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Immofinanz und Co: M&A-Hunger schwappt aufs Gewerbe über … und was Stehpinkler wissen sollten

Da scheint jemand nicht satt zu werden. Erst Mitte vergangener Woche hatte die Deutsche Annington mitgeteilt, im Rahmen des Übernahmeangebots für den Konkurrenten Gagfah seien ihr bereits knapp 75 Prozent aller ausstehenden Aktien angedient worden. Anfang Dezember hatten Deutsche Annington und Gagfah ihre Pläne zum Zusammenschluss angekündigt. Dadurch soll auf dem deutschen Markt ein neuer Immobilienriese mit 350.000 Wohnungen entstehen. Den gemeinsamen Wert ihres Bestands hatten Annington und Gagfah auf 21 Milliarden Euro beziffert. Zum Vergleich: Die Buwog als ähnlichstes österreichisches Unternehmen kommt an der Börse auf einen Wert von drei Milliarden. Und die Deutsche Annington will weiter wachsen: Der Konzern „prüft weitere Zukäufe“, sagte Vorstandschef Rolf Buch dem Manager Magazin gen Wochenschluss.

Apropos Wochenschluss. Nach diesem lag die schwedische Sagax - eine Gewerbeimmobilienspezialist - nicht nur in der Wochenperformance der europäischen Immobilienaktien voran, sondern hatte auch die YTD-Wertung von den bis dato führenden Schweizer Unternehmen übernommen. Dank der Frankenstärke sind diese aber noch immer vorherrschend in der Spitzengruppe zu finden. Sagax half dabei aber ebenso der FX-Effekt - auch Schwedens Krone legte zuletzt im Vorgriff auf das QE der EZB zu. Was aber nicht von langer Dauer sein könnte. Denn Citigroup wäre nicht überrascht, wenn auch die schwedische Riksbank in Kürze mit dem Gelddrucken beginnen würde. Selbst Zahlen werden bereits genannt: 5 Prozent des BIPs, beginnend mit dem Ankauf von Staatsanleihen, was sukzessive auf weitere Bereiche ausgedehnt werden würde.

Österreichs Branchenvertreter können dabei nur voll Neid auf die bei Sagax gezahlten Preise schauen; der doppelte Buchwert scheint beim schwedischen Unternehmen - rund die Hälfte der Assets sind in der Region Stockholm konzentriert - kein Problem: Etwa 0,8 sind es beim österreichischen IATX.

Was theoretisch weitere Interessenten locken könnte, bei CA Immo und Atrium gab es ja bereits Anteilsverschiebungen. Dies auch, da neben dem ohnehin florierendem M&A-Geschäft im Bereich Wohnen, demnächst wohl verstärkt der gewerbliche Bereich an die Reihe kommt. „Die Konsolidierung wird in 24 bis 30 Monaten kommen“, meint der scheidende Vorstandschef der Frankfurter Gewerbeimmobilienfirma DIC Asset, Ulrich Höller. Schon länger sei quasi jeder mit jedem im Gespräch. Der Druck, auf eine Marktkapitalisierung von einer Milliarde Euro und mehr zu kommen, nehme zu. „Die Wohnungsgesellschaften sind eigentlich das Vorbild“, sagte Höller. Auch diese haben vor ein paar Jahren klein angefangen. DIC Asset, Alstria Office, Deutsche Office und Hamborner kommen auf eine Marktkapitalisierung von jeweils 400 bis gut 800 Mio. Euro.

Österreichs Branchenbester war zuletzt die S Immo. Diese gab eine Veräußerung bekannt. Für einen Transaktionspreis von rund 35 Mio. Euro verkaufte die Gesellschaft das Hotel im Wiener „Viertel Zwei“ an die deutsche Deka Immobilien GmbH - siehe http://goo.gl/vzD4iG.

