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Stresstest: Diese Euro-Banken wackeln

Die Bankensektoren in den einzelnen Ländern des Euroraums unterscheiden sich erheblich. Vor den mit Spannung erwarteten Ergebnissen des EZB-Stresstests herrscht jedoch überall demonstrative Gelassenheit vor - verbunden mit einem Funken Hoffnung. Viele Geldhäuser haben schon gehandelt und ihr Kapital erhöht oder Altlasten abgeschrieben. Ein Überblick über die Banken in einigen europäischen Ländern:

DEUTSCHLAND: Ob Bankenchefs, Verbandsvertreter oder Aufseher - alle sehen die deutschen Institute gut gerüstet. Allerdings gibt es ein paar Wackelkandidaten. Vor allem jene Institute mit einem hohen Anteil an Schiffsfinanzierungen werden kritisch beäugt - allen voran die HSH Nordbank. Auch die NordLB und die Commerzbank haben viel Geld in dem angeschlagenen Markt investiert. Der Branchenprimus Deutsche Bank beschaffte sich im zweiten Quartal 8,5 Milliarden Euro frisches Geld - auch um angesichts grosser Rechtsrisiken für weiteren Gegenwind der Aufseher und Investoren gewappnet zu sein.

FRANKREICH: Bisher trotzen die französischen Grossbanken der schleppenden Wirtschaftsentwicklung auf dem Heimatmarkt. So erwirtschaftete etwa Societe Generale im zweiten Quartal den höchsten Gewinn seit 2010. Das Institut hatte in den vergangenen Jahren ebenso wie Konkurrent Credit Agricole schwer unter der Schuldenkrise in Südeuropa gelitten. Als einer der Gewinner der Finanzkrise gilt Frankreichs grösstes Geldhaus BNP Paribas. Das Institut will auch die Folgen einer Rekordstrafe von neun Milliarden Dollar in den USA ohne Kapitalerhöhung meistern.

GRIECHENLAND: Experten gehen davon aus, dass drei der vier systemrelevanten Banken (Piräus Bank, Alpha Bank und National Bank of Greece) mit Ach und Krach den Stresstest überstehen. Entscheidend aber ist, wie streng die Aufseher letztlich vorgehen. Ein grosses Problem sind faule Kredite. Die griechische Regierung hat noch einen Polster von etwa elf Milliarden Euro aus einem Fonds zur Unterstützung der Banken parat. Allerdings könnte ein Grossteil des Geldes schon vom grössten Sorgenkind, der Eurobank, aufgefressen werden.

SPANIEN: Die von Immobilien- und Wirtschaftskrise schwer getroffene Bankenwelt Spaniens geht nach harten Sanierungsprogrammen robuster in die neue Überprüfung. Allein in diesem Jahr sind schon mehr als 750 Filialen geschlossen worden. Für die Bankensanierung hatte die EU Spanien Kredite von mehr als 40 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Wirtschaftsminister Luis de Guindos erwartet, dass alle 16 spanischen Banken die Tests "mit guter Note" bestehen. Das gelte auch für die Grossbank Bankia, die mit Milliardenhilfen vor der Pleite gerettet und verstaatlicht worden war.

PORTUGAL: Trotz des Crashs der Banco Espírito Santo (BES) vor wenigen Wochen erwartet der nationale Bankenverband, dass alle vier portugiesischen Häuser gut durch die Tests kommen. Dafür haben sie aber schon handeln müssen. So beschaffte sich die als Wackelkandidat gehandelte Grossbank Millennium BCP über eine Kapitalerhöhung 2,5 Milliarden Euro frisches Geld. Die BES ist aufgespalten und mit einer staatlichen Kapitalspritze von 4,9 Milliarden Euro versorgt worden.

ITALIEN: Die Wirtschaft in Italien lahmt seit langem. Doch trotz jeder Menge fauler Kredite ist dem Bankenverband vor den Ergebnissen des Stresstests nicht bange: Italiens Grossbanken haben bereits reinen Tisch gemacht. So haben Unicredit und Intesa Sanpaolo 2013 Milliarden-Verluste hingenommen, unter anderem weil sie Altlasten abwerteten. Der angeschlagenen Monte dei Paschi gelang im ersten Halbjahr eine fünf Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung, sie gilt aber neben einige kleineren Banken weiter als Wackelkandidat.

GROSSBRITANNIEN: Mit Barclays, HSBC, Lloyds und der Royal Bank of Scotland müssen sich vier Institute aus dem Nicht-Euroland dem Stresstest der EU-Bankenaufsichtsbehörde EBA stellen. Dabei steht vor allem die in der Dauerkrise steckende RBS im Fokus. Zuletzt machte sie bei ihrer Sanierung aber deutliche Fortschritte und steigerte die harte Kernkapitalquote auf zuletzt 10,1 Prozent. Bei Barclays bleibt abzuwarten, wie stark sich die Rechtsrisiken und die Probleme im Investmentbanking auswirken.

IRLAND: Die nach der Finanzkrise mit Milliarden vom Staat geretteten Banken haben ihre Geschäfte stabilisiert und stehen hinsichtlich ihrer Kapitalausstattung recht gut da. Die Bank of Ireland, die Allied Irish Bank und die Permanent TSB haben ohnehin einen Grossteil ihrer Giftpapiere in die staatliche Bad Bank ausgelagert. Dennoch bleibt ein Restrisiko, dass die Prüfer noch Gift in den Bankenkellern finden.

ZYPERN: Die Präsidentin der Zentralbank Zyperns Chrystalla Georghadji hat wiederholt erklärt, die Banken "werden die Wette der Stresstests gewinnen". Dies hat auch der Chef der einzigen grossen Bank, der Bank of Cyprus, John Hurricane, erklärt. Anderthalb Jahre nach ihrer Rettung plant das Institut nun sogar wieder für Ende Oktober die Rückkehr an die Börse. Im Sommer sammelte es bei einer Kapitalerhöhung eine Milliarde Euro ein.

SLOWENIEN: Nachdem der Staat Ende 2013 mit einer Kraftanstrengung von 3,3 Milliarden Euro die Schieflage der wichtigsten staatlichen Banken bekämpft hat, wird nun nicht mehr mit Problemen gerechnet. Das Budgetdefizit war durch die Rettungsaktion auf 14,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hochgeschnellt.

ÖSTERREICH: Der Ausgang ist schwer kalkulierbar. Das liegt vor allem am traditionell hohen Engagement der Banken in Osteuropa. Sollte sich die Ukraine-Krise verschärfen, drohen massive Kreditausfälle. Schon in den vergangenen Jahren machte etwa das Ungarn-Geschäft den Geldhäusern immer wieder schwer zu schaffen. Unter den sechs grossen österreichischen Banken gilt am ehesten die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) als Durchfall-Kandidat. Die Regierung in Wien hat zuletzt im Zusammenhang mit der Hypo Alpe Adria ihr Banken-Hilfspaket von 15 auf 22 Milliarden Euro aufgestockt.