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Wögerbauer: Das ‘europäische Glas’ ist halbvoll und nicht halbleer
Wir verfügen über eine historisch nahezu einzigartige Konstellation.Die Schwankungen an den globalen Märkten werden insgesamt zunehmen und die Taten und Worte der Notenbanken werden der klar dominierende Markteinfluss sein“ – dies war Teil unserer Kernthesen zu Jahres- beginn. Wenn genau das eintritt, gilt es sich nicht zu beklagen, sondern wohlüberlegt an den Märkten zu agieren. Dass die EZB in den Mittelpunkt rücken wird war klar, dass auch die Schweizer Nationalbank (SNB) für weltweites Aufsehen sorgt dagegen mehr als überraschend. Die mediale Wucht der Berichterstattung war und ist dem- entsprechend groß. In unzähligen Kommentaren, Berichten und Diskussionen wird ausführliche erklärt, warum die jeweilige Vorgangsweise abzulehnen ist. Was denn nun der Königsweg zur Lösung wäre, wird in der Regel verschwiegen. Zu erklären, warum ein etwaiger Lösungsansatz nicht funktioniert ist nun mal leichter als zu sagen, was man selber in der jeweiligen Verantwortungsposition tun würde. Man mag Details diskutieren und hinterfragen können – insgesamt können wir aber sowohl die Aktionen der EZB als auch jene der SNB gut nachvollziehen.
EZB – immerhin eine Institution, die agiert. Die qualitative Beurteilung von EZB-Chef Mario Draghi beginnt nicht mit der Bekanntgabe des Anleihekauf-Programms in Höhe von 1,14 Billion Euro am 22. Jänner 2015. Sie beginnt viel früher - im Sommer 2012, als Draghi mit seinen mutigen und klaren Aussagen (‘Whatever it takes’) die Märkte beruhigt hat. Dies ist sein historischer Verdienst. Hätte er das nicht getan, wäre die EURO-Krise definitiv eskaliert - mit deutlich negativen Folgen. Die EZB war daher in der Krise der erste Orientierungspunkt und Anker – im Gegensatz zur Politik. Die EZB versucht immerhin alles zu tun. Sie agiert, sie sieht die Deflationsvermeidung als oberstes Ziel, sie strebt eine Inflationsrate von 2% an. Es gibt in Europa zu viele die kritisieren, die diskutieren, die kommentieren, aber es gibt zu wenige, die agieren und echte Lösungen aufzeigen. Daher ist diese Notenbank-Aktivität grundsätzlich positiv zu respektieren. Es gibt internationale wirtschaftspolitische Zusammenhänge. Diese sind in der Öffentlichkeit nicht immer leicht erklärbar. Der EURO war in den letzten Jahren zu stark und entsprach nicht dem Leistungspotenzial der gesamteuropäischen Volkswirtschaften. Das Anleihekauf-Programm ist daher im Prinzip - auch wenn es so nicht ausgesprochen wird - ein Währungsschwächungsprogramm. Die Japaner drucken Geld um den YEN zu schwächen, die Briten haben viel gedruckt, die Amerikaner ebenso, auch wenn diese das Programm im Herbst 2014 beendet haben. Hätte die EZB hier tatenlos zugesehen, dann wären viele Währungen wie etwa der YEN neuerlich deutlich zum EURO gefallen, der Export wäre massiv erschwert gewesen, die Wirtschaft hätte gelitten und über die hohe eigene Währung und die tiefen fremden Währungen hätten wir uns bis zu einem gewissen Grad Deflation importiert. Tatenlos den anderen zuzusehen war daher keine Lösung. Natürlich sind auch Kritikpunkte anzuführen. Angesichts des verfügbaren Materials scheint es fraglich, ob die geplanten 60 Milliarden EURO an Anleihekäufen auch in jedem Monat umsetzbar sind. Auch muss man anmerken, dass die damit einzementiert tiefen Zinsen bei Staatsanleihen den Reformdruck bei manchen Staaten abschwächen. Glauben Sie aber wirklich, dass die Reformfreudigkeit Frankreichs davon abhängt, ob die Rendite der Staatsanleihen bei 1% oder 2% liegt? Insgesamt ist das symbolische europäische Glas“ daher halbvoll und nicht halbleer. Wir verfügen über eine historisch nahezu einzigartige Konstellation. Zeitgleich sind die Zinsen auf Tiefstständen, der Ölpreis hat sich in kurzer Zeit halbiert und der für den Export wichtige US-Dollar ist deutlich gestiegen. Alle drei Ampeln stehen auf grün. Die EZB ist vorausgegangen und hat ein Zeichen gesetzt. Wenn jetzt die Politik nachgeht und erkennt, dass Europa auch Investitionen und weniger anstatt mehr Regulierung braucht, kann 2015 das Jahr der ersten Trendwende werden.
