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OMV ist für die EAM das Unternehmen des Monats: „Noch ist eine Welt ohne Öl undenkbar“

Der Herbst ist da, die Temperaturen sinken und für viele Haushalte hat die Heizperiode bereits begonnen. Schon in den Sommermonaten haben viele Besitzer einer Ölheizung die Tanks für den Winter gefüllt, denn noch immer heizen knapp 30 Prozent der Haushalte in Deutschland mit Öl. Dass Öl unter Nachhaltigkeitsaspekten kein idealer Rohstoff ist, ist bekannt – doch häufig wird übersehen, dass Ölkonzerne auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel dem Arbeitsschutz vor Herausforderungen stehen. Im folgenden Interview erklärt Gerold Permoser, Chief Investment Officer (CIO) der Erste Asset Management (EAM), wie durch Investieren nach ökologischen, sozialen und Governance-Kriterien auch die Erdölnutzung nachhaltiger werden kann.

Viele Nachhaltigkeitsinvestoren schließen Ölkonzerne aus ihrem Portfolio aus, Sie dagegen kaufen die Aktien und treten in den Dialog mit dem Management. Warum?

GEROLD PERMOSER: Noch ist eine Welt ohne Öl undenkbar, schließlich verkörpert Öl unser Zeitalter wie kein anderer Rohstoff. Es muss daher vor allem um besseres Öl gehen, und wir sind der Ansicht, dass nachhaltiges Investieren hilft, sich diesem Ziel anzunähern. Gelingt es, die Nachhaltigkeit im Erdölsektor zu steigern, bewirkt dies weitaus mehr als der Einsatz aktueller alternativer Technologien. Schließlich zeigen unter anderem Agrartreibstoffe, dass nachwachsend nicht immer gleichbedeutend mit nachhaltig ist, weil etwa Monokulturen die Umwelt stark belasten. Wir investieren nur in die besten Unternehmen des Sektors und pflegen einen aktiven Dialog mit dem Management, um Nachhaltigkeit zu fördern. Dabei legen wir auch Wert auf das Thema Arbeitsschutz – dass es hier Probleme gibt, wird weithin übersehen, denn wir neigen dazu, beim Thema Öl zuerst an Klimawandel und Umweltkatastrophen zu denken.

Worauf achten Sie beim Thema Mitarbeitersicherheit?

GEROLD PERMOSER: Es kommt immer wieder zu teilweise schweren Unfällen, bei denen Mitarbeiter zu Schaden kommen. Besonders bei älteren Anlagen sind die Statistiken auffallend hoch. Laut dem norwegischen Staatskonzern Statoil sind Mitarbeiter in den Bereichen Exploration und Produktion besonders gefährdet. Um solche Risiken in Zukunft zu mindern, stehen bei unseren Gesprächen mit dem Management auch Sicherheitsvorkehrungen und die Optimierung der Inspektionen auf dem Programm, die in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden müssen. Mängel müssen so schnell wie möglich behoben werden. Trotz aller Kontrollen bleiben die Unternehmen aber auf die Wachsamkeit ihrer Mitarbeiter angewiesen, die über interne Benachrichtigungssysteme Sicherheitsmängel melden können. Über den gesetzlichen Rahmen hinaus bieten viele Firmen freiwillige Schulungen und verpflichtende Trainings an.

Welche weiteren Schwerpunkte legt die Erste Asset Management als Investor beim Thema Nachhaltigkeit?

GEROLD PERMOSER: Es ist wichtig, dass sich die Unternehmen an den Vorschlägen orientieren, die wir ihnen im Zuge des Engagements machen. Die Erste Asset Management steht in direktem Kontakt zu den Unternehmen, um diese von Maßnahmen aus den Bereichen soziale Verantwortung, Umweltschutz und stärkere Transparenz zu überzeugen. Die Unternehmen müssen darüber hinaus in jedem Fall die geltenden Sicherheitsstandards zur Verhinderung der Kontamination der Umwelt erfüllen und sollten auf mögliche Mängel schnellstmöglich reagieren. Im Sinne einer reduzierten Klimabelastung sollten Ölkonzerne ihren CO2-Ausstoß auf ein Minimum senken. Auch versuchen wir, auf einen Nutzungsverzicht von Ausgangsstoffen wie Ölsand in der Ölgewinnung hinzuwirken. Ein Beispiel für ein Unternehmen, das mittlerweile zu einem der nachhaltigsten Erdölkonzerne weltweit geworden ist, ist die OMV, die von der Erste Asset Management als Unternehmen des Monats ausgewählt wurde. Was unterscheidet die OMV von anderen Erdölkonzernen?

GEROLD PERMOSER: Das Unternehmen beweist effizientes Umweltmanagement und hat viele Vorschläge für mehr Nachhaltigkeit umgesetzt. Mit dem Verzicht auf die Nutzung von Ölsand oder den Verzicht auf die Förderung in ökologischen „Hotspots“ wie der Arktis oder im Amazonasgebiet hat sich die OMV auf weniger riskante, aber dafür nachhaltige Projekte spezialisiert. Der Wasserverbrauch gehört zu den niedrigsten der Branche und die CO2-Emissionen sind nur halb so hoch wie im Branchendurchschnitt. Die OMV fokussiert sich nun verstärkt auf die Produktion in den OECD-Staaten, was sich durch ein politisch stabiles Umfeld wiederum positiv auf mögliche Korruptionsrisiken und Menschenrechtsverletzungen auswirkt. Auch beim Thema Arbeitssicherheit ist die OMV führend: Die Zahl der Unfälle lag im Jahr 2013 mit 1,0 pro einer Million Arbeitsstunden deutlich besser als bei Konkurrenten wie etwa Neste Oil mit 4,3. Um das zu erreichen, hat die OMV ihre Mitarbeiter im Jahr 2013 mehr als 353.000 Trainingsstunden absolvieren lassen. Diese nachhaltige Arbeitsweise steht der Profitabilität des Konzerns, der mit einem Umsatz von mehr als 42 Milliarden Euro im Jahr 2013 zugleich das größte börsennotierte Industrieunternehmen Österreichs ist, im Übrigen nicht im Wege