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Glechner: Wochenkommentar: EZB erwartet stärkeres BIP-Wachstum

In ihren neuen Projektionen geht die Europäische Zentralbank für 2015 und 2016 von einem Wachs- tum des realen Bruttoinlandsprodukts in der Eurozone von 1,5% bzw. 1,9% (Dezember-Projektionen: 1,0% bzw. 1,5%) aus. Die erstmals vorgestellte Wachstumsprojektion für das Jahr 2017 beläuft sich auf 2,1%. Die Erwartungen der EZB für die Inflationsrate belaufen sich für 2015 und 2016 auf 0,0% bzw. 1,5% (Dezember: 0,7% bzw. 1,3%). 2017 soll die Inflation 1,8% betragen. Den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems (0,05%) hat der EZB-Rat heute wie allgemein er- wartet nicht verändert. Auch bei den Zinssätzen für die Spitzenrefinanzierungsfazilität (0,30%) und die Einlagefazilität (-0,20%) wurden keine Änderungen vorgenommen. Die Wertpapierkäufe im Rahmen des im Januar beschlossenen Programms werden gemäß dem EZB-Präsidenten, Mario Draghi, ab Montag erfolgen.

Die Aktienkurse entwickelten sich in den letzten Tagen weitestgehend seitwärts. Der DAX stieg im Wochenverlauf um 2,4% und erreichte mit 11.527,8 Punkten einen neuen Rekordstand. In den nächs- ten Tagen steht mit dem US-Arbeitsmarktbericht für Februar einer der wichtigsten Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an, da die Arbeitsmarktentwicklung einen bedeutenden Einflussfaktor für die Geld- politik der US-Notenbank darstellt. Die Fed strebt neben Preisstabilität auch maximale Beschäftigung an. Die Markterwartungen belaufen sich bei der Zahl an neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft auf 240.000, bei der Arbeitslosenrate wird mit 5,6% gerechnet. Ansonsten werden nur wenige interessante Wirtschaftsdaten veröffentlicht. Insgesamt bleibt das Umfeld (niedrige Zinsen und Energiepreise, z.T. schwache Währungen etc.) freundlich und die Aktienkurse sollten tendenziell weiter steigen. Der US-Dollar wertete in den letzten Tagen gegenüber dem Euro auf und erreicht mit USD 1,1025 je EUR sogar das stärkste Niveau seit September 2003. Unterstützt wurde die US- Währung von einzelnen guten US-Konjunkturdaten und Aussagen des Präsidenten der regionalen Notenbank von St. Louis, James Bullard, der sich dafür aussprach, im nächsten Fed-Statement die Formulierung zu streichen, die Notenbank könne die Normalisierung der Geldpolitik „geduldig“ ange- hen. Bullard ist jedoch in diesem Jahr nicht stimmberechtigt. Das nächste Treffen des Offenmarkt- ausschusses der Fed findet am 17./18. März statt. Da die Diskussionen der Marktteilnehmer hin- sichtlich einer möglichen Streichung dieser Formulierung mit dem näher rückenden FOMC-Treffen an Intensität gewinnen sollten, erwarten wir in den nächsten Tagen eine Fortsetzung der Aufwertung des US-Dollars im Verhältnis zum Euro.

Im Produktionssektor der USA hat sich das Wachstum im Februar verringert. Der Einkaufsmanager- index verschlechterte sich auf 52,9 Punkte (Januar: 53,5 Punkte). Der Index für den Dienstleistungs- sektor konnte auf 56,9 Punkte (Januar: 56,7 Punkte) zulegen. Werte über 50 Punkte signalisieren ein Wachstum, Werte darunter eine Kontraktion. In der Eurozone hat sich im Februar das leichte Wachs- tum des Produzierenden Gewerbes fortgesetzt. Der Einkaufsmanagerindex belief sich nach endgül- tigen Berechnungen auf 51,0 Punkte (Januar: 51,0 Punkte). Der Index für den Dienstleistungssektor verbesserte sich auf 53,7 Punkte (Januar: 52,7 Punkte). Die Inflationsrate der Eurozone belief sich im Februar gemäß einer Schnellschätzung von Eurostat auf -0,3% (Januar: -0,6%). Vor allem die Energiepreise sind stark gesunken. Die Kernrate, ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak, betrug +0,6% (Januar: +0,6%). Die saisonbereinigte Arbeitslosenrate erreichte im Euroraum im Januar mit 11,2% (Dezember: 11,3%) das niedrigste Niveau seit April 2012. Die geringsten Raten ver- zeichneten Deutschland (4,7%) und Österreich (4,8%). Die höchsten registrierten Griechenland (26,0% im Dezember 2014) und Spanien (23,4%). Das Absatzvolumen im Einzelhandel hat sich in der Eurozone im Januar im Vergleich zum Vormonat um 1,1% (Dezember: 0,4%) erhöht. Gegenüber dem Vorjahresmonat verbesserte sich der Einzelhandelsindex sogar um 3,7% (Dezember: 3,1%), was dem höchsten Zuwachs seit August 2005 entsprach.