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Wien im Dauerstress der Krisen-Diplomatie - doch für ein paar Rekorde (Amag, Buwog, Post) blieb trotzdem Zeit

Griechenland und Deutschland scheinen sich auf Kollisionskurs zu befinden, da beide Seiten sich im Vorfeld des heute stattfindenden Treffens der Finanzminister der Eurozone auf ihre Positionen versteift haben. Der griechische Premierminister Tsipras sagte, dass es keinen Weg zurück gebe für sein Land, und dass er ein neues Abkommen mit den offiziellen Gläubigern anstrebe. Aber der deutsche Finanzminister Schäuble erklärte, dass es keinerlei Pläne gibt, ein neues Übereinkommen zu vereinbaren, oder dem Land einen Aufschub zu gewähren. Er erklärte, dass es „vorbei sei“, falls Griechenland die finale Tranche des aktuellen Hilfskreditprogramms ablehnt. Ein Kommentator beschrieb das griechische Problem wie folgt: „Weil die Griechen sich bereit erklärt haben, als Bedingung für ihr Notkreditprogramm etwas zu tun, was schlicht unmöglich ist – nämlich ihre Schulden zurückzuzahlen – möchte der Rest der Eurozone (angeführt von Deutschland) nun auch tatsächlich, dass sie weiterhin versuchen, das Unmögliche möglich zu machen, um Griechenland noch mehr Geld leihen zu können, sodass der griechische Schuldenberg, den sie jetzt schon nicht zurückzahlen können, noch weiter anwachsen kann…“

Nicht mehr weiter angewachsen ist heute übrigens der Ölpreis (Brent fällt auch wieder unter seine 50-Tagelinie). Die doch rund 20 Prozent Plus seit dem Tief werden misstrausisch beäugt - ist die Bodenbildung wirklich bereits abgeschlossen wie vielfach vermutet wurde, nachdem Öldienstleisters Baker Hughes von einem rapiden Stopp von Ölbohrungen in den USA sprach - die Zahl der Fördertürme ging auf das Niveau des Jahres 2011 zurück. Klar somit, dass OMV und SBO unter den größten Verlierern des Tages zu finden sind.

Moody’s geht in einem heutigen Bericht übrigens davon aus, dass der Einbruch der Ölpreise nicht ausreichen wird, das globale Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die Ratingagentur beließ ihren Wirtschaftsausblick für die G20-Staaten für 2015 und 2016 unverändert bei jeweils unter drei Prozent - siehe http://goo.gl/qu5a6j.

Neben Griechenland köchelt auch das Thema Ukraine: Im weißrussischen Minsk werden die Staats- und Regierungschefs von Russland, Ukraine, Frankreich und Deutschland heute die Chancen für einen Waffenstillstand ausloten. Der Erfolgsdruck ist hoch, weil die USA der Ukraine Waffen liefern wollen, wenn die Initiative fehlschlägt - auch gegen den Willen von Deutschland und Frankreich. Dann würde eine weitere Eskalation des Konflikts drohen …
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Sonst? Telekom Austria tendiert nach den Jahreszahlen schwächer, Do&Co scheint sich hingegen auf die morgigen Q3-Zahlen zu freuen. Und die CA Immo verliert 1,11 Prozent auf 18,28 Euro, nachdem die RCB das bisherige Kaufen in ein Halten verwandelte, das Kursziel aber von 17,50 auf 19,45 Euro nach oben revidierte. Und der Flughafen Wien schloss gegen den Wiener Trend im (leichten) Plus. Positiv für die Branchenstimmung: Die neuen Aktien des spanischen Flughafenbetreibers Aena waren der Gewinner des Tages an der Madrider Börse. Die zu 58 Euro an den Markt gekommenen Titel stiegen in der Spitze bis auf 69,45 Euro - ein Zuwachs von fast 20 Prozent. Der Börsengang ist 8,7 Milliarden Euro schwer und damit das größte IPO in Europa seit 2011. Rund vier Milliarden Euro nimmt der spanische Staat damit ein.

Hochs gab es auch: Dies auf Sicht von 52 Woche bei AT&S (12,55 Euro), Mayr-Melnhof (94,90) sowie conwert (10,77).
Gleich Rekordhochs gab es bei der Österreichischen Post (44,63 Euro), Buwog (18,34) sowie Amag (28,99 Euro).