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'Ölpreis-Krieg': Analysten geben sich skeptisch - auf der Suche nach dem Gleichgewicht (Teil 2)

Der Ölpreis stand am Montag und Dienstag einmal mehr im Fokus und belastete die Börsen: Der Preis für ein Fass Brent brach weiter ein, am Montag um mehr als fünf Prozent - nachdem Goldman Sachs und die Societe Generale ihre Ölpreisprognosen nach unten genommen hatten.

Goldman. Besonders viel Aufmerksamkeit wurde einer Studie von Goldman Sachs zuteil. Die Energie-Analysten der US-Investmentbank haben darin ihre Preisprognosen drastisch gekürzt und rechnen mit einer nur langsamen Erholung. Nach ihrer Meinung wird der Brentpreis im zweiten Quartal Richtung 42 US-Dollar fallen, im dritten Quartal noch unter 50 Dollar verharren und sich im vierten Quartal etwas erholen. Für 2016 prognostiziert die Bank einen Preis von 70 US-Dollar, bisher war sie von 90 US-Dollar ausgegangen.

Gleichgewicht. Nach Ansicht des Goldman-Analystenteams rund um Jeffrey Currie ist ein Preis von rund 40 US-Dollar je Barrel Rohöl im ersten Halbjahr notwendig, um den Schieferölboom in den USA zu dämpfen. Die Preise müssten einige Zeit niedrig bleiben, damit alles wieder ins Lot käme. „Die Suche nach einem neuen Gleichgewicht hält an”, hieß es weiter.

Überangebot. Die Lagerbestände werden laut Goldman im ersten Halbjahr 2015 voraussichtlich noch zulegen. Die Kapazitäten von Lagern und Tankern erlaubten es, einen Überschuss von einer Mio. Barrel täglich zu lagern, so dass der Markt viel länger als früher mit dem globalen Überangebot - Schätzungen der Energieagenturen gehen im ersten Halbjahr 2015 von 1,5 Mio. Barrel pro Tag aus - zurecht kommen könne.

Société Générale. Auch die französische Investmentbank hat ihre Ölpreis-Schätzungen zurückgekommen, weil sie in der ersten Jahreshälfte eine deutliche Zunahme der Öllagerbestände erwartet. Ihre neue Prognose für den diesjährigen Brentpreis liegt mit 55 US-Dollar um 15 Dollar unter der alten Schätzung. Die Prognose für das Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt um 14 auf 51 Dollar.

OPEC-Taktik. Die Ölpreise beschleunigten ihren Fall in den Wochen des letzten Jahres. Sie sanken vor allem, nachdem die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) erklärt hatte, ihre Produktionsmenge beizubehalten, auch wenn die US-Ölproduktion, die so hoch liegt wie seit 30 Jahren nicht mehr, zum weltweiten Überangebot beiträgt. Die OPEC werde zu ihrer Entscheidung stehen, selbst dann, wenn die Ölpreise bis auf 40 Dollar je Barrel fallen sollten, hatte Suhail Al-Mazrouei, der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, gesagt. „Das wird nicht aufhören, bis die Ölproduzenten in die Knie gehen”, meint dazu Bjarne Schieldrop, Chef-Rohstoffanalyst bei der schwedischen SEB Bank in Oslo.

US-Öl. Manche Experten glauben, dass dies bereits geschieht. Mark Keenan von Société Générale beispielsweise sieht in der Beschäftigung an den Standorten der US-Schieferölförderung - sie befeuert den US-Ölboom und trägt ebenfalls kräftig zum Überangebot bei - erste Anzeichen auf einen Rückgang der dortigen Ölproduktion. Die Analysten von Goldman Sachs schätzen, dass in der ersten Jahreshälfte Investitionskürzungen eine Abnahme der Bohraktivitäten nach sich ziehen werden. Danach sollte die sinkende US-Schieferölproduktion zur Marktbereinigung ausreichen.