Die Schweizer ziehen die Notbremse. Über die Kommunikation der SNB kann man diskutieren. Die SNB hat aber staatspolitisch richtig gehandelt. Durch die Koppelung an den EURO wurden in den vergangenen Jahren massiv Fremdwährungsreserven angehäuft. Man hat gewusst, dass die EZB massive Aktionen setzten wird um den EURO zu schwächen. Die SNB hätte daher weiter den Weg mitgehen müssen - und die Risiken wären noch größer geworden. Also: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Letztendlich kann man sich nicht gegen Entwicklungen stemmen, die auf wirtschaftlichen Fakten basieren. Die Macht des Faktischen ist zwar verzögerbar, aber nicht abwendbar. Man kann wirtschaftliche Realitäten nicht verleugnen. Hat die SNB wie so oft in diesen Tagen geschrieben an Glaubwürdigkeit verloren? Nein, sie hat sogar an Glaubwürdigkeit gewonnen. Man wird dies aber erst erkennen, wenn sich der aktuelle Aufruhr gelegt hat. Natürlich wird der Anpassungsprozess der Schweizer Wirtschaft schmerzvoll sein, aber die Schweizer werden damit leben lernen. Übrigens: „International breit streuen nach Regionen, Branchen und Währungen“ ist in der Geldanlage eine Aussage, die so oft verwendet wird, dass man sie fast als Phrase abtun möchte, wenngleich sich immer noch viel zu wenige Anleger daran halten. Hatten Sie aber – so wie wir – einige Schweizer Blue-Chips in Ihren Portfolios, dann war der Jänner ein guter Monat. Die Schweizer Aktien sind zwar gefallen, aber die Währung ist wesentlich deutlicher gestiegen. Der Monat brachte zwar Schwankung, aber ein Plus. Das ist der Sinn internationaler Streuung, weil wir wissen, dass jedes Jahr Dinge passieren, die wir einfach so nicht auf der Agenda haben.
Griechenland nicht überbewerten. Wenn wir in Relation zu EZB und SNB für Griechenland an dieser Stelle nur wenige Zeilen verwenden, dann nicht aus dem Grund, dass es dazu nichts zu sagen gäbe. Wir denken aber, dass die Finanzmärkte dazugelernt haben. Die ökonomische Bedeutung von Griechenland wird nunmehr richtiger eingeschätzt als am Höhepunkt der EURO-Krise. Die Ansteckungsgefahren für Staatsanleihen etwa aus Italien sind angesichts des „Pulvers“, das die EZB geladen hat, vergleichsweise geringer. Wenn wir in der EURO-Zone 1,14 Billionen an Geldmenge erschaffen können, dann sollte es auch möglich sein, das Griechenland-Thema zu lösen – in welcher Form auch immer. Die wohl anstehenden Verhandlungen – der umgangssprachliche Begriff Feilscherei ist wohl treffender – werden für Marktschwankungen sorgen und in den Medien überpräsent sein. Dies ist aber nicht mächtig genug, um eine nachhaltige Marktverwerfung auszulösen und ist auch nicht Anlass, bestehende Anlagestrategien grundlegend neu zu überdenken. Deutliche der Griechenland-Diskussion geschuldete Kursrückgänge würden wir sogar als Kaufchance sehen.
Insgesamt wünsche ich Ihnen – und natürlich auch uns, dass die Intensität der Marktbewegungen im Jänner uns nicht konsequent über das ganze Jahr begleitet. Und falls doch, dann sehen wir dies als Chance. Weil auch wir agieren – und nicht nur kritisieren oder philosophieren.
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EZB – immerhin eine Institution, die agiert. Die qualitative Beurteilung von EZB-Chef Mario Draghi beginnt nicht mit der Bekanntgabe des Anleihekauf-Programms in Höhe von 1,14 Billion Euro am 22. Jänner 2015. Sie beginnt viel früher - im Sommer 2012, als Draghi mit seinen mutigen und klaren Aussagen (‘Whatever it takes’) die Märkte beruhigt hat. Dies ist sein historischer Verdienst. Hätte er das nicht getan, wäre die EURO-Krise definitiv eskaliert - mit deutlich negativen Folgen. Die EZB war daher in der Krise der erste Orientierungspunkt und Anker – im Gegensatz zur Politik. Die EZB versucht immerhin alles zu tun. Sie agiert, sie sieht die Deflationsvermeidung als oberstes Ziel, sie strebt eine Inflationsrate von 2% an. Es gibt in Europa zu viele die kritisieren, die diskutieren, die kommentieren, aber es gibt zu wenige, die agieren und echte Lösungen aufzeigen. Daher ist diese Notenbank-Aktivität grundsätzlich positiv zu respektieren. Es gibt internationale wirtschaftspolitische Zusammenhänge. Diese sind in der Öffentlichkeit nicht immer leicht erklärbar. Der EURO war in den letzten Jahren zu stark und entsprach nicht dem Leistungspotenzial der gesamteuropäischen Volkswirtschaften. Das Anleihekauf-Programm ist daher im Prinzip - auch wenn es so nicht ausgesprochen wird - ein Währungsschwächungsprogramm. Die Japaner drucken Geld um den YEN zu schwächen, die Briten haben viel gedruckt, die Amerikaner ebenso, auch wenn diese das