, boerse-express

G-SII: Warum die Erste nicht fallen darf

Die Erste Group zählt für die EU-Bankenaufsicht EBA in Europa als einzige österreichische Bank zu jenen 28 europäischen Banken, die für das weltweite Finanzsystem gefährlich werden könnten. Als sogenannte G-SII (global systemically important institution) wird die Erste Group auch höheren Kapitalerfordernissen unterliegen.

Die offizielle Einstufung als G-SII werde erstmals im Jänner 2015 erfolgen, teilt die EBA in einer Presseaussendung mit. Die strengeren Eigenkapitalvorschriften werden laut Bankenaufsicht aber erst rund ein Jahr nach der Veröffentlichung wirksam werden. Damit soll den betroffenen Instituten genügend Zeit eingeräumt werden, um sich den neuen Kapitalpuffer-Erfordernissen anzupassen. Künftig will die EBA regelmäßig jedes Jahr Ende Juli solche Daten veröffentlichen.

Die Feststellung der G-SII durch die EBA hält sich eng an die Empfehlungen des Basel-Komitees zur Identifizierung global systemisch wichtiger Banken (G-SIB) und stellt Daten zur Verfügung, um die Gefährlichkeit der Institute für das System der EU-Banken festzustellen.

Die Erste Group wird von der EBA mit einem bilanziellen und außenbilanziellen Gesamtvermögen von knapp 231 Mrd. Euro gemeinsam mit 28 anderen europäischen Finanzinstituten als global systemrelevant angesehen. Auch die Bank-Austria-Mutter UniCredit wird als solche angeführt, nicht jedoch die Raiffeisen Bank International (RBI) bzw. deren Hauptaktionär, die Raiffeisen Zentralbank (RZB). Auffallend: In der Liste der 28 weltweit systemrelavanten Banken findet sich keine einzige deutsche Bank. die Liste finden sie übrigens hier: http://bit.ly/YGNrNo

Neben der bilanziellen Größe sind noch weitere Kategorien ausschlaggebend, um als G-SII eingestuft zu werden. Dazu zählen Vernetzung, Ersetzbarkeit, Komplexität und Aktivitäten in verschiedenen Rechtsordnungen.

Gemessen am bilanziellen und außerbilanziellen Gesamtvermögen liegt die HSBC mit 2.415 Mrd. Euro an der Spitze der europäischen G-SII, gefolgt von der BNP Paribas (2.031 Mrd. ) und Barclays (1.963 Mrd. Euro).

Auch was das Ausmaß der Vernetzung anbelangt, liegen die drei Institute an vorderster Front. So kommt die HSBC in dieser Kategorie auf ein Gesamtvolumen von 1.061 Mrd. Euro, BNP Paribas auf 954 Mrd. Euro und Barclays auf 666 Mrd. Euro. Ebenfalls stark vernetzt ist die Credit Agricole mit 700 Mrd. Euro, RBS (547 Mrd.) und Societe Generale (529 Mrd. Euro). Hier liegt der Wert für die Erste Group bei 88,7 Mrd. Euro.

Was ihre Ersetzbarkeit (Zahlungsaktivitäten, Vermögensverwaltung, Risikoübernahme) betrifft, sind HSBC (61.319 Mrd. Euro), BNP Paribas (53.927 Mrd.), RBS (47.624 Mrd.) und Barclays (39.661 Mrd. Euro) am schwersten zu ersetzen. Die Erste Group kommt hier auf einen Wert von 6.103 Mrd. Euro.

Von der Komplexität her (außerbörslicher OTC-Handel, Handelsaktivitäten, Available for sale/AFS Securities, sogenannte "Level-3-Assets" - das sind komplexe Derivate, strukturierte Anleihen und illiquide Kredite) liegt Barclays mit einem Gesamtvolumen 48.440 Mrd. Euro an der Spitze, gefolgt von RBS (45.842 Mrd. Euro) und BNP Paribas (39.310 Mrd. Euro). Die Erste Group kommt nur auf 270,5 Mrd. Euro.

Hinsichtlich der grenzüberschreitenden Tätigkeit in anderen Jurisdiktionen ist Barclays mit 49.726 Mrd. Euro am stärksten exponiert, gefolgt von der RBS (46.649 Mrd. Euro) und BNP Paribas (40.771 Mrd. Euro). Der Wert für die Erste Group liegt bei 470 Mrd. Euro.

Relevante Links: Erste Group Bank AG