Im gewerblichen Bereich gab es auch News von CA Immobilien: Diese hat mit ADTRAN einen weiteren Mieter für das Bürogebäude Monnet 4 am Berliner Hauptbahnhof gewonnen. Das international tätige Unternehmen mietet rund 1730 m² Bürofläche und verlagert damit ab Mitte 2015 seinen Berliner Sitz in die Europacity - siehe http://goo.gl/4vvJ3u.

Und nach CA Immobilien dreht sich auch im Aktionarat der nicht im IATX enthaltenen Atrium etwas: Dort ist Gazit Globe zum alleinigen Mehrheitseigentümer (55,04 Prozent) aufgestiegen, nachdem sich der bisherige Konsortialpartner CPI (Citi Property Investors) von seinen Anteilen trennte. Die von CPI nominierten Atrium-Direktoren Joseph Azrack und Roger Orf sind bereits aus dem Board of Directors ausgeschieden. Atrium verfügte per 30.9. über 151 vermietete Objekte im Wert von 2,5 Mrd. Euro. Der Brutto-Mieterlös lag in den ersten neun Monaten bei 160,2 Mio. Euro. Atrium war auch auf der Käuferseite unterwegs und kaufte für 162 Mio. Euro 75 Prozent an einem Einkaufszentrum - ‘Arkady Pankrac’ - in Prag. Verkäufer ist Branchenleader Unibail-Rodamco, zu dem u. a. die Wiener SCS gehört.

Damit zu Österreichs Marktführer: Die Immofinanz treibt die Expansion ihrer neu etablierten Shopping-Center-Marke VIVO! voran: Im südlichen Polen, in der Stadt Krosno, wurde ein sechs Hektar großes Grundstück gesichert, auf dem ein weiteres VIVO!-Einkaufszentrum errichtet wird. Die Fertigstellung ist für das erste Kalenderquartal 2017 geplant; die Investitionskosten belaufen sich voraussichtlich auf rund 37 Mio. Euro. Das neue EKZ wird über eine vermietbare Fläche von rund 22.000 m² verfügen, mehr als 70 Geschäfte finden darin Platz, zudem sind rund 800 Parkplätze geplant Siehe auch http://goo.gl/QuLyCL.

Rauchen nein, Stehpinkeln schon. Sie können sich sicher noch über das in Wien ausgesprochene Rauchverbot für einen Mieter erinnern, nachdem dieser andere Mieter damit vergraulte. Hier nun ein Urteil für alle Stehpinkler - aus Deutschland. Denn Mieter dürfen auf der Toilette ihrer Wohnung im Stehen pinkeln. Dies gehöre zum vertragsgemäßen Gebrauch einer Mietwohnung, entschied das Düsseldorfer Amtsgericht laut APA. Das Gericht gab damit einem Mieter Recht, der auf Auszahlung von 3000 Euro Mietkaution geklagt hatte. Der Hausbesitzer wollte 1900 Euro einbehalten, weil der Marmorboden der Toilette durch Urinspritzer abgestumpft war. Ein Fachmann hatte die Urinspritzer als Ursache ausgemacht. Dies sei nachvollziehbar und glaubwürdig, befand das Gericht; Urinieren im Stehen sei weit verbreitet, die Gefahren für Böden aber kaum bekannt. Der Vermieter hätte auf die Empfindlichkeit des Bodens hinweisen müssen (Az.: 42 c 10583/14).
Wörtlich heißt es in der Urteilsbegründung: „Trotz der in diesem Zusammenhang zunehmenden Domestizierung des Mannes ist das Urinieren im Stehen durchaus noch weit verbreitet. Jemand, der diesen früher herrschenden Brauch noch ausübt, muss zwar regelmäßig mit bisweilen erheblichen Auseinandersetzungen mit - insbesondere weiblichen - Mitbewohnern, nicht aber mit einer Verätzung des im Badezimmer oder Gäste-WC verlegten Marmorbodens rechnen.“

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