pro Anteilsschein für zu niedrig. Es scheint als müsse die Deutsche Wohnen nochmals nachlegen…
Euwax Sentiment
Beim Blick auf den Gesamtmarkt zeigte sich den Vormittag über eine überwiegend Tendenz unter den Derivateanlegern. Es scheint als würden viele Derivateanleger den heutigen Kursrücksetzer zum Aufbau von Call-Positionen nutzen.
Trends im Handel
Es ist beinahe unfassbar: Die Aktie des deutschen Biotechnologie-Unternehmens Medigene konnte sich zuletzt in nur wenigen Tagen nahezu verdreifachen. Heute hat das Biotech-Unternehmen Zahlen vorgelegt und für Ernüchterung bei einigen Anlegern gesorgt. Medigene bestätigte zwar heute früh mehr oder weniger die ohnehin bereits bekannten vorläufigen Geschäftszahlen für 2014, wonach der Umsatz um +82 Prozent auf 13,8 Mio. Euro gesteigert und der EBITDA-Verlust um -75 Prozent auf 2,1 Mio. Euro eingedämmt werden konnte. Dadurch verringerte sich auch der Jahresnettoverlust um -44 Prozent auf knapp 5,8 Mio. Euro. Allerdings gibt man sich insbesondere beim Ausblick eher verhalten. Das führt nun auch bei den Derivateanlegern zu ersten Gewinnmitnahmen, weshalb Knock-Out Calls auf Medigene heute vor allem auf der Verkaufsliste stehen.
Von einer Kaufempfehlung durch ein Finanzmagazin profitieren heute Knock-Out-Calls auf die Aareal AG sowie auf die Salzgitter AG. Bei beiden Produkten gibt es derzeit einen deutlichen Käuferüberhang.
Börse Stuttgart TV
Eine nachhaltige Trendwende will einfach nicht kommen. Der Preise für die Nordseesorte Brent oder auch die amerikanische Leichtölvariante WTI gerieten zuletzt erneut unter Abgabedruck. Ein nahezu identisches Bild zeigte zuletzt auch der Goldpreis. Auch dieser kann derzeit nicht von den anhaltenden geopolitischen und wirtschaftlichen Krisen in und um Europa profitieren. Weshalb eigentlich? Wie geht es weiter mit Gold und Öl? Finanzmarktanalyst Jochen Stanzl, GodmodeTrader, bei Börse Stuttgart TV.