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Glechner: Wochenkommentar: Konjunkturdaten uneinheitlich

In den USA stieg die Industrieproduktion im Juli mit 0,4% M/M (Juni: 0,4%) unerwartet deutlich. Gegenüber Juli 2013 belief sich der Zuwachs auf 5,0% (Juni: 4,3% J/J). Die Kapazitätsauslastung verbesserte sich auf 79,2% (Juni: 79,1%), was dem höchsten Niveau seit Juni 2008 entsprach. Damit lag die Auslastung allerdings noch immer etwa einen Prozentpunkt unter ihrem langjährigen Durchschnittswert. Im Bundesstaat New York hat die Industrie im August überraschend stark an Fahrt verloren. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe der Region, der als ein früher Indikator für die gesamte US-Industrie gilt, verschlechterte sich auf 14,7 Punkte. Im Juli erreichte der Index mit 25,6 Punkten noch den höchsten Stand seit April 2010. Die Schwelle zwischen Wachstum und Kontraktion liegt hier bei null Punkten. Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im August eingetrübt. Der entsprechende Index von Thomson Reuters und der Universität Michigan fiel nach vorläufigen Berechnungen auf 79,2 Punkte (Juli: 81,8 Punkte) und erreichte damit das schwächste Niveau seit November. Die Inflationsrate belief sich in den USA im Juli auf 2,0% (Juni: 2,1%). Die Kernrate, die die volatilen Preise von Nahrungsmitteln und Energie nicht berücksichtigt, blieb bei 1,9% (Juni: 1,9%). Im Produzierenden Gewerbe der Eurozone hat sich das Wachstum im August unerwartet deutlich verringert. Der Einkaufsmanagerindex sank gemäß einer vorläufigen Berechnung auf 50,8 Punkte (Juli: 51,8 Punkte) und erreichte damit das niedrigste Niveau seit Juli 2013. Der Index für den Dienstleistungssektor verschlechterte sich auf 53,5 Punkte (Juli: 54,2 Punkte). In Deutschland hat sich das Wachstumstempo des Produzierenden Gewerbes gegenüber dem Vormonat nur leicht abgeschwächt (August: 52,0 Punkte, Juli: 52,4 Punkte). Auch im Dienstleistungssektor war nur eine leichte Verringerung des Wachstumstempos zu beobachten (August: 56,4 Punkte, Juli: 56,7 Punkte).

Die Aktienkurse sind in den letzten Tagen mehrheitlich gestiegen. Der Grund dafür lag vor allem in der Hoffnung auf eine Entspannung des Ukrainekonflikts, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin erklärt hatte, er wolle alles für ein rasches Ende des Konflikts tun und insgesamt die diplomatischen Bemühungen zur Lösung des Konflikts zuletzt wieder zugenommen haben. Am Samstag wird etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Kiew reisen. Am Dienstag findet ein Treffen von EU-Vertretern mit dem Präsidenten der Ukraine und dem Präsidenten Russlands im weißrussischen Minsk statt. Der ATX verzeichnete im Wochenverlauf einen Anstieg um 1,1%. Der NASDAQ Composite Index verbesserte sich um 2,1% und erreichte mit 4533,0 Punkten sogar den höchsten Stand seit März 2000. Der US-Dollar wertete im Wochenverlauf etwas gegenüber dem Euro auf. Mit USD 1,3241 je EUR erreichte die Währung das stärkste Niveau seit September 2013. Unterstützt wurde der Dollar von der Veröffentlichung von vereinzelt guten US-Konjunkturdaten. Aus dem Fed-Protokoll über das Treffen des FOMC vom 29./30. Juli ergab sich kein eindeutiges Bild. Demnach habe sich der Arbeitsmarkt zwar besser entwickelt als erwartet. Die meisten Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank waren jedoch gleichzeitig der Ansicht, dass eine Änderung ihrer Erwartung hinsichtlich des Zeitpunkts einer ersten Anhebung des Leitzinses von weiteren Informationen bezüglich der Entwicklung der Wirtschaft, des Arbeitsmarkts und der Inflation abhängen würde. In den nächsten Tagen wird die geopolitische Entwicklung weiterhin das Geschehen an den Aktienmärkten bestimmen. Auch die morgige Rede der US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen im Rahmen der Notenbankkonferenz in Jackson Hole wird von den Marktteilnehmern mit Interesse verfolgt werden. Insgesamt erwarten wir mit den nun wieder verstärkten diplomatischen Bemühungen zur Lösung des Ukrainekonflikts in den nächsten Tagen etwas steigende Aktienkurse. Da der Konflikt in der Ukraine jederzeit eskalieren kann – letzten Freitag sorgte etwa die Meldung, die Ukraine hätte einen russischen Militärkonvoi angegriffen, für einen starken Rückgang der Aktienkurse –, bleibt das Risiko eines Kurseinbruchs jedoch hoch. Beim US-Dollar erwarten wir im selben Zeitraum gegenüber dem Euro wenig Veränderung.