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Rosen: Teure Kurzmitteilung! ­Facebook kauft WhatsApp

Facebook (FB) hat in der Nacht seine bisher größte Akquisition bekanntgegeben. Man kauft den Kurzmitteilungsanbieter WhatsApp für insgesamt 19 Milliarden US-Dollar, was auch im relativen Vergleich aus der Sicht von FB ein riesiger Brocken ist. Die bisher größte Übernahme von FB war Instagram um 1 Milliarde US-Dollar.

WhatsApp punktet mit 450 Millionen aktiven Nutzern pro Monat, wovon 70 Prozent den Dienst täglich verwenden. Sie sind Marktführer bei mobilen Kurzmitteilungen in vielen (nicht allen) Ländern. Darüber hinaus sticht das Unternehmen durch seine mehr als vorsichtige Preispolitik heraus. Bis jetzt verlangt WhatsApp von seinen Kunden im ersten Jahr gar nichts, ab dem 2. Jahr dann einen Dollar pro Jahr. Man will sich vorerst auf das Wachstum der Nutzerzahlen fokussieren, und erst später die Monetarisierung in Angriff nehmen.

Analysten und auch Marktteilnehmer sehen die Übernahme eher kritisch. FB hat zuletzt vor allem unter den jungen Nutzern an Zuspruch verloren, im Gegensatz dazu weist WhatsApp gerade bei Teenagern starke Zuwachsraten auf. Man könnte also schließen, dass sich FB jene Anwender, die der ursprünglichen Applikation (also dem sozialen Netzwerk) den Rücken gekehrt haben, jetzt über andere Applikationen zukaufen will. Allerdings ist der Preis, den FB dafür zahlt, sehr hoch. Außerdem stellt sich auch im Falle von WhatsApp die Frage nach der Monetarisierung. Wie verdiene ich mit diesen Diensten Geld? Es werden schon erste Vorschläge gemacht, ob bei den Kurznachrichten dann in einer linken oder rechten oberen Ecke ein kleines Logo erscheinen könnte - z.B. von McDonald's, Coca Cola oder ähnlichem. Das letzte Wort in der Frage, wie man Kurzmitteilungen für Werbung erschließt, ist sicher noch nicht gesprochen. Man kann natürlich auch sagen, dass FB zwar einen hohen Preis für WhatsApp zahlt, aber am Ende des Tages keine Wahl hatte. Hätten sie nicht zugegriffen, hätte es ein Mitbewerber gekauft, was es auch zu verhindern galt. Dennoch sehen sich manche Beobachter angesichts des stolzen Preises an die späten 90er Jahre und die damalige Übertreibung an der Nasdaq erinnert. Dem Aktienkurs von FB hat der Deal im nachbörslichen Handel nicht gut getan, zeitweise ging es um fast 6 Prozent nach unten. Allerdings: in den letzten 12 Monaten hat der Kurs von FB um rund 130 Prozent zugelegt.

Fazit: Die Übernahme, wie kritisch man sie auch sehen mag, zeigt, dass die Musik derzeit in der Technologie spielt, sowohl bei Fusionen als auch bei Börsengängen. Bei letzteren gibt es ja jede Menge potenzieller Kandidaten, von Box und Dropbox bis King, dem Erfinder des derzeit gefragtesten Online Spiels Candy Crush. Diese Phantasie gibt dem Aktienmarkt insgesamt sicher positive Impulse. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass auch eine noch so durchschlagende Erfindung (FB!) trotzdem mit allen Mitteln darum kämpfen muss, sich neue Ertragsquellen zu erschließen und weiteres Wachstum sicherzustellen. Und die starken Kurseinbrüche in der Technologie in den Jahren nach 2000 sind wohl noch nicht vergessen, denn die Reaktion des Marktes auf derartige Deals ist heute sicher kritischer als damals.