Programm im Herbst 2014 beendet haben. Hätte die EZB hier tatenlos zugesehen, dann wären viele Währungen wie etwa der YEN neuerlich deutlich zum EURO gefallen, der Export wäre massiv erschwert gewesen, die Wirtschaft hätte gelitten und über die hohe eigene Währung und die tiefen fremden Währungen hätten wir uns bis zu einem gewissen Grad Deflation importiert. Tatenlos den anderen zuzusehen war daher keine Lösung. Natürlich sind auch Kritikpunkte anzuführen. Angesichts des verfügbaren Materials scheint es fraglich, ob die geplanten 60 Milliarden EURO an Anleihekäufen auch in jedem Monat umsetzbar sind. Auch muss man anmerken, dass die damit einzementiert tiefen Zinsen bei Staatsanleihen den Reformdruck bei manchen Staaten abschwächen. Glauben Sie aber wirklich, dass die Reformfreudigkeit Frankreichs davon abhängt, ob die Rendite der Staatsanleihen bei 1% oder 2% liegt? Insgesamt ist das symbolische europäische Glas“ daher halbvoll und nicht halbleer. Wir verfügen über eine historisch nahezu einzigartige Konstellation. Zeitgleich sind die Zinsen auf Tiefstständen, der Ölpreis hat sich in kurzer Zeit halbiert und der für den Export wichtige US-Dollar ist deutlich gestiegen. Alle drei Ampeln stehen auf grün. Die EZB ist vorausgegangen und hat ein Zeichen gesetzt. Wenn jetzt die Politik nachgeht und erkennt, dass Europa auch Investitionen und weniger anstatt mehr Regulierung braucht, kann 2015 das Jahr der ersten Trendwende werden.
Die Schweizer ziehen die Notbremse. Über die Kommunikation der SNB kann man diskutieren. Die SNB hat aber staatspolitisch richtig gehandelt. Durch die Koppelung an den EURO wurden in den vergangenen Jahren massiv Fremdwährungsreserven angehäuft. Man hat gewusst, dass die EZB massive Aktionen setzten wird um den EURO zu schwächen. Die SNB hätte daher weiter den Weg mitgehen müssen - und die Risiken wären noch größer geworden. Also: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Letztendlich kann man sich nicht gegen Entwicklungen stemmen, die auf wirtschaftlichen Fakten basieren. Die Macht des Faktischen ist zwar verzögerbar, aber nicht abwendbar. Man kann wirtschaftliche Realitäten nicht verleugnen. Hat die SNB wie so oft in diesen Tagen geschrieben an Glaubwürdigkeit verloren? Nein, sie hat sogar an Glaubwürdigkeit gewonnen. Man wird dies aber erst erkennen, wenn sich der aktuelle Aufruhr gelegt hat. Natürlich wird der Anpassungsprozess der Schweizer Wirtschaft schmerzvoll sein, aber die Schweizer werden damit leben lernen. Übrigens: „International breit streuen nach Regionen, Branchen und Währungen“ ist in der Geldanlage eine Aussage, die so oft verwendet wird, dass man sie fast als Phrase abtun möchte, wenngleich sich immer noch viel zu wenige Anleger daran halten. Hatten Sie aber – so wie wir – einige Schweizer Blue-Chips in Ihren Portfolios, dann war der Jänner ein guter Monat. Die Schweizer Aktien sind zwar gefallen, aber die Währung ist wesentlich deutlicher gestiegen. Der Monat brachte zwar Schwankung, aber ein Plus. Das ist der Sinn internationaler Streuung, weil wir wissen, dass jedes Jahr Dinge passieren, die wir einfach so nicht auf der Agenda haben.
Griechenland nicht überbewerten. Wenn wir in Relation zu EZB und SNB für Griechenland an dieser Stelle nur wenige Zeilen verwenden, dann nicht aus dem Grund, dass es dazu nichts zu sagen gäbe. Wir denken aber, dass die Finanzmärkte dazugelernt haben. Die ökonomische Bedeutung von Griechenland wird nunmehr richtiger eingeschätzt als am Höhepunkt der EURO-Krise. Die Ansteckungsgefahren für Staatsanleihen etwa aus Italien sind angesichts des „Pulvers“, das die EZB geladen hat, vergleichsweise geringer. Wenn wir in der EURO-Zone 1,14 Billionen an Geldmenge erschaffen können, dann sollte es auch möglich sein, das Griechenland-Thema zu lösen – in welcher Form auch immer. Die wohl anstehenden Verhandlungen – der umgangssprachliche Begriff Feilscherei ist wohl treffender – werden für Marktschwankungen sorgen und in den Medien überpräsent sein. Dies ist aber nicht mächtig genug, um eine nachhaltige Marktverwerfung auszulösen und ist auch nicht Anlass, bestehende Anlagestrategien grundlegend neu zu überdenken. Deutliche der Griechenland-Diskussion geschuldete Kursrückgänge würden wir sogar als Kaufchance sehen.
Insgesamt wünsche ich Ihnen – und natürlich auch uns, dass die Intensität der Marktbewegungen im Jänner uns nicht konsequent über das ganze Jahr begleitet. Und falls doch, dann sehen wir dies als Chance. Weil auch wir agieren – und nicht nur kritisieren oder philosophieren.
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